Kapitel 27

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Seit dem kleinen Zwischenfall mit dem Typ sind schon wieder einige Tage vergangen und inzwischen denke ich schon gar nicht mehr daran.

Heute ist es in der Bar mal wieder sehr ruhig und ich bin froh, dass ich zusammen mit Kilian und Chrissy endlich einen kleinen Plan ausgeklügelt habe, wie wir das Geschäft wieder etwas ankurbeln können.
Wir haben uns überlegt, das wir einen Tag in der Woche eine Art Happy Hour anbieten, zu der es verschiedene Getränke, zum Beispiel Cocktails billiger gibt.
Vielleicht zieht das ja einige Gäste an.
Außerdem lassen wir Flyer drucken, die wir auf den Straßen verteilen und mit denen es einen kleinen Rabatt auf ein Getränk gibt.

Völlig in meine Zeitschrift vertieft, in der ich etwas herum blättere, bekomme ich überhaupt nicht mit, dass jemand herein kommt.
Erst, als sich zwei kräftige Arme um meine Taille schlinge, erschrecke ich mich.
Allein an der Art, wie mich derjenige hält kann ich ganz sicher ausschließen, dass es Robert ist.
Deshalb drehe ich mich ruckartig um und bringe dabei auch etwas Abstand zwischen uns.
Perplex und überrascht stehe ich Philipp gegenüber und weiß im ersten Moment gar nicht, was ich sagen soll.
In den letzten Wochen habe ich überhaupt nicht mehr an ihn gedacht und nach unserem letzten Aufeinandertreffen, das ja nicht so angenehm war, ging ich eigentlich davon aus, dass sich das Thema für ihn erledigt hat.
Da habe ich mich wohl geirrt..

"Philipp.", sage ich betont gleichgültig und hoffe, er versteht den Wink mit dem Zaunpfahl.
Seine blauen Augen ruhen eine Weile auf mir und ich kann nicht sagen, was er gerade denkt.
Er beäugt mich von oben bis unten, bevor sich ein dreckiges Lächeln auf seine Lippen legt.
Früher fand ich diesen Blick anziehend, aber jetzt ekelt er mich nur noch an.
"Du hast mich beim letzten Mal ziemlich verärgert, ist dir das klar?!"
Seine Stimme ist zwar leise, aber ich kann trotzdem heraushören, dass er mir das wohl immer noch nicht verziehen hat und ich damit wohl ziemlich seinen Stolz verletzt habe.
Das Blau seiner Augen durchbohrt mich regelrecht.
Ich habe zwar keine Angst vor Philipp, aber einen gewissen Respekt alle mal.
Da er merkt, dass ich nichts auf seine Äußerung hin sage, ergreift er erneut das Wort und dabei einige Schritte auf mich zu, sodass uns nur noch der Tresen voneinander trennt.
"Zugegeben.", beginnt er und fixiert mich dabei mit seinen Augen.
"Ich war ziemlich wütend auf dich deswegen.
Aber inzwischen bin ich mir sicher, dass du dein plötzliches Verschwinden mittlerweile bereust und mich mit Sicherheit nicht noch einmal völlig geil und mit einem riesigen Ständer einfach stehen lässt.
Deshalb gebe ich dir eine zweite Chance.
Sobald deine Arbeit hier beendet ist, kommst du mit zu mir ins Hotel, besorgst es mir ordentlich und damit vergessen wir das Alles dann.", schlägt er mir vor, obwohl es sich eigentlich nicht nach einem Vorschlag, sondern eher nach einem Befehl anhört.
Und seine Stimmlage und seine Haltung geben mir klar zu verstehen, dass ich mich nicht wagen sollte ihm zu wiedersprechen.
Aber genau das werde ich tun.

"Hör zu Philipp. In den letzten Wochen hat sich bei mir einiges verändert.
Ich habe dich nicht umsonst einfach stehen lassen.
Ich bin inzwischen in einer festen Beziehung und bin dabei, mit meinem alten Leben abzuschließen. Deshalb werde ich weder heute, noch in Zukunft nochmal die Nacht mit dir zusammen verbringen. Diesen Teil habe ich hinter mir gelassen, verstehst du?"
Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Worte richtig gewählt habe, aber ich hoffe einfach, dass er das versteht und mich in Zukunft einfach in Ruhe lässt.
Mal ehrlich. Philipp sieht verdammt heiß aus, deshalb wird er wohl keine Probleme damit haben, eine andere Frau zu finden, die ab und an die Nacht mit ihm verbringt.

Ich halte seinem undurchschaubaren Blick stand und versuche damit meinen Worten noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen.
In Philipp's Gesicht verändert sich etwas.
Seine Augen werden zu Schlitzen, seine Kiefermuskeln spannen sich an und auf seiner Stirn bilden sich kleine Fältchen.
Ganz klar, er ist sauer!
Würde ich ihn nicht kennen, würde ich spätestens jetzt furchtbare Angst vor ihm bekommen und zusehen, dass ich so schnell wie möglich von hier weg komme.
Eigentlich sollte ich das jetzt trotzdem tun, aber ich kann ja schlecht abhauen und ihn hier in der Bar zurück lassen.

