Kapitel 31

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"Dancing in the Moonlight" von Thin Lizzy

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Bis zum Abend waren endlich alle Alphas oder ihre Vertreter in unserem Rudel angekommen. Auch Aaron war endlich da. Ich hatte ihn noch nicht getroffen, da ich mich mit Zach und Zoe zurückgezogen. Maya und Robbie leisteten Flynn und Liam Gesellschaft. 

Aber jetzt mussten auch Zoe, Zach und ich wieder aus unserem sicheren Versteck, vor den ganzen Gästen, wieder hervorkommen. Wir waren es beide noch nicht ganz gewöhnt, wieder mit so vielen Menschen auf einen Schlag zu tun zu haben.

Es war ein großes Barbecue angesetzt, um mit einem lockeren Abend auf ein schönes Wochenende einzustimmen. Seufzend stand ich auf. Zach war noch nicht eingeschlafen, also nahm ich ihn mit mir mit nach draußen. 

"Na komm schon. Wir stehen das gemeinsam durch", scherzte Zoe und zog mich mit sich raus.

Ich bin stark. Ich bin selbstbewusst. Ich bin eine Luna. Dieses Mantra sagte ich mir immer wieder auf und versuchte mich auch dementsprechend zu bewegen und zu verhalten. 

Überall standen Bänke und Tische aufgereiht und an allen saßen Familien, die sich lachend unterhielten. Es lief alles so harmonisch ab, wie ich es niemals erwartet hatte. Kein Alpha versuchte sich mit einem anderen anzulegen, keine Peinlichkeiten wurden hier ausgetragen. Es war einfach wundervoll mitansehen, dass auch wir Werwölfe einen Abend wie ganz normale, zivilisierte Menschen miteinander verbringen konnten.

Sofort, als Flynn mich sah, kam er zu mir und führte mich an unseren Tisch. Maya und Robert saßen schon am Tisch, der auf einer kleinen Tribüne stand. Als ich mich hinsetzte, nahm Flynn mir lächelt seinen Sohn ab und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich um und lief zum Ende der kleinen Tribüne.

"Hallo an alle! Ich möchte euch jetzt ganz offiziell herzlich willkommen heißen in meinem Rudel. Es freut mich unglaublich euch alle hier begrüßen zu können. Vor allen Dingen um die Geburt meines ersten Sohnes und damit des zukünftigen Alphas mit mir und meiner Familie zu feiern", sprach Flynn und sah dabei stolz auf seinen Sohn herunter. Es trieb mir immer wieder fast die Tränen in die Augen, wenn ich sah, wie süß mein Gefährte mit unserem Sohn umging. Flynn war wirklich der geborene Vater.

Nach seiner kurzen Ansprache begann das Abendessen. Am Buffet konnte man sich an Unmengen an verschiedenen Salaten und Brot bedienen, während das Fleisch, sowie auch Gemüse auf dem Grill vor sich hinbrutzelte. Oder besser gesagt auf den fünf Grills, da einer für die vielen Gäste definitiv nicht gereicht hätte.

Am Anfang war es ein ganzes schönes drunter und drüber, bis alle endlich Essen hatten und entspannt an ihren Tischen saßen.

"Na siehst du. Es läuft doch alles super", flüsterte Flynn mir leise zu und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich nickte nur, da er zwar recht hatte, aber ich ihm trotzdem nicht eingestehen wollte, dass ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache hatte. Es waren einfach zu viele Rudel, zu viele Alphas, zu viele Werwölfe auf einem kleinen Punkt.

Als endlich alle gesättigt waren, löste sich das ganze etwas mehr auf. Ein paar gingen Schlafen oder brachten ihre Kinder ins Bett, andere blieben an den Tischen sitzen und unterhielten sich leise, wiederum andere setzten sich an das entzündete Lagerfeuer und ein paar fingen an zur leisen Musik, die im Hintergrund spielte, zu tanzen. Lächelnd beobachtete ich die tanzenden Pärchen auf der Wiese. Nur die aufgehängten Girlanden spendeten Licht für die improvisierte Tanzfläche und gab dem ganzen eine romantische Atmosphäre.

"Darf ich bitten?", fragte mich plötzlich jemand. Erschrocken sah ich auf die ausgestreckte Hand. Der Besitzer war niemand anderes als Flynn. Lächelnd umschloss ich seine Hand mit meiner. Allerdings hielt ich im anderen Arm immer noch unseren Sohn. Sofort war Maya an meiner Seite und nahm mir meinen kleinen Engel aus dem Arm. Den Kleinen interessierte es recht wenig, bei wem er nun im Arm lag.

Flynn führte mich auf die Tanzfläche und warf dem Rudelmitglied am Mischpult einen einzigen Blick zu. Sofort stimmte ein langsameres Lied ein und mein Gefährte zog mich eng an sich.

"Ich liebe dich", flüsterte er mir liebevoll ins Ohr. 

"Ich dich auch", antwortete ich grinsend und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Grinsend legte ich meinen Kopf an seiner Schulter ab und ließ mich sanft zum Takt der Musik hin und her wiegen.

"Ich habe eine Frage an dich", fragte er plötzlich angespannter. Verwirrt sah ich ihn an und forderte ihn mit meinem Blick auf weiter zu reden.

"Würdest du mich heiraten?", presste er schnell hervor, "Also so richtig. Wie es bei den Menschen normal ist. Mit Standesamt und allem?"

Verdutzt sah ich Flynn an. Für Werwölfe war das nicht wirklich normal. Wenn man seinen Gefährten gefunden hatte und die Bisswunde am Hals trug, war das wie der Ehering. Es bestand einfach keine Notwendigkeit dafür. Vampire taten es gerne, weil sie noch an ihren alten Prinzipien festhielten, Hexen und Hexer waren wiederum wie Werwölfe. Sie hatten zwar ein Ritual, um Gefährten miteinander zu verbinden, aber eine Hochzeit brauchten auch diese nicht.

"Wenn du nicht willst, dann müssen wir das nicht tun", schob Flynn direkt unsicher hinterher.

"Nein", schüttelte ich den Kopf. "Ich würde dich sehr gerne heiraten. Die Frage hat mich nur etwas überrumpelt", gestand ich.

Breit grinsend drückte Flynn mir einen innigen Kuss auf die Lippen. Überrumpelt klammerte ich mich an seine Schultern. Es war schön, wie einfach es mittlerweile geworden war meinen Gefährten einfach wieder zu küssen, ohne Angst zu bekommen. 

Plötzlich räusperte sich hinter uns jemand. Erschrocken fuhr ich von Flynn weg und sah in die amüsierten Augen von Zoe.

"Ich störe euch ja nur ungerne, bei eurer Zweisamkeit, aber ich habe ein kleines Problem und bräuchte mal kurz Lia und Maya", meinte Zoe gezwungen ausgelassen.

Wie aufs Stichwort stand Maya neben uns und drückte Flynn Zach in die Arme. Dann zog sie Zoe und mich hinter sich her. Etwas abseits all der Menschen sahen wir nun fragend zu Zoe. Sie öffnete gerade den Mund und wollte anfangen zu reden, da stand plötzlich Ricardo neben uns.

"Geh bitte wieder", meinte ich schnell zu meinem übereifrigen Bodyguard. Dieser schüttelte nur den Kopf. Entschuldigend sah ich zu meiner Freundin. Diese zuckte aber nur mit den Schultern.

"Mein Gefährte ist irgendwo hier auf dem Gelände", flüsterte sie schnell uns gehetzt hervor.


Second chanceWhere stories live. Discover now