Kapitel 51

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Es dauert keine zwei Minuten, da ist Robert an meiner Seite.
Wahrscheinlich war er zwar in einem anderen Raum, aber nicht zu weit entfernt, damit er notfalls für mich da sein kann.
Und dafür bin ich ihm gerade so dankbar wie noch niemals zuvor.
Ich bin am Ende meiner Kräfte.
Zum ersten Mal so ausführlich darüber zu reden, hat mich alle Kraft gekostet und ich hatte das Gefühl, als würde ich alles noch einmal erleben.
Sogar noch schlimmer, als in meinen Träumen bisher.

Robert sagt kein Wort.
Stattdessen legt er einfach nur fest und beschützend seine Arme um mich und hält mich fest, gibt mir wieder Kraft und Halt.
Sein Kopf ruht auf meinen, ab und zu gibt er mir einen liebevollen Kuss auf den Scheitel und streichelt mir beruhigend über den Rücken.
Auf und ab.
Ich versuche mich nur darauf zu konzentrieren und meine Atmung daran anzupassen.
So sitzen wir einfach nur auf dem Fußboden ohne, dass jemand etwas sagt.
Es dauert eine Weile, aber nach und nach beruhige ich mich wieder, obwohl immer noch dicke Tränen meine Augen verlassen.
Sobald Robert das merkt hebt er mich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer.
Er legt sich neben mich, sodass ich meinen Kopf auf seiner Brust betten kann und nimmt mich erneut fest in eine Umarmung.

Als ich mich endlich richtig beruhigt habe, muss es schon Abend sein, denn langsam wird es draußen dunkel.
Robert hat die ganze Zeit nicht ein Wort gesagt, wofür ich ihm wirklich dankbar bin.
Sein gleichmäßiger Herzschlag beruhigt mich vollends.
Ich setze mich auf und greife auf dem Nachtschränkchen nach einem Taschentuch, um mein Gesicht damit abzutrocknen und mir die Nase zu putzen.
Durch das viele weinen sind meine Augen angeschwollen und brennen.
Robert legt seine Hände auf meine Schultern und massiert mich leicht.
"Es ist in Ordnung, wenn du jetzt nicht noch einmal darüber reden kannst. Ich verstehe das und es macht mir auch nichts aus, noch ein bisschen zu warten, bis du wieder bereit dazu bist."
Seine Stimme ist leise, trotzdem kann ich die Traurigkeit und Hilflosigkeit darin hören und das zerreißt mir fast das Herz.
Klar, am liebsten würde ich nie wieder darüber sprechen, aber er hat es einfach verdient, alles zu wissen.
Mir würde es in seiner Situation nicht anders ergehen.
"Nein. Ich werde dir alles erzählen jetzt.
Aber bitte, unterbrich mich nicht. Lass mich einfach drauf los reden.", bitte ich ihn und Robert stimmt sofort zu.
Ich setze mich eins Stück von ihm weg, damit wir uns gegenüber sitzen.
Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn er mich dabei anfässt, so sehr ich seine Berührungen auch immer genieße.
Und bevor ich es mir doch noch anders überlege, fange ich an zu reden.

***

Ich weiß nicht, wie lange alles aus mir heraus gesprudelt ist, aber inzwischen ist es draußen völlig Dinkel geworden.
Ich musste zwar hin und wieder kurz unterbrechen damit ich mich sammeln kann, aber ich habe ihm alles erzählt.
Jede Kleinigkeit und alles ganz ausführlich.
Robert saß mir dabei stumm gegenüber, aber ich konnte sehen, wie er immer blasser wurde.
Sein Gesichtsausdruck hat ständig zwischen traurig und wütend hin und her gewechselt.

Meine größte Angst ist es, das er mich jetzt mit anderen Augen sieht.
Ich ständig das Mitgefühl in seinen Augen sehen kann.
Oder er mich nicht mehr haben möchte. Das wäre das Schlimmste, was mir jetzt passieren könnte.
Würde ich Robert jetzt verlieren, weil er damit nicht umgehen kann was mir passiert ist, würde es mich zerstören.
Das wäre mein Ende.
Schon allein bei dem Gedanken daran fange ich sofort wieder bitterlich an zu weinen und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.
Ich hätte lieber die Vergewaltigung über mich ergehen lassen, als Robert zu verlieren.

Robert schaut mich einen Moment perplex an, als ich wieder zu weinen anfange, ist dann aber sofort bei mir und nimmt mich in seine Arme.
"Bitte.. bitte verlass mich jetzt nicht, Robert!
Ich könnte es nicht verkraften, dich jetzt zu verlieren!
Ich brauche dich an meiner Seite und ich liebe dich so sehr.
Du warst der einzige Grund für mich nicht aufzugeben, als ich dort gefangen war! Der Gedanke an dich hat mir die Kraft gegeben, nicht völlig zusammen zu brechen und weiter zu kämpfen!
Selbst wenn du mich nie wieder anfassen oder mit mir schlafen kannst, weil mich ein anderer Mann angefasst hat, aber du musst einfach bei mir bleiben. Bitte.."
Meine Stimme bricht entgültig und ich weine lauthals los.
Sämtliche Dämme brechen und ich finde keinen Halt mehr.
Robert löst seine Arme von mir und ich vermute, dass es das jetzt war.
Ich wurde fast vergewaltigt, war tagelang eingesperrt und bin im Moment ein nervliches Wrack.
Kein Wunder, dass er mich nicht mehr möchte.

Doch zu meiner Verwunderung legen sich seine Hände plötzlich an meine Wangen und er hebt somit meinen Kopf etwas an.
"Schau mich an, Teresa. Bitte."
Seine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
Ich öffne nur widerwillig langsam meine Augen und schaue ihn an, obwohl ich durch die ganzen Tränen kaum etwas erkennen kann.
"Bitte beruhige dich und hör mir genau zu."
Ich schließe kurz meine Augen und versuche mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren, damit ich mich beruhigen kann, was nach kurzer Zeit sogar funktioniert.
Mein Herz schmerzt so sehr bei dem Gedanken, Robert nun für immer verloren zu haben.

Auch er scheint sich kurz zu sammeln.
"Hör mir jetzt genau zu und vor allem, merke es dir ganz genau, Teresa!
Ich liebe dich! Mindestens genauso sehr wie du mich.
Egal was passiert ist oder noch passieren wird, es wird niemals einen Grund für mich geben, dich zu verlassen!
Ich werde immer an deiner Seite sein, dich trösten, dir Halt geben und für dich da sein, egal was passiert, hörst du?
Nichts kann oder wird uns trennen!
Wir werden alles zusammen meistern und immer füreinander da sein.
Die endlosen Tage ohne dich und mit der ständigen Angst, du könntest vielleicht schon tot sein, haben mir nur noch deutlicher gezeigt wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich dich an meiner Seite brauche.
Danke, das du mir nun alles erzählt hast.
Ich werde dir helfen, das Alles zu vergessen, damit wir unser Leben normal fortsetzen können und alles wieder so wird wie früher."
Ich kann kaum glauben, was ich da gerade höre.
Aber sobald ich mir sicher bin, das ich es mir nicht eingebildet habe, schwillt mein Herz nur so an vor Liebe und Zuneigung, Robert gegenüber.

Wir kuscheln uns in die Decken und Kissen und genießen einfach unsere Zweisamkeit, die wir beide so lange nicht mehr spüren durften.
Alles ist gesagt, es gibt für den Moment nichts mehr worüber wir reden müssten, also liegen wir einfach nur eng umschlungen da und kuscheln miteinander.
Ich könnte mir jetzt nichts schöneres vorstellen!

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