9. Eis

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Louis Pov.


Es war Donnerstagnachmittag und ich hatte meine einzige Vorlesung heute schon hinter mir gebracht, als ich grübelnd vor meinem Kleiderschrank stand. Gestern habe ich von Liam keine Antwort mehr erhalten, welcher seiner Kumpels denn nun schwul war. Und nun stand ich hier wie ein Mädchen und wusste nicht, was ich anziehen sollte .Wir hatten September und dieser gab noch einmal Vollgas. Ich entschied mich also für eine schwarze kurze Hose, ein weißes Tanktop mit schwarzem Aufdruck, meinen Lieblingsvans und Sonnenbrille. Im Bad zupfte ich meine Haare zurecht, spritzte mir etwas Parfüm an den Hals und putzte noch einmal Zähne. Man kann ja nie wissen.


Je dichter ich dem Laden von Harry kam, um so nervöser wurde ich. Mehrmals wischte ich meine schwitzenden Hände an meiner Hose ab. Ich blickte auf die Uhr. 16:58 Uhr. Okay, perfekt oder? Ich atmete noch ein paar Mal tief durch, lockerte meine Schultern und versuchte meine coole Seite aufzusetzen, bevor ich den Laden betrat.


„Hi Harry.", sagte ich, als ich ihn entdeckte. Er drehte sich um und ich musste schlucken. Er sah so gut aus. Eine schwarze enge Hose und ein schwarzes Hemd mit Ladenlogo und langen Ärmeln, welche er jedoch hochgekrempelt hatte, die obersten Knöpfe waren offen und seine Locken zu einen Dutt gebunden. „Oh hi Louis, du bist ja wirklich gekommen." - „Ja klar, hatten wir doch abgemacht. Oder soll ich wieder gehen?" - „Oh Gott nein, hätte ja sein können, dass du es dir anders überlegt hast. Warte bitte kurz, ich hole eben meine Sachen." Ich nickte nur kurz und er verschwand hinter der Tür mit der Aufschrift Personal. Herzlichen Glückwunsch, Louis. Du konntest in seiner Gegenwart sprechen, ohne zu stottern. Während ich wartete, sang ich wieder leise zur Radiomusik mit und schaute mir ein paar Klamotten an.


„Deine Stimme klingt toll." Ertappt drehte ich mich schnell um und wurde rot. Ich murmelte ein leises „Danke" - „Louis, ist es okay für dich, wenn wir kurz zu mir gehen und ich mich umziehen kann. Ich wohne nur 3 Minuten von hier entfernt." - „Ja klar, kein Ding. Was machen wir danach?" - „Ich weiß nicht... lass uns doch einfach ein Eis essen gehen und quatschen. Dann können wir uns ein wenig kennenlernen." - „Ja lass uns das machen."


Ich merkte gar nicht, wie wir bereits an seiner Wohnungstür ankamen. Seine Wohnung war klein, aber super gemütlich und absolut sauber und ordentlich - also das absolute Gegenteil von meinem Zimmer. Während Harry sich umzog, schaute ich mich ein wenig im Wohnzimmer um. Ich wurde direkt vom großen Bücherregal angezogen. Neugierig überflog ich die Titel.


„Liest du gerne?" Seine Stimme lies mich innehalten. Ich drehte mich jedoch nicht um, sondern widmete mich weiter den Büchern. „Ja schon, aber noch lieber schreibe ich selber. Zwar nicht Bücher, aber Songs." -„Das klingt interessant. Das hier..." Ich konnte Harry näher kommen hören. Er streckte sich etwas, um an die oberste Bücherreihe zu kommen und berührte mit seinem Bauch meinen Rücken. Ich hörte seinen Atem in meinen Ohren. Oh fuck, Louis, sei ganz entspannt. „...ist mein Lieblingsbuch." The greatest team in the world. -„Warum?" - „Hm... auch wenn es etwas unmännlich ist, aber ich steh auf so romantisches Zeug. Und es ist wirklich toll geschrieben. Zwei Menschen die sich beim ersten Blick ineinander verlieben, jedoch ein paar Anläufe brauchen, um es sich zu gestehen."

Wie ich mir gerade wünschte, dass er damit eine Anspielung auf uns machen würde. Warte... was?! Louis? Verliebt? Nein, das kann nicht sein... „Ja, das klingt schön.", brachte ich gerade noch so raus. „Wollen wir los?" - „Ja,komm."


Am Eiscafé angekommen, suchten wir uns einen Tisch im Schatten. Nachdem wir bestellt hatten, wagte ich einen Blick zu Harry und auch er schaute auf. Kurz starrten wir uns einfach nur an. Diese Augen machten mich wahnsinnig. Die sind einfach nur atemberaubend. Bevor ich ganz versinken konnte, holte mich seine Stimme wieder zurück. „Erzähl mir was von dir, Louis." - „Hmm, also so viel Spannendes gibt es da nicht wirklich..." Ich kicherte kurz, ehe ich weiter sprach.„Meinen Namen kennst Du ja. Ich bin 20 Jahre alt, habe gerade erst angefangen auf Lehramt zu studieren. Ich habe zwei jüngere Schwestern, aber die kennst du ja auch schon. Hm, was noch? Achja, ich spiele gerne Fußball und singe gerne.... Und ich bin..."

Sollte ich es wagen? Soll ich ihm sagen, dass ich schwul bin? Warum habe ich so Angst davor? So bin ich doch sonst nicht drauf.

„Du bist was?"- „Ich bin... äh... oft in Gedanken? Was ist mit dir?" Er sagte kurz nichts und ich bin der Meinung in seinem Blick ein wenig Enttäuschung zu erkennen. „Du singst also gerne? Vielleicht bekomme ich ja mal eine Kostprobe. Naja auf jeden Fall bin ich 19, arbeite seit einem Jahr im Jeansladen, gehe gerne ins Fitnessstudio und steh auf gemütliche Abend in einer Bar mit den Kumpels..."


Kurz herrschte wieder eine Stille zwischen uns, diese war jedoch nicht unangenehm. Während wir unser Eis verspeisten, schielte ich einige Male zu Harry und beschloss, wieder mutiger zu werden. Mum hatte Recht, wenn mir einer gefällt, sollte ich es riskieren. Luft holen, Louis.

„Harry? Sehen wir uns am Samstag bei Zayn?" Er runzelte kurz die Stirn und schien einen Moment zu überlegen „Wenn du da bist, werden wir uns wohl sehen... bringst du deine Freundin mit?" - „Meinst Du meine richtige Freundin oder Niall...?" Wir mussten beide lachen, seines klang jedoch ein wenig gespielt. „...aber nein. Also ja, Niall kommt mit, aber meine Freundin nicht... naja ich habe auch keine Freundin... und .... ich .... werde... wohl auch nie eine haben." Skeptisch sah ich ihn an und wartete gespannt auf seine Reaktion. Er schien es jedoch noch nicht ganz zu verstehen oder er war nicht überrascht. Ich konnte seinen Blick nicht wirklich deuten. „Wie meinst du das? Warum solltest du nie eine Freundin haben. Du bist doch toll.....also ich meine Mädels finden dich doch bestimmt toll."- „Harry..." Ich legte meinen Eislöffel beiseite. „...ich bin nicht interessiert an Frauen." Uff, das war geschafft.


Harry sagte einfach mal gar nichts. Na toll, Louis. Das hast du ja wieder gut hinbekommen. Jetzt steht er bestimmt gleich auf und geht. Ich traute mich nicht wirklich ihn anzusehen und beobachtete stattdessen die anderen Gäste im Eiscafé. Nach unendlichen zwei oder drei Minuten hörte ich ein ganz leises „Ich auch nicht." Ob das auch für meine Ohren bestimmt war, weiß ich nicht. Meine Augen schossen wieder zu Harry. Dieses Mal schien er jedoch die anderen Gäste absolut interessant zu finden. Ich biss mir auf die Zunge um nicht dümmlich zu grinsen. Alles klar, das Spiel ist somit eröffnet, Louis. Leg dich ins Zeug. Okay, nein doch nicht, mach dir nicht zu viel Druck. Innerlich seufzte ich, wie so oft in letzter Zeit.


Das Klingeln meines Handys brach die Stille zwischen uns. Unbekannt rief an. „Tomlinson?" Keine Antwort. „Hallo? Ist da jemand?" Keine Antwort. Schulterzuckend beendete ich wieder den Anruf. „Wer war das?" - „Keine Ahnung, war eine unterdrückte Nummer und es hat sich niemand gemeldet." - „Achso. Du, wollen wir noch ein wenig durch den Park gehen?" - „Ja klar, warum nicht."


Nach dem Bezahlen, machten wir uns auf den Weg in den nahegelegenen Park. Die ersten Blätter verfärbten sich schon und unter uns knirschte der Sandweg. Wir quatschten über alles Mögliche und hatten wirklich viel Spaß. Das ehrliche Lachen von Harry hörte sich so wunderbar an, dass ich mir wünschte nie wieder etwas anderes hören zu müssen. Bei jeder zufälligen Berührung unserer Arme entfachten dort gefühlt tausend Blitze. Und sobald sich unsere Blicke trafen, musste ich aufpassen in der Realität zu bleiben. Harry war toll. Noch nie war ich so beeindruckt von einer Person durch seine reine Anwesenheit.



Love and Liars - Part I - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now