20. Sorry

2.2K 265 40
                                    


Louis Pov.


„Harry? Was machst du denn hier?", fragte Zayn den Lockenkopf vor uns. Ich blieb still, weil ich gerade nicht wirklich wusste, ob ich es gut oder schlecht fand, dass er hier war. Dennoch bemerkte ich, dass ich auf der Stelle nervös wurde und in mir wieder ein Kribbeln begann.

„Äh... dich besuchen?" - „Aha! Und wie bist du hier rein gekommen? Bei Sessions kommt man eigentlich nicht durch." Ich war genauso verwundert wie Zayn, jedoch fragte ich mich auch, wie lange er wohl schon zugeschaut hat.


„Naja, ich habe deinem Dad meine Situation geschildert und dann durfte ich rein." - „Deine Situation? Harry, du sprichst in Rätseln." Harry ging nicht auf Zayns Aussage ein, sondern schaute nun zu mir und lächelte mich an. „Hey...", flüsterte er. „Äh... hi", gab ich unsicher zurück. „Du hast toll gesungen. Das hörte sich unglaublich an. Ich war wirklich gefesselt, Louis."


Sofort merkte ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und hoffte, dass man es durch das gedämmte Licht nicht sah. „Danke", krächzte ich. Zayns Blick wurde immer verwirrter und er schaute abwechselnd zu Harry und mir.

„Können wir gleich kurz reden, Louis?", fragte Harry mich nun. Kurz überlegte ich, über was er wohl reden möchte. Dann aber nickte ich, gab ein 'Klar' von mir und versuchte so lässig wie möglich zu sein. „Danke, dann warte ich eben draußen auf dich." Danach drehte er sich direkt um und ging durch die Tür.


Vorsichtig blickte ich zu Zayn, der sich wohl nicht entscheiden konnte, ob er verwirrt war oder grinsen sollte oder doch etwas fragen oder sagen wollte. Dementsprechend wandelte sich sein Gesicht innerhalb von Sekunden in verschiedene Grimassen. Daraufhin musste ich ziemlich laut losprusten. Als ich mich wieder gefangen hatte, fand auch Zayn seine Stimme wieder. „Was war das? Ich wusste gar nicht, dass ihr so gut befreundet seid." - „Ähhh... ich.. ähm... keine Ahnung. Lange Geschichte." Ich hatte wirklich keine Ahnung. Was wusste Zayn alles? Wusste er, dass ich schwul war oder hat er die Vorkommnisse auf seiner Party wahrgenommen?


Skeptisch hob Zayn eine Augenbraue, verschränkte seine Arme vor der Brust und durchbohrte mich mit seinem Blick. Unmöglich hätte ich diesen Blick ignorieren können. Seufzend hob ich ergeben meine Arme und schaute auf den Boden der Halle: „Ist ja okay... also... ich bin schwul. Und Harry und ich haben uns einmal getroffen. Ich weiß aber nicht, ob er es eher als ein Treffen zwischen Kumpels sah oder doch eher als... Date? Danach gab es ein paar... unglückliche Zwischenfälle, die wir bis heute nicht geklärt haben. Ja, also das ist die Kurzfassung."


Erst jetzt drehte ich langsam wieder meinen Kopf zu Zayn. Dieser grinste mich breit an. „Okay, viel Spaß gleich." Stirnrunzelnd sah ich ihn an, als er aufstand, mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte und dann einfach ging. Viel Spaß? Kein Wort zu Harrys Freund oder Ähnliches. Kein Wort dazu, dass ich schwul bin. Einfach nur ein 'Okay'.


Kurz blickte ich auf die Tür, durch die eben Zayn verschwunden ist. Dann zuckte ich mit den Schultern, nahm meine Sachen und ging auch Richtung Ausgang. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser. Als ich durch die Tür ging, hielt ich nach Harry Ausschau. Dieser stand mit dem Rücken zu mir und schien in sein Handy vertieft zu sein. Ich ging auf ihn zu und blieb etwa einen Meter hinter ihm stehen. Da er keine Anstalten machte, sich umzudrehen, räusperte ich mich.


Er zuckte zusammen und drehte sich erschrocken um. Als er erkannte das ich es war, wurde sein Blick weicher und er lächelte mich an. Bei mir hingegen wurden die Knie weich. Er steckte schnell sein Handy weg und kam mir noch etwas näher. „Hey...", flüsterte er noch einmal. Ich schluckte, denn ich konnte seine Wärme spüren. Ich sammelte kurz Kraft um dann ein möglichst neutrales 'was gibt es denn, worüber du mit mir reden wolltest' von mir zu geben.


Das verunsicherte ihn anscheinend, denn er trat wieder einen Schritt zurück und fuhr sich durch die Haare. „Nun, wo soll ich anfangen. Als du letzte Woche bei mir vorm Laden standest und mir nicht geantwortet hast, gab es wohl ein kleines Missverständnis mit Nick..." - „Harry, das ist okay. Wir sind nicht zusammen oder sowas. Du kannst tun und lassen, was du willst. Du brauchst mir nichts erklären."


Irritiert schaute er mich an und schien kurz zu verarbeiten, was ich gerade gesagt habe. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Ich weiß, dass ich dir nichts erklären muss, aber ich möchte es gerne. Nick ist nicht mein Freund oder sowas in der Art. Er ist mein Cousin und ich habe ihn nur vermisst, weil wir uns zwei Jahre nicht gesehen haben. Da er beruflich in der Stadt war, hat er einige Nächte bei mir übernachtet."


Skeptisch musterte ich sein Gesicht. Ich konnte jedoch nichts erkennen, dass für eine Lüge sprach. Ohne meinen Verstand zu fragen, glaubte mein Herz ihm. Zudem schien er mich wirklich zu mögen, wenn er sich solche Gedanken und Mühe gemacht hat. Mit dieser Erkenntnis nickte ich langsam. „Okay. Also... hast du keinen Freund?"


Er schien erleichtert auszuatmen. „Nein, habe ich leider nicht." Und langsam merkte ich, wie mein Selbstbewusstsein wieder zurück in mein Blut fand. „Leider?", fragte ich und hob eine Augenbraue. Er schaute mich schon fast schüchtern an, blickte auf den Boden und kickte die kleinen Steinchen zur Seite, die auf dem Weg lagen. „Nun... es gibt da jemanden, den ich wirklich gerne mag. Ich könnte mir in naher Zukunft mit ihm was Ernstes vorstellen, allerdings weiß ich nicht, ob er mich genauso mag.", gab er zurück und zuckte mit den Schultern. Ich schmunzelte und hoffte einfach mal, dass er mich damit meinte. Jedoch wollte ich ihn diesmal etwas zappeln lassen. Immerhin war ich über eine Woche in dem Glauben, er hatte einen Freund. Also setzte ich mein Pokerface auf.


„Verstehe.", sagte ich lediglich und nickte. Er schien zu überlegen und war sich wohl unsicher, was er nun machen sollte. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht zu grinsen. „Wolltest du noch was anderes, Harry? Oder war's das?" Seine Gesichtszüge entglitten ihm kurz und ich hatte wirklich Mitleid. Er lächelte mich traurig an: „Ich... ähm...nein, das war's." - „Okay, dann mach's gut Harry. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend." Er sah mir noch einmal kurz in die Augen und lange konnte ich meiner Miene nicht mehr standhalten. Dann nickte er und hauchte: „Du auch."


Mit diesen Wörtern drehte er sich um und ging mit gesenktem Kopf los. Ich wartete noch ein paar Sekunden, bis er schon einige Meter entfernt war.


„Harry!", rief ich ihn nun, denn das konnte ich mir nicht mehr mit ansehen. Er drehte sich schnell um und sah mich erwartungsvoll an. Grinsend ging ich auf ihn zu und blieb erst dich vor ihm stehen. „Was machst du heute noch? Ich meine es ist Freitagabend. Und solange du nicht weißt, ob der Typ dich mag, mit dem du dir etwas Ernstes vorstellen könntest, könntest du ja mit mir vorlieb nehmen. Ich würde dich zum Essen einladen?"


Harry strahlte mich über beide Ohren an. „Diese Einladung nehme ich gerne an,Louis."



Love and Liars - Part I - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt