Kapitel 17

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... oder wie ich beginne Matteo zu verstehen.

- LUNA -

Es dauert nicht lange, bis Matteo sich mit etwas geschnittenem Obst zu mir setzt. Sofort greife ich zu, um etwas zu tun zu haben. „Okay jetzt haben wir Zeit würde ich sagen." Ich nicke, während ich noch immer meinen Apfel kaue. Er zupft etwas seine Hose zurecht, dann legt er den Arm über die Lehne und räuspert sich. Wieso wirkt es, als würde ihn das nervös machen? „Also die Sache mit dem Test war nicht meine Idee, sondern Gastón seine. Ich habe ihm nicht erzählt, dass du an Ámbars Stelle mitkommst und als er es erfahren hat, wollte er sich einen Spaß erlauben, weil er denkt, dass du wie jede andere Hals über Kopf in mich verliebt bist und nur deshalb zugestimmt hast." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Du hältst ab echt viel von..." „Lass mich ausreden" Er streckt die Hand in meine Richtung. „Bitte", sagt er mit Nachdruck und lässt sie dann wieder auf seinen Schoß sinken. Ich nicke nur wieder. „Jedenfalls hat er mir davon erzählt, dass er uns einsperren könnte, um zu sehen wie gefügig du mir wärst. Er fand das einfach lustig. Ich war natürlich dagegen. Ich mache sowas nicht. Das ist total hinterhältig und gemein. Als er das Spiel vorgeschlagen hat und wir zusammen die sieben Minuten verbringen sollten, hatte ich Gastóns doofe Idee schon wieder vergessen. Ich dachte einfach nur an den Moment. Ich habe Ámbar noch nie betrogen und ich dachte was da passiert bleibt unter uns. Ich weiß auch nicht, aber ich war total sauer auf Gastón danach. Jetzt kannst du etwas sagen." Er nickt mir zu und seufzte. „Ähm.", ist zunächst alles, was ich herausbekomme. Zu viele Gedankenfetzen fliegen unkontrolliert durch meinen Kopf. „Was soll ich jetzt daraus interpretieren, Matteo?" „Was meinst du?" „Warst du jetzt einfach nur in Stimmung und konntest dich grade noch zurückhalten nicht mehr zu tun, oder hast du das Ganze doch als Challenge gesehen?" Ich kann Matteos Gesichtsausdruck nicht deuten, aber ich merke, dass Wut in seiner Stimme mitschwingt. „Oh Gott ich komme mir dämlich vor, Okay? Ich bin immer noch ein Teenager mit Bedürfnissen und du bist halt einfach attraktiv. Was soll ich machen?" Ich schnappe nach Luft uns klammere die Finger in das teure Ledersofa. „Oh klar verstehe. Also betrügst du deine Freundin, weil du einfach in Stimmung warst und sie grade nicht zur Hand war, ich aber schon und keine schlechte Alternative bin?" Jetzt bin ich diejenige, die ihn wütend ansieht. „Du willst das Ganze doch einfach nur schlecht für mich dastehen lassen. Du hast es doch zugelassen und du wusstest genauso wie ich, dass ich eine Freundin habe, aber geht es dir grade denn wirklich nur darum?" „Worum denn sonst?" Ich blicke ihm tief in die Augen. „Darum, dass du es gut fandest, es aber verleugnest, weil es dir nicht passt ausgerechnet mich zu mögen?" Ich beiße mir unabsichtlich auf die Zunge und ein Schmerz durchzieht mich, aber ich lasse mir nichts anmerken. Stattdessen merke ich, wie sich meine Gesichtszüge auflockern. „Und du? Du hast mich doch wochenlang umworben und alles getan, dass ich gar keine andere Chance habe, als dich zu mögen." „Fuck.", flucht er und schiebt sich die Finger in die Locken. Ich sage nichts mehr. Ich weiß nichtmal, was ich fühle. Wie soll ich mich dann ihm gegenüber öffnen. Warum sollte ich mich ihm gegenüber öffnen? Zudem kann mögen als weitläufig wahrgenommen werden. „Was glaubst du denn, warum ich das gemacht habe?" Er lässt das Ganze wie eine Frage klingen, die man nicht beantworten kann, wobei seine Antwort bereits im Raum schwebt und mit mir jeder Sekunde in der keiner von uns etwas sagt, mehr Angst macht. Matteo richtet sich weiter auf und dreht sich zu mir, während er den Arm auf die Lehne stützt. „Sag es..", fordere ich ihn ruhig auf, aber er schüttelt nur den Kopf. „Luna ich kann und ich will nicht." Mein Blick senkt sich und ich versuche alle Gedanken zu verdrängen, die sich grade an die Oberfläche erkämpfen wollen. Ich habe keine Ahnung, was als Nächstes passiert, weshalb mein Herz in einem unregelmäßigen schnellen Rückmuss schlägt. „Es ist besser so.", antworte ich in die Stille.

