Kapitel 22 ❋ Gedankenlesende Freunde

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Am liebsten wollte ich auch in Tränen ausbrechen. Diese Geschichte war herzzerbrechend und schlimm. Ich wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. 

„Wäre ich nicht auf diese Party gegangen, würde er noch leben", hörte ich Luke sagen und ich löste mich sofort aus der Umarmung. „Luke, du kannst dir doch nicht die Schuld geben", sagte ich leise. Er nickte. „Doch. Es ist meine Schuld. Weil ich keine Party auslassen konnte. Weil ich derjenige war, der getrunken hat. Und somit fahrunfähig war." 

Ich schüttelte den Kopf. „Du sprichst von dem Kerl, der deine Familie angefahren hat. Er ist es Schuld. Er hat getrunken und ist gefahren. Hörst du mich?" Luke nickte wieder. Es tat mir so weh, ihn so zu sehen. 

Ich habe mir noch nicht einmal im Traum vorstellen können, dass er eine so sensible Seite hatte. Und ich konnte nicht anders, als zu denken, wie sehr sich Skylar und Beau in ihm getäuscht haben.

„Seitdem bin ich kaum noch auf Partys. Nur gelegentlich nach Footballspielen. Und ich trinke auch nicht mehr. Damit sind zu viele schlechte Erinnerungen verbunden." Ich sah ihn traurig an. Ich hatte keine Ahnung, wie er sich fühlen musste. Das musste ein sehr schlimmes Erlebnis gewesen sein, das man sich kaum ausmalen wollte. 

Stumm saßen wir beide da. „Es tut mir leid, ich hätte dich das nicht fragen sollen", sagte ich irgendwann leise und schämte mich ein wenig. „Es muss dir nicht leidtun." Auf einmal umspielte wieder ein Lächeln sein Gesicht und ich sah ihn verwundert an. „Es ist schon irgendwie komisch, dass ich ausgerechnet dir das erzähle. Ich habe sonst mit niemandem wirklich darüber gesprochen. Noch nicht einmal Amelia weiß davon." 

Überrascht weiteten sich meine Augen und ich wusste nicht so recht, was ich darauf antworten sollte. Ich sollte die erste Person sein, die mit ihm darüber spricht? „Ich schätze, ich wollte nie darüber nachdenken. Du hast mich daran erinnert." Er sah mich an und ich drehte meinen Kopf sofort weg. 

Das hörte sich ein wenig so an, als würde er mir einen Vorwurf machen... „Keine Angst. Ich mache dir keine Vorwürfe." Was für ein Gedankenleser. Er machte es einfach schon wieder! 

„Es hat... Irgendwie gut getan, sich jemandem anzuvertrauen. Jemand, der nicht Amelia ist." 

Ich kam vor lauter Verwunderung gar nicht mehr heraus aus diesem Schockzustand, denn Luke überraschte mich mit jedem Satz aufs Neue. „Ich kenne dich eigentlich noch nicht wirklich, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dir vertrauen zu können", sagte er plötzlich und lachte. 

Da, schon wieder geschockt. Immerhin konnte er wieder Lachen, das war ein gutes Zeichen. „Jetzt bist du wohl total erstaunt, dass ich so etwas sage. Hm. Wie kann ich dich wohl wieder zum Reden bringen?" 

Daraufhin musste auch ich lachen. „Hör auf, meine Gedanken zu lesen. Das macht mir Angst", grinste ich. „Ach, ich kann deine Gedanken lesen? Ist das so? Dieses Gespräch kommt mir irgendwie bekannt vor." Luke sah mich mit einem Blick an, den ich nicht so richtig deuten konnte. Aber er gefiel mir.

„Irgendwie schon. Ich weiß auch nicht." „Lass uns das mal austesten. Du denkst an etwas, und ich versuche es zu erraten." Ich sah ihn an und lachte. „Du steckst wirklich voller Überraschungen, weißt du das?", kam aus mir heraus. Das wollte ich nicht sagen. Das sollte eigentlich nur in meinem Kopf bleiben. 

Luke lächelte nur amüsiert. „Ein Überraschungsei, sozusagen. Oder wie meinst du das?" Ich kicherte. „So in etwa. Aber gut. Ich denke an etwas. Rate." 

Er tat so, als würde er nachdenken und fasste sich an sein Kinn. „Hmm. Du denkst an... Mich." 

Mein Herz machte einen Satz und ich versuchte es zu ignorieren, während ich lachte. „Falsch. Versuch es noch einmal." 

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWhere stories live. Discover now