27| Weibliche Begleitung

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Green Day - American Idiot

Es war bereits Abends und wir waren auf dem Weg zurück zu den Bungalows.

Heute war nichts spannendes passiert, abgesehen davon, dass ich meine Beine nicht mehr spürte. Das Sportprogramm war heute noch anstrengender als gestern, weswegen Liv und ich direkt duschen wollten, wenn wir zurück bei den Bungalows waren.

,,Wie lange laufen wir noch?", rief einer aus der hinteren Reihe.

Ein Betreuer antwortete ihm, dass wir in ein paar Minuten da sein würden.

,,Fehlt nur noch, dass jemand sagt, er müsse aufs Klo und ein anderer ein Eis will", raunte mir Chuck zu und ich begann zu grinsen. So sahen die Autofahrten mit meinen Geschwistern meistens aus, das war aber noch relativ süß, weil sie noch klein waren.

Tatsächlich waren wir nach etwa fünf Minuten da und blickten in die Gesichter von zwei wütenden Betreuern. Sie hielten alle Bungalow Schlüssel in der Hand, weil wir die natürlich nicht mitnehmen durften.

,,Bungalow 4 und 7 herkommen", rief die Betreuerin mit den Schlüsseln in der Hand.

Amelia, Jess, Victoria und ein anderes Mädchen, dessen Namen ich nicht kannte, traten hervor und blickten sie fragend an.

,,Wer schläft im linken Teil des Bungalows auf dem rechten Bett?", fragte sie ernst.

,,Ich", meldete Amelia sich zögerlich.

,,Dir gehören also diese drei Flaschen?", stellte sie Amelie erneut eine Frage. Allerdings hielt sie diesmal zwei Flaschen Wodka und eine Flasche Tequila nach oben.

,,Was? Nein, natürlich nicht", stritt sie alles ab.

Ein Junge, ich meine er heißt Cole, rief : ,,Dürfen Sie überhaupt unsere Sachen durchsuchen? Besonders, wenn wir nicht einmal anwesend sind?"

,,Es ist mir egal, was ihr denkt, was wir dürfen und was nicht. Fakt ist, dass wir Alkohol und sogar Drogen gefunden haben. Zudem waren diese Dinge nicht einmal gut versteckt", entgegnete die Betreuerin mit einem arroganten Unterton.

,,Zurück zu dir", sagte sie und drehte sich zu Amelia, ,,wir ziehen die Flaschen ein und du hast hiermit eine ziemlich fette Verwarnung und deine Eltern werden angerufen. Die letzte Woche solltest du dich jetzt gut benehmen, sonst fliegst du aus dem Camp."

Amelia nickte ziemlich eingeschüchtert und ich drehte mich grinsend zu Liv um. Schadenfreude war dann doch die schönste Freude, dachte ich.

,,Um zum nächsten Bungalow zu kommen", fuhr die Betreuerin fort und deutete auf die beiden Jungen, die auch vorgetreten waren, ,,ihr redet gleich mit uns alleine, der Rest sollte das nicht mitbekommen. Der holt sich jetzt nämlich die Bungalow Schlüssel ab und geht."

Das war Livs und mein Stichwort und wir ließen uns den Schlüssel von der anderen Betreuerin geben, die uns monoton ansah.

,,Halleluja endlich", klatschte Liv begeistert in die Hände und ließ sich auf ihr Bett fallen.

,,Duschen?", fragte ich.

,,Duschen."

Wir packten also in Windeseile unsere Sachen zusammen, damit wir gleich nicht bei den Duschen warten mussten, weil es nur vier Stück gab.

***

Das Abendessen wurde heute um eine Stunde nach hinten verschoben, weil wir so spät ankamen. Dementsprechend hatten wir also schon 20:00 Uhr und warteten bei der Essensausgabe.

,,Hey", hörte ich eine sehr vertraute Stimme hinter mir. Shawn legte seine Hände an meine Hüften und drehte mich auf diese Weise um.

,,Hi", erwiderte ich lächelnd.

,,Die beiden Typen, die zu den Betreuern mussten, werden jetzt dem Camp verwiesen, weil sie Drogen dabei hatten", erzählte er mir und anscheinend auch Liv, weil diese sich umdrehte und "Was?!" rief.

,,Jep", nickte Shawn. ,,Find ich auch ziemlich heftig, aber sind sie selber Schuld, wenn sie schon Drogen mitnehmen. Übrigens kriegen die ihr Geld für die kommende Woche nicht erstattet", fügte er hinzu.

