18| Noch mehr Küsse?

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Imagine Dragons - It's Time

-Siennas Sicht-

Mitten in der Nacht wurde ich von einem Türknallen geweckt. Völlig orientierungslos setze ich mich auf und das erste, auf dem ich mit meiner rechten Hand landete, war ein Körper.

Leise quietsche ich auf. Das war ein großer, ein wirklich sehr großer Fehler, denn mein Bettgenosse, von dem ich bis jetzt noch nichts wusste, wachte ebenfalls auf.
Der gute alte Shawn.

Bitte nicht, stöhnten meine Gedanken.

,,Was ist, kleine?", fragte er schlaftrunken.

Kleine?

,,Nichts, äh nichts. Ich habe mich nur gefragt, neben welchem schlafenden Nilpferd ich mich gerade befinde", erwiderte ich.

,,Hm", kam es nur zurück.

,,Okay, und wie bin ich jetzt hier gelandet?", fragte ich.

,,Du bist gestern am Felsen in meinen Armen eingeschlafen. Und jetzt hör auf zu reden, schlaf weiter", murmelte er schlaftrunken.

Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, wie es dazu kam, dass ich hier gelandet war und warum zur Hölle Shawn neben mir lag, anstatt auf den Sofa.

Du hast ihn 'Shawni' genannt und darum gebeten, dass er bei dir bleibt, flüsterte eine leise Stimme in meinem Kopf. Als mir das bewusst wurde, schlug ich mir gegen die Stirn.

Och nö.

Während ich mich weiter über meine eigene Dummheit aufregte, riss mich Shawn mit seiner rechten Hand herunter aufs Bett.

,,Schlaf jetzt", wisperte er in mein Ohr, was kaum einen Zentimeter von ihm entfernt war. Er ließ seinen Arm an Ort und Stelle - um meinen Oberkörper. Meinen Körper zierte inzwischen eine leichte Gänsehaut, warum wusste ich nicht.

Klitzekleines Gefühlschaos, lachte die Stimme in meinem Kopf.

***

Gestern Nacht war ich nun vermutlich wirklich in einen tiefen Schlaf gefallen, denn als ich aufwachte, lagen wir in der gleichen Position, wie vor einigen Stunden.

Shawn war noch nicht wach und kuschelte sich wie ein kleines Kind an mich dran. Heute Vormittag stand der letzte Workshop Tag an und dann gibt es endlich ein etwas anderes Programm. Als ich nach rechts und links um mich herum griff, um etwas wie ein Handy oder eine Uhr zu finden, bemerkte ich die Uhr um Shawns Handgelenk. Das war jedoch so verdreht, dass ich seine Hand umdrehen musste, um die Uhrzeit zu ermitteln.

Es zeigte 07:40 Uhr an. Behutsam versuchte ich Shawn zu wecken, indem ich mit einem Finger über sein Gesicht strich. Seine erste Reaktion war ein undeutliches, komisches Geräusch. Seine zweite Reaktion war, dass er endlich die Augen öffnete.

,,Guten Morgen", sagte ich etwas gedämpfter.

,,Hey", gab er in der selben Lautstärke zurück.

,,Wir müssen aufstehen, in 35 Minuten gibt es Frühstück", erklärte ich.

,,In 10 Minuten aufzustehen reicht völlig. Du ziehst einfach eine Jacke von mir über, Schminken ist sowieso unnötig und ich will noch hier mit dir bleiben", flüsterte er.

Als diese Worte jedoch ausgesprochen waren, wurde die Tür geöffnet. Zuerst sprang Chuck - wortwörtlich - in das Zimmer, gefolgt von Liv.

,,Sie lebt!", klatschte Liv begeistert in die Hände.

,,War ich jemals tot?", fragte ich verwirrt.

,,Für mich ja. Du warst die ganze Nacht weg", entgegnete sie mürrisch.

,,Du hattest ja auch besseres zu tun", mischte sich nun Shawn augenbrauenwackelnd ein.