Es vergehen Minuten in denen sein Blick schwer auf mir liegt und ich nichts tun kann, als mit aller Kraft dagegen zu wirken ihn zu erwidern. Stattdessen esse ich ein Stück Apfel nach dem anderen, um das Gefühl zu haben, dass die Zeit schneller umgeht, aber das tut sie nicht. Seine nicht ausgesprochene Antwort, dass er mich ebenfalls sehr mag schwebt noch immer in der Luft zwischen uns. „Ich mag dich.", flüstert Matteo plötzlich in dir Stille. Ich antworte nicht, jedoch setzt mein Herzschlag aus, weil mögen vielseitig zu verstehen ist. „Sehr.", fügt er mit Nachdruck hinzu, wodurch für mich alles klar wurde. Als er sich vorbeugt und selbstbewusst wie immer zunächst eine noch feuchte Strähne hinter mein Ohr strich, die Hand auf meine Wange legt und schließt seine Lippen auf meine sinken lässt, rühre ich mich nicht. Mein Blick liegt lediglich auf ihm und erst als ich seine Lippen spüre, beginnt mein Herz gegen meinen Willen schneller zu schlagen, während sich meine Augenlider ganz automatisch schließen. Mein Körper ist mehr als bereit sich seinem Kuss hinzugeben, aber ich bin mir nicht sicher, ob mein Kopf das auch ist. Er küsst mich nicht wild, sondern sanft, aber noch immer selbstsicher. Ich erwidere den Kuss. Nicht weil mir nicht anders übrig bleibt, sondern weil es sich so gut anfühlt, dass ich nicht aufhören will. Aber das tut es viel zu schnell. Matteo löst sich und als ich die Lider wieder öffne sieht er mich bereits an. Ich atme hörbar aus und er lehnt sich wieder zurück in die Kissen. „Das war intensiv.", flüstert er in das stille Wohnzimmer und er hat recht. Der Kuss war intensiv ohne das wir übereinander herfallen mussten, wie es in Filmen immer dargestellt ist. Er leckt sich über die Lippen. „Also...du magst mich...sehr?", frage ich, obwohl er genau das soeben schon zugegeben hat. Er nickt nur und ich schüttle leicht den Kopf. „Und Ámbar? Liebst du sie etwa nicht?" Das Thema ist für mich noch immer nicht beendet und jetzt möchte ich nur noch mehr wissen, wie es mit ihm und Ámbar weitergeht. Jetzt hat er sie schließlich schon das zweite Mal betrogen. „Das ist so ne Sache.", antwortet er. Seine anschließende Redepause lässt mich nervös werden. „Es geht much nicht an, oder?", versuche ich seine Reaktion zu deuten. „Nein. Nein dich geht das schon was an. Spätestens jetzt zumindest. Ich habe um ehrlich zu sein keine Ahnung gehabt, ob ich Ámbar liebe oder nicht, aber eins steht fest. Ich glaube ich würde sie nicht betrügen, wenn du mir nicht mehr bedeuten würdest, als sie es je getan hat." Ich schnappe nach Luft. „Weißt du wann wir zusammengekommen sind?", fragt er dann, als hätte er mir nicht soeben gesagt, dass seine komplette Beziehung mit Ámbar für ihn kaum etwas bedeutet hat. Ich schüttelt den Kopf. „In der siebten Klasse Luna. In dem Alter weiß man nichtmal was Liebe wirklich bedeutet. Ja ich mochte sie, aber wir sind nicht zusammen, weil wir uns lieben, sondern weil es für uns normal ist. Ich denke Ámbar ist auch nur mit mir zusammen, damit sie das perfekte Mädchen bleibt." Ich kann nichts antworten als ein „Oh", dass meine Kehle unkontrolliert verlässt. Ich weiß zwar nicht, ob Matteo tatsächlich die Wahrheit sagt oder ob Ámbar genauso über sie denkt, aber ich hätte nicht gedacht, dass ihre Beziehung so platonisch gewesen war. Ich dachte sie wären das Traumpaar der Schule, aber das hier beweist mir mal wieder wie der Schein trügen kann. „Ich werde mit ihr Schluss machen. Ich glaube das ist das Beste und ich fühle mich dämlich, dass mir das erst jetzt bewusst wird."

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Neues Kapitel! Yay! Was sagt ihr zu Matteos Aussagen?

𝐇𝐈𝐌 𝐀𝐍𝐃 𝐈 || 𝐋𝐔𝐓𝐓𝐄𝐎Where stories live. Discover now