Kapitel 40

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"Süße, machst du mir bitte drei Bier?", ruft mir ein junger Mann über den Tresen zu und lächelt mich verschmitzt an.
Es ist Samstagabend und die Bar ist brechend voll.
Heute hat unsere Stamm-Band wieder einen Auftritt bei uns und es werden von Mal zu Mal immer mehr Gäste, die sich den Auftritt ansehen möchten.
Da haben wir ja wirklich einen Glückstreffer gelandet!

Ich öffne drei Flaschen Bier und reiche sie dem zugegeben gutaussehenden Typ vor mir.
Als er mir das Geld hinlegt, liegt noch eine Visitenkarte dabei.
Jason McLee
Architekt
Ich schaue ihn fragend an und ernte dafür ein breites Grinsen.
"Falls du mal Lust auf eine unvergessliche Nacht hast!"
Er zwinkert mir nochmal zu und will dann verschwinden, aber ich halte ihn auf.
"Hey, warte mal!", rufe ich laut, damit er mich über die Musik überhaupt hören kann.
Als er sich wieder zu mir umdreht, kann ich sofort ein siegessicherens Grinsen auf seinem Gesicht erkennen.
Seine eisblauen Augen sind fest auf mich fixiert.
Bevor er sich mit den Ellbogen am Tresen abstützt, fährt er sich mit einer Hand durch sein hellblondes Haar.
Gutaussehend ist er auf jeden Fall, aber trotzdem nicht mein Beuteschema.
"Eine unvergessliche Nacht also?", frage ich lächelnd und ziehe eine Augenbraue nach oben.
Sein Grinsen wird breiter, als er sich näher zu mir herüber beugt.
"Ohja, das garantiere ich dir."
Der scheint ja echt von sich überzeugt zu sein!
Ich drehe die kleine, graue Karte in meiner Hand hin und her und tue so, als würde ich ernsthaft überlegen, lasse ihn dabei auch nicht aus den Augen.
Der Typ scheint sich am Ziel zu fühlen, denn er streckt eine Hand nach mir aus und greift sich eine Haarsträhne von mir, die sich aus meinem Zopf gelöst hat.
"Hör auf, darüber nachzudenken. Sei spontan, sag Ja und ich warte nach deiner Schicht gleich neben der Tür auf dich."
Einen Moment schaue ich ihm noch in die Augen, tue so als würde ich wirklich mit mir ringen.
Einen Augenblick später, reiche ich ihm das Kärtchen wieder.
Auf seinem Gesicht macht sich leichte Verwirrung breit, aber das versucht er sich nicht anmerken zu lassen.
"Sorry, aber ich hab kein Interesse. Ich habe meinen Prinz Charming schon gefunden und entschuldige, dass ich das jetzt sage, aber dem kannst du leider nicht das Wasser reichen."
Chrissy, die seit einigen Minuten neben mir steht und das Gespräch mitbekommen hat, fängt an zu lachen.
Jason vor mir, findet das aber alles andere als lustig.
"Und warum zum Teufel sagst du das nicht gleich und flirtest stattdessen noch mit mir?!", keift er sichtlich angepisst.
Ich zucke nur mit den Schultern und lächle ihn unschuldig an.
Ich bin inzwischen zwar in einer festen Beziehung, aber mit Männern spielen, tue ich immer noch gerne.
Allerdings nicht mehr so wie früher.
Beleidigt dreht er sich um und verschwindet in der Menge.
"Wow, Resa. Du hast es immer noch drauf! Ich muss sagen, für eine Sekunde hab selbst ich dir abgekauft, dass du ernsthaft mit ihm flirtest."
Chrissy lacht immer noch, während sie einen Cocktail zubereitet.
Ich grinse vor mich hin und bediene dann endlich weiter.

Irgendwann nach dreiundzwanzig Uhr wird es langsam etwas ruhiger.
Während Chrissy noch einige Gäste bedient, fange ich schonmal an hinter der Bar etwas sauber zu machen.
"Bekomme ich ein Bier?", höre ich plötzlich jemand sagen und sofort schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
Ich drehe mich um und schaue geradewegs in das hübsche Gesicht von Robert, der es sich auf einem Barhocker bequem gemacht hat.
Er trägt ein graues Hemd, von dem er die obersten drei Knöpfe geöffnet hat und auch die Ärmel hat er sich bis zu den Ellbogen hochgekrempelt.
Er sieht etwas müde aus und kommt jetzt wahrscheinlich erst von der Arbeit.
Ich nehme aus dem Kühlschrank zwei Flaschen Bier, öffne sie und umrunde den Tresen, damit ich mich zu ihm setzen kann.
Ich reiche ihm eine Flasche und stoße dann wortlos mit ihm an, bevor ich einen großen Schluck trinke.
Robert lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen und obwohl er wirklich müde und fertig zu sein scheint, versucht er sich das nicht anmerken zu lassen und lächelt mich herzlich an.
"Ist alles in Ordnung?", frage ich etwas leiser, damit uns sonst keiner hören kann.
Robert nickt und fährt sich mit einer Hand durch die Haare.
"Ja, alles gut. War nur ein anstrengender Tag. Die Verhandlungen mit einem neuen Kunden sind anstrengender als ich gedacht hätte.", erklärt er mir und nimmt dann einen großen Schluck.
Ich glaube ihm, denn so erledigt habe ich ihn schon länger nicht mehr gesehen.
Normalerweise blüht er förmlich in seinem Job auf.
Ich stelle meine Flasche auf dem Tresen ab und stehe auf.
Ich gebe ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, den Robert sofort vertiefen möchte, aber ich löse mich gleich wieder von ihm.
"Lass mich hier noch schnell fertig machen, dann können wir los."

Why do you play with me?Where stories live. Discover now