Kapitel 03

604 43 1
                                    

... oder warum ich Mathe hasse.

- LUNA -

Zuhause esse ich etwas mit meiner Mutter und gehe dann hoch in mein Zimmer. Ich habe eine Menge an Hausaufgaben zu erledigen, als ich eine Nachricht von meinem kleinen Bruder bekomme. Sofort öffne ich unseren Chat.

•17:49•
„Und? Wie ist die Schule?"
- León

•17:49•
„Ich dachte schon du meldest dich nie. Hier ist alles anders, aber wenigstens gibt es eine Cheerleading Mannschaft und ich habe eine Freundin gefunden, die Leid und Freude mit mir teilt."
- Luna

•17:50•
„Das klingt doch schonmal nicht schlecht!"
- León

•17:51•
„Werden Mama und ich den wenigstens schon vermisst?"
- Luna

•17:51•
„Von mir auf jeden Fall. Ich hätte nicht gesagt, dass ich das schon nach zwei Monaten sage."
- León

• 17:53•
„Vermisse dich auch! Lasse uns die Tage Videochatten. Du ich und Mama?"
- Luna

•17:54•
„Ja finde ich gut! Ich schreib dir dann nochmal. Bye."
- León

•17:45•
„Bye"
- Luna

Ich wünschte es wäre anders. Ich wünschte ich würde noch immer in dem Haus wohnen in dem ich mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder in Madrid, Spanien gewohnt habe, aber so wird es nie wieder sein. Die Scheidung meiner Eltern liegt ein Jahr zurück, ebenso wie Papas Auszug aus unserem alten Haus, aber Mama wollte soviel Abstand zwischen sie und unserem Vater bringen, wie nur möglich, weshalb sie lieber das Haus verkaufte und auf die andere Seite der Welt zog, anstatt einfach da zu bleiben. Da ich nicht ohne meiner Mutter kann, weil sie der wichtigste Mensch in meinem Leben ist, bin ich mitgegangen nach Buenos Aires Argentinien, auch wenn das Bedeutete, dass mein Bruder zu meinem Vater zog und in Spanien blieb, weil er grade erst ein Stipendium an einer Sportschule bekommen hatte und sich das auf keinen Fall verbauen konnte. Wir sind Scheidungskinder, die mit den Konsequenzen der Entscheidungen unserer Eltern leben müssen. Es ist schrecklich.

. . .

Am nächsten Morgen wache ich spät auf und gehe noch immer in Schlafanzug runter in die Küche. Es ist Samstag und Samstags vormittags ist meine Mutter immer arbeiten. Meine Mutter hatte Glück und wurde in der Firma, in der sie in Spanien arbeitete einfach überlegt, sodass sie nicht einmal einen neuen Job suchen musste. Ich holte Milch aus dem Kühlschrank und schüttete erst Cornflakes, dann Milch in eine Schüssel. Erst dann bemerkte ich, dass ich nicht alleine war. Ich hielt in der Bewegung inne, als ich Matteo erblickte, wie er ganz selbstverständlich auf unserem Sofa saß, als würde er das seit unserem Einzug jeden Samstag machen. Er grinst mich an und spielt mit einem Stift rum, den er in der Hand hält. Irgendwie ist es ein seltsames Bild ihn in diesem Wohnzimmer zu sehen. „Was machst du hier?" Das ist das erste, was ich sagen kann, während ich die Schüssel in meiner Hand sinken lasse. „Deine Mutter hat mich vor etwa eine Stunde ins Haus gelassen, als sie zur Arbeit gefassten ist.", erklärt er. „Sie...sie hat..was?" Ich stottere und komme mir dämlich vor. Schnell frage ich noch etwas, bevor er mit antworten kann. „Du bist seit einer Stunde hier? „Ja.", sagt er ganz selbstverständlich. Ich bin so überfordert mit der Gesamtsituation, dass ich nichts erwidern kann. „Aber erstmal einen guten Morgen. Du scheinst ein Langschläfer zu sein.", er grinst immer noch.. „Ja guten Morgen.", sage ich beiläufig, schüttle aber gleichzeitig den Kopf.„Was machst du hier?" Er lässt sich weiter ins Sofa sinken und hat den Arm lässig über die Lehne gestützt. „Du meintest, dass du schlecht in Mathe wärst und da du neu bist, dachte ich, dass ich dir etwas helfen könnte. Deine Mutter ist ebenfalls begeistert von der Idee gewesen." Plötzlich schwirren mit etlich Gedanken im Kopf herum. Natürlich findet meine Mutter die Idee gut, aber er hat trotzdem kein Recht dazu auf einem Samstag morgen hier aufzutauchen, als hättet er das Recht dazu. Als hätte ich ihm irgendwie erlaubt auf diese Weise in meine Privatsphäre einzudringen. Ich wünschte ich wäre am Monat, meinem ersten Schultag nicht so redselig ihm gegenüber gewesen. „Du stalker mich.", spreche ich meine Gedanken laut aus und starre ihn entsetzt an. Langsam erhebt er sich vom Sofa und erst jetzt fällt mir auf, was er anhat. Er trägt ein Hemd. Ein gemustertes, blaues Hemd. Welcher Mensch trägt in seiner Freizeit und vor allem in unserem Altern Hemden. „Was? Oh. Nein, Süße." Er kommt ein paar Schritte auf mich zu. „Ich will nur helfen." Ich schnappe nach Luft. „Woher weißt du, wo ich wohne?" „Das steht auf jeder Klassenliste. „Warum denkst du, dass ich will, dass du mir hilfst?" „Wer will das nicht." „Oh bitte." Ich lache auf und stelle meine Schüssel ab. „Ich schlage vor, dass du jetzt erstmal hochgehst und dich umziehst und anschließend kannst du frühstücken, während wir besprechen, was du nicht verstanden hast." Ich will ihn rausschmeißen. Ich will, dass er geht und noch mehr will ich, dass er nie gekommen wäre, aber stattdessen starre ich ihn so lange an, bis ich mich an das Bild gewöhne, wie er in Hemd in unserem Wohnzimmer steht und meine Wut langsam abschwillt. Anschließend gehe ich hoch, mache mich fertig und gehe dann wieder runter. Matteo hat sich inzwischen an die Inseltheke in die Küche gesetzt und blättert gedankenverloren in seinem Mathebuch herum, als ich mit meinen Mathesachen die Küche betrete. „Also gut.", seufze ich und lasse mich auf den Hocker neben ihn fallen. „Du klingst, als wäre das hier eine Qual für dich.", sagt er und sieht mich seitlich an, dann greift er nach meinem Buch. „Vielleicht ist es das ja auch."

——————————

Weiter?

𝐇𝐈𝐌 𝐀𝐍𝐃 𝐈 || 𝐋𝐔𝐓𝐓𝐄𝐎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt