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Heute machten wir uns nachdem wir lange ausgeschlafen hatten auf den Weg zum Haus. Wir hatten zwar schon die letzten Tage zusammen verbracht, aber wir brauchten mal einen Tag ohne andere, die uns alle paar Minuten stören konnten. Ich schloss die Tür auf und wir traten ein. Jimmy sah sich um als wäre er schon lange nicht mehr hier gewesen. Dabei war es gerade mal ein paar Tage her. „Soll ich Eistee machen?", fragte ich und riss ihn aus seinen Gedanken. Er nickte und folgte mir in die Küche. Ich ging zur Vorratskammer und holte ein großes Gefäß und den Tee. Ich wartete eine Weile im Türrahmen und beobachtete Jimmy, der nachdenklich am Tisch saß und im Zimmer umherschaute. Als sein Blick auf mich fiel lächelte ich ihn an und sah wie er leicht rot im Gesicht wurde. Jetzt musste ich grinsen. Ich setzte das Wasser auf und gab ein paar Teeblätter dazu. Dann setzte ich mich neben meinen Freund und nahm seine Hand. Er sah kurz zu mir auf und lächelte mich an bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der Tischplatte schenkte. Ich beobachtete ihn. Er sah echt niedlich aus wenn er nachdachte. Er kniff dann leicht die Augen zusammen und hatte die Stirn gerunzelt. Sanft strich ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Er erwiderte die Geste indem er meine Hand kurz drückte. Eine Weile saßen wir so schweigend da. Irgendwann wurde ich von dem kochenden Wasser aus meinen Gedanken gerissen. Ich stand auf und nahm es vom Herd. Ich fügte Zucker hinzu und rührte um bis dieser sich aufgelöst hatte. Anschließend setzte ich einen Deckel drauf damit der Tee schön ziehen konnte. Jimmy hatte sich kein bisschen gerührt. Ich umarmte ihn von hinten und legte mein Kinn auf seinem Kopf ab. „Willst du den ganzen Tag lang die Tischplatte anstarren oder sollen wir was unternehmen?", fragte ich. „Worauf hast du denn Lust?", war seine Antwort. Ich überlegte. Ich hatte in den letzten Tagen ein wenig Geld zusammen gespart. „Wie wär's mit Kino?", fragte ich. Er drehte seinen Kopf zu mir sodass ich mich wieder gerade hinstellen musste. Er sah mich überrascht an. „Kino? Wir waren noch nie zusammen im Kino.", stellte er fest. „Ich hatte ja auch nie Geld dafür.", erklärte ich und er nickte leicht. Dann sah er kurz wieder nachdenklich aus und sah mich entschlossen an. „Du musst doch nichts zahlen wenn ich mit dir ausgehe.", stellte er klar. Er klang leicht beleidigt weil ich ihm das wohl nicht zugetraut hatte. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Sein Blick war einfach zu göttlich. „Dann gehen wir heute ins Kino.", beschloss ich und er nickte zustimmend. „Ich hol die Zeitung.", sagte ich und tatsächlich fand ich die Sonntagsnachrichten im Briefkasten. Eine kostenlose Zeitung für alle Bürger der Stadt. Darin fand man immer das aktuelle Fernseh- und Kinoprogramm. Ich faltete sie auf während ich wieder zur Küche lief, und wäre fast über ein Sofakissen gestolpert, das auf dem Boden lag. „Oh Jimmy, Dracula läuft heute Abend.", stellte ich begeistert fest. Ich las mir die Zusammenfassung durch. Ich kannte das Buch zwar schon, es war eines von Großvaters Lieblingsbüchern gewesen, aber dennoch bekam ich nur von dem kurzen Text unter Uhrzeit der Vorstellung eine Gänsehaut. „Den müssen wir uns einfach ansehen." Ich sah auf in Jimmys mehr als überraschtes Gesicht. „Du willst dir einen Gruselfilm ansehen?", fragte er. „Klar. Hast du das Buch nie gelesen?", war meine Gegenfrage. Er schüttelte den Kopf. „Dann wirst jetzt wohl mit mir den Film ansehen." Ich nahm mir einen Filter den ich auf das große Gefäß setzte und goss den Teesirup ein. Er war immernoch warm, aber mit dem kalten Wasser das wir hatten würde das schon passen. Ich schmiss den Filter in den Müll und nahm zwei Gläser die ich mit unserem kalten