Kapitel 45

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Eisblaue Augen mustern mich ausgiebig.
Sein Blick gleitet einmal kurz über meinen gesamten Körper, bevor sich unsere Blicke wieder treffen und ich augenblicklich aufhöre zu atmen.
Philipp!
Er beäugt stumm jede meiner Bewegungen, bevor er langsam auf mich zu kommt und mich dabei irgendwie pervers angrinst.

"So sieht man sich also wieder!"
Seine Stimme ist dunkel und rau, gleichzeitig aber auch voller Ironie.
In diesem Moment macht er mir mehr Angst, als je zuvor und ich weiß wirklich nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.
Einerseits bin ich unglaublich wütend auf ihn für das, was er mir angetan hat.
Aber auf der anderen Seite traue ich mich nicht wirklich ihm jetzt eine Szene zu machen, weil ich absolut nicht einschätzen kann, wie er darauf reagiert.
Ich habe einen ganz anderen Philipp vor mir.
Das ist nicht der Mann, mit dem ich so oft Sex hatte.
Vielleicht steht aber jetzt der Philipp vor mir, der er wirklich ist!

Ich stehe wie erstarrt da, weiß überhaupt nicht, was ich tun oder besser sein lassen sollte.
Philipp beäugt mich weiterhin mit Argusaugen, scheint herausfinden zu wollen, was in mir vorgeht.
Ich schließe für einen Moment meine Augen, atme tief durch und versuche mit allen Mitteln ruhiger zu werden, damit ich besser nachdenken kann.
Wenn ich ihn jetzt anbrülle, ist es wahrscheinlich genau das worauf er hofft.
Wenn ich jetzt die Fassung verliere, hat er mich da, wo er mich haben möchte!

Als ich meine Augen wieder öffne, schaue ich ihm direkt in die Augen, versuche mir meine Angst und Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, was ihn sichtlich überrascht, denn er zieht fragend eine Augenbraue nach oben.
Ich richte mich vor ihm auf, stelle mich gerade hin und halte für einige Momente fest unseren Augenkontakt.
"Was willst du von mir, Philipp?"
Meine Stimme klingt fest und selbstsicher, worüber ich selbst überrascht bin, denn in mir tobt ein Sturm aus Gefühlen.
Philipp lächelt mich dreckig an, kommt noch einen Schritt auf mich zu und lässt seinen Blick dabei auffallend über meinen Körper wandern.
Eine unangenehme Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus.
Kurz vor mir bleibt er stehen.
Ich muss den Kopf etwas in den Nacken legen, um ihn weiterhin anschauen zu können.
"Meine liebe Resa."
Seine Stimme ist unglaublich dunkel und rau, was mich schwer schlucken lässt.
"Ich habe dir bei unserer letzten Begegnung versprochen, dass du es bereuen wirst.
Du ziehst so einen dahergelaufenen Typ mir vor und das kann ich einfach nicht auf mir sitzen lassen.
Das verstehst du doch sicherlich."
Ich kann einfach nicht verstehen, dass das der Grund für all das sein soll!
Philipp ist nun wirklich nicht der Typ dafür, wegen einer Abfuhr einer Frau, zu solch drastischen Mitteln zu greifen.
Oder doch?!

Inzwischen fühle ich mich in meinen Klamotten wirklich unwohl.
Ich sehe deutlich, das Philipp davon sehr angetan ist und irgendwie macht mir das Angst.
Inzwischen weiß ich ehrlich nicht mehr, was ich ihm noch alles zutraue und was nicht.
Ich kann nicht einschätzen, wie weit er gehen würde, denn der Mann der hier vor mir steht, ist nicht der Philipp den ich vor Jahren kennengelernt habe.

"Wie dem auch sei."
Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und sofort schaue ich wieder zu ihm auf.
Philipp entfernt sich ein paar Schritte von mir und wendet mir den Rücken zu.
Er geht zu seinem Schreibtisch und setzt sich lässig auf die Tischkante.
Er verschränkt seine Arme vor der Brust und heftet seinen Blick wieder auf mich, sagt aber nichts.

"Das erklärt noch immer nicht, warum ich hier bin. Was hast du vor? Willst du Lösegeld für mich haben oder was?!"
Ohne es zu wollen, wird meine Stimme etwas lauter, gleichzeitig aber auch ein wenig brüchig. Und Angst und Verzweiflung ist das Letzte, was ich ihm zeigen möchte.
Ich atme tief durch und warte auf eine Erklärung.
Doch stattdessen lacht Philipp herzhaft.
Was ist denn jetzt los?!

"Lösegeld! Das ich nicht lache! Glaubst du wirklich ich entführe dich, um an Geld zu kommen?! Ich bitte dich! Davon habe ich mehr, als ich ausgeben kann.
Resa, ich glaube du weißt gar nicht, mit wem du es hier wirklich zu tun hast, oder?"
Eine berechtigte Frage.
Ich drehe ihm den Rücken zu, damit er nicht sehen kann, wie sehr mich seine Aussage gerade aus der Bahn wirft.
Ohne es zu wollen kullern vereinzelt stumme Tränen über mein Gesicht, die ich mir hastig weg wische.
Er darf nicht sehen, wie sehr mir das zu schaffen macht!

"Beantworte bitte meine Frage, Philipp. Was willst du von mir?!", sage ich, sobald ich mich wieder etwas gesammelt habe und mich ihm wieder zuwende.
Philipp kommt auf mich zu, sein Blick starr auf mich gerichtet und spielt mit einer Haarsträhne von mir.
"Ich habe mir lange darüber Gedanken gemacht, was ich mit dir anstellen könnte, um dich zu bestrafen. Dich quälen? Foltern? Hart ran nehmen, so wie du es früher immer gemocht hast?
Aber das Alles hat mir nicht gereicht. Ich wollte etwas ganz spezielles für dich und ich glaube, meine Entscheidung war die Richtige. Die Sachen stehen dir übrigens hervorragend, Süße. Betont sehr gut deine Figur."
Philipp spricht in Rätseln.
Außer, dass er mir noch mehr Angst macht, bringt mich seine Aussage kein Stück weiter.
"Wie dem auch sei. Du wirst früh genug sehen, was ich mir hab einfallen lassen. Carolina kann dich zurück in deine Zelle bringen."
Philipp dreht sich sofort von mir weg, setzt sich an seinen Schreibtisch und studiert irgendwelche Unterlagen, als würde er das schon die ganze Zeit tun.

Erst jetzt nehme ich Carolina wieder wahr, die von hinten eine Hand auf meine Schulter legt und mir mit einem Kopfnicken verständlich macht, ihr zu folgen.
Ein letztes Mal schaue ich zu meinem Entführer, würde ihm am liebsten alles mögliche an den Kopf werfen, aber nicht ein Wort verlässt meinen Mund.
Stattdessen bleibe ich still und folge Carolina zurück in den Flur.

Meinungen?

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