Textiles Handwerken mit Freifach Kosmetik?", zog ich sie grinsend auf, aber sie zuckte bloß mit den Schultern. Es schien ihr ernst zu sein.

„Womöglich? Das Freifach existiert vermutlich noch nicht, aber als Mitglied des Inneren Kreises könnte ich das durchsetzen." Ich konnte nicht widersprechen; sobald man einen Sitz im Inneren Kreis innehatte, könnte man auch bestimmen, dass Schweine fliegen konnten.

„Temporäres Mitglied", murmelte ich leise.

Cassia hatte es geschafft, Tragetasche und Trolley zu schließen, und der Boden kam wieder zum Vorschein.

„Ich hätte darauf getippt, dass du in der Schneiderei angelernt werden willst", gab ich zu. Cassia wirkte weder überrascht noch angetan von der Idee.

„Nur weil ich gerne gut angezogen bin, möchte ich meine Kleidung nicht auch selbst nähen", erwiderte sie schroff, aber fügte nach kurzem Zögern hinzu: „Dort gibt es zu viele Nadeln, das muss einen doch auf Dauer nervös machen."

Lachend warf ich ihr das letzte, paillettenlastige T-Shirt zu, das sich hinter dem Bett versteckt hatte.

„Lach nicht so", ermahnte sie mich streng, musste aber selbst grinsen. „Wenn wir uns gerade über wunde Punkte von Leuten lustig machen; wie läuft es bei dir und dem Wachhund?"

Das saß. Augenblicklich verging mir das Lachen und ich überlegte, was ich antworten sollte.

„Wie es läuft?", wiederholte ich schließlich, bemüht um eine ausdruckslose Miene. Ardens Verhalten heute hatte mich irritiert zurückgelassen, aber er hatte nichts Falsches getan. „Gar nicht."

Cassia schien meinen Stimmungsumschwung bemerkt zu haben, denn sie stellte ihre nächste Frage vorsichtiger. „Ihr streitet euch doch nicht, oder?"

„Nein", versicherte ich ihr schnell, „Nein, wir streiten nicht. Ich denke nur, dass wir andere Vorstellungen davon haben könnten, wie es weitergehen soll."

„Das willst du vermutlich nicht hören, aber Arden ist sehr reserviert. Wer weiß, was er geheimhält. Vielleicht hast du Glück, wenn aus euch nichts wird."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag sowas nicht. Er hat uns von Anfang an geholfen."

„Und wo war er heute den ganzen Tag?", hakte sie nach. In Cassias Stimme lag ein triumphierender Unterton, den ich ihr nicht gönnen wollte – aber ich konnte nichts dagegenhalten und sie fuhr fort. „Deine Anhörung findet morgen Vormittag statt und er verschwindet einfach?"

„Er hat irgendetwas über den Sturm gesagt", murmelte ich verteidigend. „Ich glaube, es geht ihm nicht besonders gut."

Cassia schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Oder Mr Vorstandsmitglied ist genauso launisch wie das Wetter. Was wissen wir schon über Sturmalben."

„Dasselbe könnte er über uns Nachtalben sagen. Wir haben nicht den besten Ruf, wie dir vielleicht aufgefallen ist."

Cassia zog an ihrem Koffer, bis er aufrechtstand. Dafür brauchte sie ganze drei Versuche und ich kam nicht umhin mich zu fragen, wie viel ihr Gepäck wog – und ob sie damit in ein Flugzeug einsteigen durfte.

„Nun da ich jedermanns Probleme gelöst habe, kann ich weiterziehen", rief sie theatralisch aus. Mein Augenrollen überging sie geflissentlich, während sie aufstand und den Rock ihres nachtblauen Kleids glättete. Was Arden und mich anging, war überhaupt nichts geregelt.

Ungefragt streckte ich einen Arm nach ihrer dicken Tragetasche aus, deren Gewicht ich stark unterschätzt hatte. Nicht nur der Koffer, auch ihr Handgepäck war zum Bersten gefüllt, und ich musste es mit beiden Händen fassen, um mein Gleichgewicht zu behalten.

Die Akademie der Lichtalben - Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt