Kapitel 46

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Auf dem Weg zurück in meine Zelle, spricht Carolina kein einziges Wort mit mir.
Ich habe fast schon die Vermutung, das sie mit ihren Gedanken ganz woanders ist, über irgendwas nachdenkt.

Als wir wieder vor meinem Kerker stehen, öffnet sie mir wortlos die Tür, wartet bis ich drinnen bin und verschließt sie anschließend wieder.
"Wir sehen uns später, wenn ich dein Essen bringe.", höre ich sie noch sagen, dann wird es wieder ganz still um mich herum.

Erschöpft setze ich mich auf das Bett, ziehe meine Beine an und bette meinen Kopf darauf.
Ich schließe meine Augen und versuche in Gedanken das Gespräch mit Philipp Revue passieren zu lassen.
Hat er mir vielleicht einen versteckten Hinweis darauf gegeben, was er mit mir vor hat?!
Egal wie lange ich darüber nachdenke, mir immer wieder seine Worte durch den Kopf gehen lasse, ich komme zu keiner vernünftigen Antwort.
Es ist nicht abzustreiten, dass er sichtlich gekränkt ist wegen meiner Abfuhr.
Schon allein diese Tatsache verstehe ich nicht.
Philipp sieht wirklich richtig gut aus, demnach könnte er sicherlich jede Frau haben, die ihm gefällt.
Und eigentlich hatte ich ihn auch nie so eingeschätzt, dass er sich nur alle paar Wochen oder Monate mit mir trifft.
Da gab es sicherlich noch viele andere Frauen, mit denen er es genauso gemacht hat.
Warum also hat er sich so auf mich eingeschossen?!

Ich gebe es auf!
Das ganze Grübeln bringt mir absolut nichts!
Solange Philipp mir nicht selbst sagt, warum er mir das antut, bringen mir diese ganzen Spekulationen rein gar nichts.
Diese Machtlosigkeit macht mich fertig.
Ich will nicht länger hier festsitzen und jede Minute damit rechnen, das irgendwas schlimmes passiert!
Ich male mir die schlimmsten Szenarien aus und trotzdem bleibt die Ungewissheit!

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Als es draußen schon anfängt zu dämmern, schließt von außen jemand meine Zellentür auf.
Ich lag die ganze Zeit auf dem Bett, habe an die Decke gestarrt und von dem vielen nachdenken habe ich schon Kopfschmerzen.

Ich richte meinen Blick zur Tür, durch die kurz darauf Carolina mit einem Tablett herein kommt.
Sie schließt die Tür wieder hinter sich mit den Fuß und kommt zu mir herüber.
Ich setze mich auf, damit sie Platz hat das Tablett abzustellen.
Sie setzt sich ans Fußende und mustert mich aufmerksam.
"Wie geht es dir, Resa?"
Ihre Stimme klingt sanft und gibt mir das Gefühl, ihr mein Herz ausschütten zu können.
Nur leider kann ich mir nicht sicher sein, ob sie die geeignete Person dafür ist.
"Wie soll es mir schon gehen?", antworte ich resigniert und wende meinen Blick von ihr ab.
"Philipp hat mir zwar gesagt, warum ich hier bin, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass er mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.
Mal davon abgesehen, weiß ich immer noch nicht, was er mit mir vor hat oder wie lange ich noch hier eingesperrt bin.
Ich habe Angst und Sehnsucht und bin ein nervliches Wrack.
Diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig!", gestehe ich ihr und bin ein bisschen Stolz auf mich, das ich nicht schon wieder anfange zu weinen.
Ich schaue zu Carolina und habe den Eindruck, dass sie gerne etwas Bestimmtes sagen würde, sich aber nicht traut.
Sie wendet ihren Blick von mir ab und atmet tief durch.
Sie weiß etwas, wovon ich noch keine Ahnung habe!
"Bitte Carolina! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du so herzlos bist und es dir nichts ausmacht, wie Philipp mich hier behandelt!
Du weißt viel mehr als ich und ich bitte dich, es mir zu sagen!"
Meine Stimme ist fast nur noch ein Flüstern.
"Was genau hat Philipp mit mir vor?!"
Ich bin so unglaublich verzweifelt und überfordert.
Wieder einmal fließen mir stille Tränen die Wangen hinunter.

Carolina geht zum Fenster herüber und schaut in den schon fast schwarzen Himmel.
Sie scheint abzuwägen, ob sie mir etwas verraten soll oder nicht und ich hoffe wirklich, dass sie sich dafür entscheidet.
Ich sitze stumm da, beobachte sie aufmerksam und kann nichts anderes tun, als abzuwarten.

Why do you play with me?Where stories live. Discover now