Nach einem Moment der Stille, stützt er sich mit den Ellenbogen auf der Theke ab und kommt mir dadurch etwas näher.
"Ich hoffe inständig für dich, dass das gerade ein schlechter Scherz von dir war, Resa!", knurrt er verärgert und do langsam bekomme ich wirklich etwas Angst vor ihm.
"Doch."
Ich versuche, meine Stimme fest klingen zu lassen, damit er endlich merkt, dass ich es Ernst meine und zu meiner Freude gelingt mir das sehr gut.
"Ich meine es genau so, wie ich es gerade gesagt habe, Philipp.
Ich bin glücklich in meiner Beziehung zu Robert und schon allein deswegen würde ich sie niemals dadurch gefährden, weil ich mit dir Sex habe.
Such dir eine andere Affäre."
Ich kann gar nicht so schnell reagieren, da steht er schon direkt vor mir.
Wie zum Teufel ist er jetzt so schnell hinter den Tresen gekommen?!
Ohne es wirklich wahrzunehmen, trete ich einige Schritte nach hinten, bis ich gegen das Waschbecken stoße und damit in der Falle sitze.
Langsam bekomme ich wirklich Panik, denn ich kann Philipp gerade absolut nicht mehr einschätzen.
"Du gehörst mir! Ob du das nun willst oder nicht ist mir scheiß egal! Und wenn ich sage, wir werden heute Nacht Sex haben, kannst du daran überhaupt nichts ändern, hast du mich verstanden?!"
Bis eben war seine Stimme zwar bedrohlich, aber dennoch ruhig. Aber jetzt spuckt er mir seine Worte entgegen das ich ihn gar nicht wiedererkenne.

Gerade als er mich am Arm packen will um sonst was mit mir zu tun, wird er plötzlich von mir weggezogen.
Und da er damit überhaupt nicht gerechnet hat, taumelt er einige Schritte zurück, kann sich aber noch rechtzeitig am Tresen festhalten, bevor er zu Boden geht.
Mit wutverzerreten Gesicht dreht er sich um und schaut Robert an, der mich gerade vor Schlimmerem bewahrt hat.
"Nimm. Sofort. Die. Finger. Von. Meiner. Freundin.", sagt Robert in einem bedrohlichen Ton zu ihm, der selbst mir eine unangenehme Gänsehaut verschafft.
Ich habe Robert noch nie so wütend erlebt.
Wahrscheinlich würde er sich sogar mit Philipp meinetwegen prügeln.
Sobald Philipp den kurzen Schock überwunden hat, baut er sich bedrohlich vor meinem Freund auf und macht sich schon dafür bereit, auf ihn loszugehen.
"Mach das ruhig. Einen Grund mehr für die Polizei, die schon auf dem Weg ist, dich festzunehmen!", provoziert Robert ihn und sobald Philipp das Wort Polizei hört, verändert sich seine Haltung deutlich.
Nach einem argwöhnischen Blick zu Robert, sucht er nun wieder den Blickkontakt zu mir.
Und ich muss ehrlich zugeben, dass mir sein Blick unglaubliche Angst macht, denn seine Augen strahlen Puren Hass aus.
"Das wirst du mir noch büßen, du kleine Schlampe!", spuckt er mir noch entgegen, bevor er sich umdreht und aus der Bar stürmt.

Unglaublich erleichtert setze ich mich auf einen Hocker und bemerke erst jetzt, wie viel Angst ich wirklich hatte, denn mein Herz rast und meine Atmung ist ebenfalls viel zu schnell.
Nachdem Robert die Tür abgeschlossen hat kommt er auf mich zu und nimmt mich wortlos in den Arm.
Ich kralle mich an ihm fest, suche Halt bei ihm und atme erleichtert aus.
Robert streichelt beruhigend meinen Rücken auf und ab, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe.
Irgendwann löst er sich von mir und ich höre, wie er nach einer Flasche greift uns etwas in Gläser füllt.
Erst als er mir eins der Gläser hinhält, erkenne ich das es sich wohl um einen Whisky handelt.
Dankend nehme ich das bernsteinfarbene Getränk an und leere das Glas in einem Zug.
"Hoffentlich hast du nicht vor es zur Gewohnheit werden zu lassen, dass ich dich vor irgendwelchen Kerlen in Schutz nehmen muss."
Ich bin mir zwar sicher, dass er es genauso meint wie er sagt, aber er versucht es mit einem Grinsen im Gesicht als Scherz zu verkaufen.
Müde schüttele ich den Kopf.
Nein, das will ich auf gar keinen Fall und ich hoffe wirklich, dass es von Philipp nur eine leere Drohung war und ich ihn am besten nie wieder sehen muss!

Why do you play with me?Where stories live. Discover now