,,Das ist ja der Sinn dabei", entgegnete ich.

,,Ist aber nicht unser Problem", zuckte Shawn dann mit den Schultern und widmete sich der Frau an der Essensausgabe. Es gab ziemlich simple Nudeln mit Bolognese Sauce und für die, die kein Fleisch aßen, Tomatensauce.

Zwar aß ich auch nicht oft Fleisch, aber bei Bolognese Sauce wurde ich schwach.

Als aus unserer Clique alle mit dem Essen fertig waren, standen wir auf und gingen zu unseren Bungalows. Gerade als Liv und ich hereingingen begann es in Strömen zu regnen.

,,Sieht aus wie ziemlich lange Spaghetti", bemerkte Liv trocken und sah aus der Tür.

Ich lachte leise auf und ging ins Schlafzimmer. Mein Handy hatte ich vorhin an das Ladegerät angeschlossen und warf jetzt einen Blick drauf.

Kira fragte, wann ich denn zurück sei, damit wir uns treffen konnten.

Ich antwortete ihr : Wir kommen am Sonntag irgendwann zurück, also kannst du gerne bei mir pennen :D

Sonst hatte ich keine interessanten Nachrichten bekommen, nur von meinen Eltern und ein paar Freunden, von denen ich auf eine Party eingeladen wurde, was aber schlecht ging, wenn ich hier im Wald herumhängen musste.

Liv saß auf dem Sofa und versuchte den kleinen Fernseher, der vor ihr an der Wand hing, in Betrieb zu bringen.

,,Klappt es?", fragte ich grinsend mit hochgezogener Augenbraue.

Ich setzte mich auf die kleine Couch und nahm Liv die Fernbedienung aus der Hand.

,,Du bist ein Genie", murmelte sie und ich sagte nur lachend : ,,Bitteschön."

***

Eine halbe Stunde später standen Chuck, Shawn und Jonathan bei uns. Es war noch immer stark am regnen und sie standen wie drei nasse Hunde nebeneinander in unserem Bungalow.

,,Der Anblick ist irgendwie süß", sagte ich leise zu Liv.

Sie grinste und antwortete : ,,Und auch irgendwie ganz schön heiß."

Sie deutete auf die durchnässten T-Shirts von den Jungs, unter denen sich ihre Bauchmuskeln abzeichneten.

,,Seid ihr jetzt fertig mit dem abchecken?", fragte Jonathan und stöhnte merklich auf.

Ich begann zu lachen und sagte : ,,Alles gut, setzt euch."

Chuck und Jonathan verteilten sich auf die Couch und Shawn setzte sich in den Sessel. Eigentlich wollte ich zwei Stühle für Liv und mich holen, allerdings setzte sie sich auf Chucks Schoß.

Shawn blickte mich an und deutete auch auf seinen Schoß, jedoch setzte ich mich nur auf die Sessellehne.

,,Ich fühl mich irgendwie ziemlich single", verschränkte Jonathan seine Arme vor der Brust, wie ein kleines Kind.

,,Also ich fühle mich heute ziemlich Instagram", entgegnete Chuck trocken und alle im Raum begannen zu lachen.

,,Sollen wir dir eine weibliche Person suchen?", fragte Liv und tätschelte Jonathans Kopf.

Er nickte und in diesem Moment kam Matt herein.

,,Geht auch eine männliche?", rief Chuck und Matt blickte mehr als verwirrt drein.

***

Am nächsten Morgen standen wir gequält auf, weil die Jungs erst gegen 00:30 Uhr weg waren und wir dementsprechend wenig Schlaf hatten. Ich zog mir schnell meine graue Jogginghose, einen roten, kurzen Hoodie und schwarze Vans an, weil wir sowieso schon spät dran waren. Meine Haare band ich zu einem Dutt und wartete auf Liv, um zum Frühstück zu gehen.

,,Neue Woche - neues Glück. In dieser Woche gibt es neue Workshops, aber dieses Mal geht es mehr darum, dass ihr Vertrauen zueinander aufbaut und Aufgaben gemeinsam bewältigt. Ihr werdet in fünfer Gruppen aufgeteilt und bearbeitet an jedem Tag andere Aufgaben bei verschiedenen Teamern. Nachdem ihr alle gegessen habt und um 09:00 Uhr wieder hier erscheinen werdet, geben wir eure Gruppenmitglieder bekannt."

***
pizzatogo

Opposites AttractWo Geschichten leben. Entdecke jetzt