Kapitel 90 ❋ Mein Freund, meine Eltern, ein Plan und ich

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Ich brauchte sehr lange, bis ich meine Sprache wiedergefunden hatte und dann konnte ich nicht aufhören, Fragen zu stellen. „Was? Aber warum? Und wer sagt das? Und was meinst du mit ‚aufhören zu existieren'? Dawn, bitte sag es mir!" 

„Wir haben keine Zeit, du musst sofort mitkommen und ich erkläre dir alles unterwegs." Sie griff nach meiner Hand und zerrte mich schon die Treppenstufen hinunter. 

„Aber... warte!" Ich drehte mich nach Luke um, der überhaupt nicht mehr wusste, was hier los war. „Ich komme mit", meinte er standfest, schnappte sich einen Schlüssel und zwei paar Schuhe – für mich und für sich – und stand schon neben uns. 

„Nein!", rief ich empört. „Du gehörst ins Bett, Luke. Es ist kalt draußen und du bist schon genug erkältet." 

„Das ist mir egal, ich will wissen, was hier vor sich geht und wer schon wieder all meine Pläne durchkreuzen will." 

Ich löste mich aus Dawns festem Griff, während wir bereits in Richtung des Strandes liefen. Das alles war so verrückt, ich hatte das Gefühl, zu träumen. Was sollte dies bedeuten? Als ich gestern meine Eltern besucht habe, waren sie so überglücklich mit meiner Entscheidung und wollten, dass ich meine Träume verfolge. Was ist daraus geworden? Ich wollte nicht die Königin werden, das wussten die beiden besser als sonst jemand. 

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir bewusst wurde, dass mein Happy End wieder zu wackeln begann und der Traum von L.A. sich wieder auf Kilometer entfernte. 

Und während wir drei durch den Sand liefen, fing Dawn an, zu erklären: „Also, ich war bei unseren Eltern, es war ein sehr emotionales und sentimentales Wiedersehen, das ich niemals vergessen werde und ich habe gemeinsam mit ihnen einen Spaziergang durch das Schloss gemacht. Irgendwann kamen wir an der Bibliothek an und das Seltsame daran war, dass ich mich an diesen Ort wirklich gut erinnern konnte." 

Flüchtig schob sie die Efeuranken beiseite und wir traten in den Tunnel, der heute irgendwie sehr dunkel und furchteinflößend wirkte. „Jedenfalls habe ich mich sofort staunend umgesehen und dort war so ein Buch... Das Buch von Castelaria oder so etwas in der Art... Ich habe es aufgeschlagen und da standen ganz verrückte Sachen drin. Mum und Dad sahen sich dann so erschrocken an, als ich es in der Hand hielt und meinten, dass sie ganz vergessen hätten, dass dieses Buch überhaupt existiert. Angeblich sind dort bestimmte Regeln und Pflichten festgeschrieben, an die wir uns halten sollen, ansonsten ist Castelaria ihrem Untergang nahe. Frag mich nicht, wer dies kontrolliert, aber die beiden scheinen daran zu glauben und ob du es glaubst, oder nicht, ein paar der Dinge, die darin standen, machten wirklich Sinn." 

„Und dann stand darin, dass ich bis zu diesem einen Zeitpunkt die Königin werden soll?", fragte ich leise und musste schlucken. 

Bedauernd nickte meine Schwester. „Es muss einen Monat vor deinem 18. Geburtstag passieren, ansonsten verfällt die gesamte Übergabe der Krone und so weiter und so fort, keine Ahnung, das ist eine echt komplizierte Angelegenheit." 

Mein Kopf rauchte, während er versuchte, all diese Informationen einzuspeichern und ein logisches Bild zu ergeben. Aber im Moment befand sich darin nur ein Puzzle mit Hunderten von Teilen, die nicht zueinanderpassten. 

Viel zu schnell kam das Schloss in Sicht und wir rannten durch den Garten, so schnell uns unsere Beine tragen konnten. Dann die ewigen Treppenstufen hoch, bis Dawn die große Schlosstür aufmachte und ich in den Ort trat, an dem ich gerade am wenigsten sein wollte.

„Wow, ist das krass", hörte ich Luke neben mir flüstern. Ich konnte mich nur überhaupt nicht darauf konzentrieren, dass er das Innere des Schlosses gerade zum ersten Mal sah, weil ich zu überwältigt von meiner eigenen Angst war. 

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWhere stories live. Discover now