Leitungswasser füllte. Dann gab ich den Sirup dazu, rührte alles gut um und reichte Jimmy ein Glas. Er nippte erst und trank dann einen großen Schluck, sodass das Glas beinahe leer war. „Das ist so lecker!", stellte er begeistert fest, was mich auflachen ließ. Er trank noch einen Schluck und schon war das Glas leer. Ich goss ihm einen neuen ein und bevor er es nehmen konnte sah ich ihn mahnend an. „Genießen.", befahl ich doch musste bei seinem verwirrten Gesichtausdruck grinsen. Auch er grinste jetzt, wodurch seine Grübchen wieder zum Vorschein kamen, und nahm betont langsam einen Schluck. „Mmmhhhh.", machte er und leckte sich über die Lippen. Ich konnte nicht mehr und lachte laut auf. „Komm mit.", sagte ich während ich seine Hand nahm und ihn hochzog. „Ich will dir was zeigen." Er stand auf und folgte mir durch die Hintertür auf den Hof. Vor dem Schuppen drückte ich ihm mein Glas in die Hand und holte eine Leiter, die ich an die Wand des rostigen, kleinen Gebäudes lehnte. „Du willst jetzt aber nicht wieder arbeiten, oder?", fragte Jimmy leicht beleidigt. Ich boxte ihm gegen die Schulter wodurch er etwas von meinem Eistee verschüttete, woraufhin ich ihn gleich nochmal boxte. Dann nahm ich ihm einfach das Glas ab und kletterte die Leiter hoch. Oben angekommen setzte ich mich an eine Stelle, von der ich wusste dass sie sicher war, und beobachtete Jimmy wie er versuchte die Leiter hochzukommen und gleichzeitig seinen Eistee zu trinken. Es war schon sehr amüsant. Auf allen Vieren, oder eher Dreien, mit dem Glas in der Hand, kam er zu mir und ließ sich neben mir nieder. Von hier oben hatte man einen schönen Ausblick auf den Hof. Ich lehnte mich an ihn und trank einen Schluck von meinem Eistee. Er war mir wirklich gut gelungen. Ich sollte demnächst mal wieder Eiswürfel machen. Jimmy legte einen Arm um mich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. So saßen wir eine ganze Zeit lang da, beobachteten die Spatzen, genossen die Sonne und tranken unseren Eistee. Es war ein so schöner Vormittag. Etwas stolz betrachtete ich die Beete die ich bereits bearbeitet hatte. Von hier oben konnte man den Unterschied eindeutig erkennen. „Du hast gute Arbeit geleistet.", meinte Jimmy auf einmal. Er schien es auch bemerkt zu haben. „Danke.", nuschelte ich gegen seine Schulter. Ich beobachtete weiterhin die Spatzen, die sich unter unserem Dachstuhl ein Nest gebaut hatten. Plötzlich hörte ich Jimmys Magen knurren und musste laut lachen. Ich trank den Rest von meinem Eistee und löste mich dann von ihm. „Komm mit, wir kochen jetzt was.", meinte ich während ich wieder zur Leiter rutschte.
Nachdem wir alles Geschirr was wir gebraucht hatten gespült und wieder eingeräumt hatten wurde es langsam Zeit für's Kino. Wir zogen uns die Jacken an und gingen auf den Hof. Jimmy schob sein Moped vor und ich kletterte hinten drauf. Ich lehnte mich an seinen Rücken und schlang meine Arme um seinen Körper. Lächelnd sah er noch einmal zu mir zurück bevor er den Motor startete und losfuhr.

Hier ist das Kapitel! Tadaa!
Tut mir leid, dass es wieder so lange gedauert hat. Stellt euch besser auf weiterhin unregelmäßige Uploadzeiten ein. Ich war einfach bei der Hälfte des Kapitels als auf einmal das halbe Haus zu mir in die Küche gekommen ist. Es ist schon nicht einfach in Ruhe zu schreiben wenn man mit so vielen Menschen zusammen wohnt.
Ich gebe mir trotzdem Mühe wenigstens einmal in der Woche hochzuladen.
Gebt mir doch mal Feedback zu der Story wenn ihr wollt. Ihr seid immer noch so eine stille Community xD
Schönen Abend noch und bis zum nächsten Mal,
eure MA4rt4.

P.S.: Ich weiß übrigens dass Dracula erst im Dezember 1958 rausgekommen ist, aber es war der einzige Film aus der Zeit den ich cool fand.

Was ist daran so schlecht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt