Kapitel 13

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Robert antwortet zuerst nicht, sondern setzt sich etwas seitlich, damit er mich richtig ansehen kann.
"Schau mich bitte an, Teresa.", bittet er mich leise und ich kann deutlich die Unsicherheit in seiner Stimme hören.
Ich tue ihm den Gefallen, setze mich ebenfalls seitlich und lege mein rechtes Bein angewinkelt unter das Linke auf die Bank.
(Kann man sich ungefähr vorstellen, wie ich das meine?? ^^)
"Ich weiß, dass es sich unglaubwürdig anhört, aber du musst mir glauben, dass ich es Ernst meine!", bittet er mich.
Verwirrt nicke ich einfach nur, obwohl ich keine Ahnung habe, wie er das meint.
Robert atmet tief ein, bevor er weiter spricht.
"An dem Tag, nachdem wir und das letzte Mal gesehen haben, musste ich kurzfristig und überstürzt ins Ausland.
Es gab ein riesiges Problem, das über diese Entfernung unmöglich zu klären gewesen wäre, also bin ich Hals über Kopf los.
Ich hatte nicht mal die Zeit, dir schnell zu schreiben, es musste einfach schnell gehen.
Nachdem ich dann in Shanghai gelandet bin, war schon am Flughafen ein riesiges Durcheinander, weil mein Koffer mit wichtigen Unterlagen verschwunden war.
Ich war völlig verzweifelt, aber zum Glück ist er nach etlichen Stunden wieder aufgetaucht.
Als ich dann endlich im Hotel war, wollte ich dich sofort anrufen und dir sagen, dass ich weg musste und nicht genau weiß, wann ich wieder da sein würde.
Ich habe alles auf den Kopf gestellt, aber ich konnte weder mein Handy, noch mein Portemonnaie irgendwo finden. Gott, das hört sich so unglaubwürdig an, aber bitte Teresa, du musst mir das glauben, denn es ist die Wahrheit! Irgendjemand hat mir wahrscheinlich am Flughafen die Säcke leer geräumt, ohne das ich es bemerkt habe!
Eigentlich war das kein Problem. Ich bewahre grundsätzlich meine Kreditkarte nicht in meinem Portemonnaie auf, deshalb waren es bloß ein paar Dollar, die der Dieb darin gefunden hat. Aber mein Handy.. Teresa ich hatte deine Nummer nicht im Kopf! Viel zu spät ist mir erst eingefallen, dass ich einfach hätte in der Bar anrufen können. Gott, ich bin so dumm!! Auch wenn es unglaubwürdig klingt, bitte glaub mir, Teresa!"
Ganz klar, Robert ist völlig verzweifelt und der Meinung, ich würde ihm das nie glauben.
Klar, in der heutigen Zeit ist es eigentlich überhaupt kein Problem, jemanden auf der anderen Seite des Kontinent zu erreichen, aber ich wäre wahrscheinlich genauso schusselig wie er und käme überhaupt nicht auf diese einfache Lösung.
Also ja, ich glaube ihm.
Das heißt aber noch lange nicht, das ich es ihm deshalb jetzt einfach mache.
Ich schweige bewusst länger als notwendig, um sein schlechtes Gewissen zu verstärken.
Ein bisschen leiden kann er jetzt doch auch mal, oder?!
Plötzlich lässt er meine Hand, die er die ganze Zeit über gehalten hat, los und rauft sich seine ohnehin schon zerzausten Haare.
"Sag es nur, ich hab's vergeigt.", sagt er leise und schließt seine Augen.
Ich bleibe weiterhin stumm und schaue in die dunkle Nacht hinaus.
Erst, als er aufstehen und gehen will, lege ich meine freie Hand auf seinen Arm.
Verwundert schaut er nun zu mir herüber und scheint darauf zu warten, dass ich ihn schlage, anschreie oder sonst was.
"Ich glaube dir, Robert.", sage ich stattdessen ruhig und erwidere fest seinen Blick.
"Du ...?!"
Offensichtlich hat er damit absolut nicht gerechnet, denn er weiß gar nicht, was er sagen soll.
Schmunzelnd greife ich nach seiner Hand und nehme sie wieder in meine.
"Wahrscheinlich würde dir das kein normaler Mensch glauben. Da ich mir aber selbst zutrauen würde, dass mir so was auch passieren könnte, glaube ich dir.
Das heißt aber nicht, das wir jetzt einfach da weiter machen, wo wir aufgehört haben.
Ein bisschen musst du jetzt auch leiden, schließlich musste ich das fast sechs Wochen lang tun!"
Selbst wenn ich ihm jetzt nicht gleich einen Freifahrtsschein gegeben habe, ist es nicht zu übersehen wie sehr er sich über meine Entscheidung freut und auch ich kann mir jetzt ein kleines Lächeln nicht mehr verkneifen.
"Ich werde dir zeigen, dass ich es wirklich ernst mit dir meine und ich werde versuchen, alles wieder gut zu machen. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass du mir noch eine Chance gibst, umso glücklicher bin ich dafür jetzt!"
Wie schon so oft heute Abend, drückt er wieder meine Hand. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich jetzt nichts dagegen wenn er mich küssen würde und das versuche ich ihm auch mit meinem Blick zu sagen, aber Robert geht darauf gar nicht ein.
Wir unterhalten uns noch eine Weile über alles Mögliche, bevor wir zurück zur Bar gehen, die inzwischen schon längst geschlossen ist.
Robert öffnet mir die Beifahrertür seines Audi.
Er hat darauf bestanden, mich noch nach Hause zu bringen, damit mir nichts passieren kann.
Robert ist nicht wie die anderen Männer mit denen ich bis jetzt zu tun hatte, das war mir von Anfang an klar.
Und ganz ehrlich, genau das gefällt mir auch so sehr an ihm.

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, bekomme ich das fette Grinsen überhaupt nicht mehr aus dem Gesicht.
Nachdem wir gestern Abend hier ankamen, hatte ich Robert noch angeboten mit rein zu kommen, aber das wollte er nicht.
Nachdem er mir erzählt hat, das er vom Flughafen aus gleich zu mir gekommen ist, konnte ich das durchaus verstehen.
Nach einem fast vierzehn stündigen Flug wäre ich auch fertig mit der Welt und würde nur noch ins Bett wollen.
Aber zu wissen, dass er extra direkt zu mir gekommen ist, um mich zu sehen und mir alles zu erklären, ist ein unglaublich tolles Gefühl.
Ich habe ihm dann noch meine Nummer gegeben und insgeheim gehofft, dass er mich vielleicht zum Abschied küssen würde.
Zwar habe ich einen bekommen, aber leider nur auf die Wange.

Nach einer wohltuenden Dusche sitze ich jetzt in der Küche und frühstücke ausgiebig.
Es ist zwar schon fast Mittag, aber weil ich erst vor gut einer Stunde aufgestanden bin, habe ich noch keine Lust auf Mittagessen gehabt.
Das Vibrieren meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken.

Von: Robert
An: Resa
Guten Morgen, meine Schöne. Falls du noch nichts anderes vorhast, würde ich dich gerne um siebzehn Uhr abholen kommen. R.

Schon als ich gesehen habe das die Nachricht von ihm ist, hat sich mein Herzschlag erhöht.
Ich schreibe ihm sofort zurück, das ich Zeit habe und mich schon freue.
Auf die Frage, ob ich was bestimmtes anziehen soll, meinte er nur es soll bequem aber auch hübsch sein.
Also nicht einfach nur Hose und Shirt, okay.

Die Zeit, bis Robert mich abholt, habe ich sinnvoll genutzt, in dem ich noch gewaschen und meine Wohnung aufgeräumt habe.
Wirklich schmutzig war es zwar nicht, aber ab und zu Staubwischen muss einfach sein.
Nun habe ich noch etwa vierzig Minuten, bis er kommt.
Ich habe mich nach langem hin und her für ein schlichtes, blaues Kleid entschieden. Dazu schwarze Ballerina und meine Haare lasse ich mir lockig über die Schulter fallen.
Wie auch sonst, schminke ich mich nur ein wenig und dezent.
Zufrieden mit meinem Spiegelbild, werde ich immer nervöser.
Nicht nur, weil ich nicht weiß was er vorhat, sondern auch wegen ihm selbst.
Allein zu wissen, das ich ihn nun hoffentlich wieder regelmäßig sehen werde, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und ein freudiges Gefühl in den Bauch.
Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, klingelt es auch schon an der Tür.

Why do you play with me?Where stories live. Discover now