Bonuskapitel ❋ Briefe an Dawn 1/3

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Liebe Dawn,

wow, wir haben es tatsächlich geschafft! Wir haben Somerfield und die Schule hinter uns gelassen und sind unsere eigenen Wege gegangen. Auch wenn ich hoffe, dass die Distanz uns nicht auf ewig trennen wird. Wir werden uns sehr bald wieder treffen, ich werde dich und unsere Eltern mit Sicherheit besuchen, sobald es nur möglich sein wird! 

Ich würde dir jetzt gerne erzählen, was in den letzten Wochen so passiert ist, denn das war eine ganze Menge und ich hoffe, dass du dich gerade schön gemütlich in unserer Bibliothek auf den großen Sessel hingesetzt hast und dich zurücklehnst, während ich dir ein wenig von meinem chaotischen Abenteuer erzähle. 

Es fing schon am ersten Tag an, an dem wir abends noch beim New Orleans Festival waren, um Skye anzufeuern, die dort einen Auftritt hatte. Und ich bin wohl die stolzeste beste Freundin, denn sie hat dort tatsächlich den Talentwettbewerb gewonnen und darf nun ihre eigene Single aufnehmen! Ist das nicht großartig? Sie hat es sich so sehr verdient. 

Dann war da ja noch die Sache mit dem Buch, das ich zusammen mit Luke auf einer wunderschönen Blumenwiese geöffnet habe. Dawn, du musst es dir unbedingt auch einmal durchlesen! Ich konnte nicht anders, als es direkt zu verschlingen. Es war wirklich so, als würde ich das komplette letzte Jahr noch einmal Revue passieren lassen. Aber ich habe es nicht einfach so durchgelesen, nein, denn das wäre doch langweilig, oder? 

Also haben Luke und ich ausgemacht, dass wir an dem Ort anhalten, wo wir gerade durchfahren, wenn ich das Buch beende. Es war an einem frühen Morgen, als es mir schließlich gelang, das Buch aus den Händen zu lassen. Und lass es mich dir sagen – Es war traumhaft und ich musste nicht wenige Tränen vergießen. Skylars Schreibweise hat mich so berührt, dass es einfach nicht anders ging. 

Naja, aber wie wir es abgemacht haben, hat Luke sofort angehalten. Wir befanden uns in irgendeinem Dorf mitten in Texas, das ausgestorben zu sein schien. Das hat uns aber nicht davon abgehalten, trotzdem auszusteigen und uns mal umzusehen. Wir waren beide ziemlich müde, da wir in der Nacht zuvor kein Auge zudrücken konnten. Also wollten wir schon ein irgendein Motel finden, wo wir zumindest ein paar Stunden Schlaf abbekommen konnten. 

Und das Motel fanden wir auch schließlich – Oder eher gesagt eine kleine, schäbige Hütte, die so aussah, als hätte sie seit Jahren niemand mehr betreten. „Wollen wir dort wirklich übernachten?", fragte Luke mich vorsichtshalber, kurz bevor wir dort hineintraten. „Wir haben es eigentlich nicht mehr allzu weit bis nach Dallas. Dort bekommen wir mit Sicherheit etwas Besseres." 

Aber ich schüttelte nur den Kopf, denn das war nicht Teil der Abmachung. „Wir sind nun mal hier gelandet und das müssen wir akzeptieren", antwortete ich und versuchte, positiv zu denken. Denn wie schlimm konnte es schon werden? Sekunden später stellte sich heraus, dass es Schlimmer nicht mehr ging. 

Wir betraten das „Motel" und sahen in die Augen eines älteren Herrn, dem die Bruchbude scheinbar gehörte. Er sah uns so an, als wären wir Aliens, denn scheinbar waren wir die einzigen Gäste und das wohl seit einer längeren Zeit. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, das seine Zähne zeigte – Oder das, was von ihnen übrig war. „Kundschaft! Wie schön!", verkündete er und kam aufgeregt auf uns zu. 

So weit so gut, der Herr schien noch relativ harmlos zu sein und den modrigen Geruch, den man im gesamten Motel vernahm, versuchte ich zu ignorieren. Er brachte uns höchstpersönlich zu einem der drei Zimmer und gab uns den leicht verkrümmten Schlüssel, mit dem wir die Tür wahrscheinlich sowieso nicht mehr abschließen konnten. Dann ließ er uns alleine und das war auch gut so, denn er hätte nicht gerne unsere Gesichter gesehen, als wir in das Zimmer traten. 

Dawn, du hast gerade bestimmt ein Bild eines hundert Jahre alten, schäbigen Zimmers im Kopf, wo die Wände ausgebleicht sind und das vielleicht so aussieht, als wäre es jahrelang nicht mehr geputzt worden. Aber lass mich dir sagen, dass dein Bild komplett falsch ist. Denn das Zimmer war wohl das Grauenvollste, was ich jemals gesehen habe! Mal davon abgesehen, dass das sehr kleine Bett das einzige Möbelstück darin war. Der Holzboden wirkte leicht grünlich, die Wände waren in den Ecken komplett mit Schimmel bedeckt. 

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWhere stories live. Discover now