Liv schwieg nun und grinste einfach nur vor sich hin.

,,Kommst du mit in unser Bungalow, Liv? Dann würde ich mich eben fertigmachen", fragte ich sie, aber ihre Antwort beließ sie bei einem Nicken. Grinsend und gleichzeitig kopfschüttelnd verließ ich das warme Bett und zog mir meine Schuhe an.

,,Bis gleich, Jungs", rief ich beim rausgehen.

,,So, sprichst du jetzt wieder?", fragte ich Liv grinsend.

,,Jep", erwiderte sie.

,,Ich sollte gar nicht fragen, was da gestern Nacht bei euch lief, oder?", stellte ich erneut eine Frage und bekam wieder ein mageres "Jep" als Antwort.

Im Bungalow wechselte ich meine Kleidung, band meine Haare zu einem lockeren Dutt und ging in das kleine, schäbige Bad. Dummerweise konnte ich mich gestern Abend nicht abschminken, also tat ich dies jetzt und trug im Anschluss nur eine stinknormale Creme auf. Viel Make-Up hatte ich sowieso nicht zu entfernen, weil ich nicht viel auftrug.

,,Fertig?", fragte Liv, die gerade die kleine Küche sortierte.

,,Fertig."

***

Beim Essen hatte ich ein mit Nutella bestrichenes Brötchen in Rekordzeit gegessen und stand gerade in der Schlange, um Nachschub zu holen. Shawn, Chuck, Liv und Matt saßen noch an ihren Plätzen und Adam stand bei mir.

,,Siennaaa", rief er laut.

,,Ja?", fragte ich lachend.

,,Ich nenne dich jetzt SiSi", brüllte er in der selben Lautstärke, wie eben. Ich verstand Menschen nicht, die ständig und durchweg schrien. Wenn jemand weniger als einen Meter von mir entfernt ist, konnte ich ihn trotzdem sehr gut verstehen, ohne, dass ich angeschrien wurde.

Ich lief wieder zurück zu den anderen und verschlang direkt das nächste Brötchen. Mit hochgezogener Augenbraue blickten mich drei Augenpaare an - außer Shawn. Er lachte mich aus.

,,Isch hab Hunga okay", nuschelte ich, woraufhin alle lachten.

,,Wasch?", fragte ich.

,,Nichts nichts", lachte Chuck leise.

***

Auf dem Weg zum Waschhaus - bepackt mit Spülzeug und meiner Kulturtasche - lief mir Shawn hinterher, was ich jedoch erst ein wenig später bemerkte. Ich war gerade dabei einen Teller nach dem anderen abzutrocknen, als ich weggezogen wurde, hinter eine Tür.

,,Was wird das, Shawn?", fragte ich.

Shawn legte seinen rechten Arm um meine Hüfte und von seinem linken Arm wurde ich stärker an die Wand gedrückt. Seine Hand fuhr über meinen Nacken, weiter runter zu meinen Schlüsselbeinen.

Ein kleines Kribbeln durchfuhr meinen Körper, als er seine Lippen auf meine legte, gefolgt von Verlangen nach mehr. Unsere Lippen verschmelzten miteinander und seine Hand zerstörte meine Frisur, was mir in diesem Moment vollkommen egal war. Wir beließen es bei einem normalen, aber zugleich heftigem Kuss, ohne unsere Zungen. Während er mich noch ein kleines Stückchen stärker gegen die Wand drückte, fanden sich eine meiner Hände an seinem Oberkörper wieder und die andere in seinen weichen Haaren. Zwischen unsere Körper hätte nicht mal mehr ein Stück Papier gepasst.

Als wir uns voneinander lösten, ein wenig außer Atem, durchdrangen mich seine dunklen Augen und er sah mich mit einem Blick voller Hingabe an.

,,Das", wisperte er und antwortete somit auf meine Frage, bevor er sich von mir löste und das Waschhaus verließ.

***
pizzatogo

Opposites AttractWo Geschichten leben. Entdecke jetzt