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„Bist du sicher, dass du das schaffst?", lächelte ich meinen Freund an.„Ja ja, ich krieg das schon hin.", versicherte mir dieser und widmete sich wieder den Kartoffeln. Er war sehr erleichtert, das ich die Sache mit seinen Händen so gut aufgenommen hatte und jetzt lagen seine Handschuhe in irgendeiner Ecke im Wohnzimmer. Mittlerweile war es Nachmittag geworden und ich musste meine Schwester und meinen Großvater abholen. Jimmy hatte sich bereit erklärt in der zwischenzeit zu kochen und die kaputten Fensterläden zu reparieren.Nach unserer langen Umarmung hatte ich uns einen Tee gemacht und wir hatten uns lange unterhalten. Er hatte mir von der Freakshow erzählt, dass es nächste Woche losgehen sollte und schien bei jedem neuen Satz noch erleichterter zu sein endlich frei darüber sprechen zu können. Es machte mich glücklich ihn so zu sehen. Ich hatte ihm versichert, dass ich eine Idee hatte, wie ich Lizzy das mit seinen Händen erklären kann und dass mein Großvater nach dem Krieg schon weitaus schlimmeres gesehen hatte. Als ich also mit den beiden wieder vor der Haustür stand drehte ich mich zu ihnen um und sagte ich müsse ihnen kurz etwas erklären. Liz war natürlich sofort ohr und sah mich an. „Ihr kennt doch David, Mums Onkel. Der, der nur einen Arm hat, ihr wisst schon." Beide nickten. „Ihr wisst doch, dass Mum gesagt hat, wir sollen nicht nach seinem Aussehen urteilen." und wandte mich dabei eher an Lizzy. Sie hatte eigentlich nie Probleme mit ihm gehabt, schließlich hatte sie ihn ja schon als kleines Baby so kennengelernt. „Er sieht zwar komisch aus, aber ist sehr nett. Das weiß ich.", erklärte sie mir. Ich atmete erleichtert auf. „Gut. Ich bitte euch, bei Jimmy auch nicht nach seinem Aussehen zu urteilen, okay?" Beide nickten, wenn auch etwas verwirrt. Ich schloss die Tür auf und wir gingen rein. Da saß er, am Küchentisch. Total nervös sah er aus, genauso wie heute Vormittag. Er stand auf als wir reinkamen. Liz, die sofort bemerkte was anders war, stockte auf ihrem Weg schien sich dann aber wieder an meine Worte von vorhin zu erinnern und ging vorsichtig auf ihn zu. Sie nahm eine seiner Hände und drehte und wendete sie und gerade als ich sie schon ermahnen wollte, dass das nicht höflich sei, lächelte sie und schüttelte seine Hand als hätten sie sich gerade erst kennengelernt. Dann setzte sie sich an den Tisch und fragte: „Was gibt's zu essen?" Etwas verdutzt nahm Jimmy eine Schüssel in der die Kartoffeln waren und stellte sie neben einen Teller mit Spiegeleiern auf den Tisch. „Na sowas, kochen der also auch.", staunte mein Großvater und ignorierte Jimmys andersartige Hände einfach mal. Vielleicht ist es ihm aber auch wirklich nicht aufgefallen. Und so wurde der Nachmittag noch richtig nett und keiner verurteilte Jimmy wegen seiner Hände. Nach dem Essen wurde er von Lizzy noch genötigt mit ihr Ball zu spielen und sie kam zu dem Schluss, dass seine Hände wie Baseball-Handschuhe waren. Großvater und ich sahen den beiden zu. Abends wurde es für ihn dann aber Zeit wieder nach Hause zu gehen, schließlich musste er den ganzen Weg zu Fuß laufen. Als er mit seinem Rucksack von oben runter kam stand ich schon an der Tür und wartete. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, aber er musste ja zurück. Ich begleitete ihn noch bis zur Straße. „Vielleicht kannst du, nur wenn du willst natürlich, beim nächsten Mal meine Mutter kennenlernen.", schlug er vor und ich nickte. „Sehr gern." Ich war traurig, dass er ging und wegen meiner Arbeit würde ich ihn erst in zwei Tagen wiedersehen können. Wir küssten uns noch einmal und er umarmte mich. Wir standen eine ganze Weile so da, aber dann musste er wirklich los. Er küsste mich nochmal kurz auf den Scheitel, lächelte und machte sich dann auf den Weg. Ich sah ihm nicht nach, sondern ging zurück auf den Hof. Dort setzte ich mich auf eine Bank und sah der Sonne beim untergehen zu.

Pünktlich um 18:30 Uhr stand ich vor dem Teufel vor dem großen Zelt. Ich war etwas nervös, ach was heißt etwas, meine Nerven lagen total blank. Ich hatte lange überlegt, was ich anziehen sollte und mich dann für das Kleid entschieden, dass ich bei unserem zweiten Date anhatte. Ich konnte mich ja schlecht in Latzhose seiner Mutter vorstellen. Jimmy kam um die Ecke und lächelte sofort als er mich sah. Er begrüßte mich indem er mir einen Kuss gab und sagte wie toll ich aussah. Ich merkte wie ich rot wurde und sah auf den Boden. Er nahm meine Hand und führte mich über den Platz mit den Wohnwagen. Er trug die Handschuhe nun natürlich nicht mehr und es tat irgendwie gut seine richtige Haut zu spüren. Vor einem großen Wohnwagen, auf dem die Zeichnung einer bärtigen Frau war hielten wir an. Ich ahnte was oder besser gesagt wer jetzt kommen würde. Er klopfte und wie erwartet öffnete eine bärtige Frau die Tür. Ich hatte sie bei unseren Arbeiten hier schon einmal gesehen. Sie war an uns vorbeigelaufen und einmal hatte sie uns Kuchen gebracht. „Ah da seid ihr ja." ,begrüßte sie uns. „Kommt rein, kommt rein." Jimmy schob mich mehr in den Wohnwagen als das ich selber ging. Er schloss die Tür hinter uns. „Ich bin Ethel Darling, Jimmys Mutter." , stellte sie sich vor und ich schüttelte ihr die Hand. „Charlotte.", sagte ich schlicht, versuchte jedoch freundlich und nicht so nervös zu klingen. Warum hatte ich mich als Charlotte und nicht als Charlie vorgestellt? Das tat ich sonst nie. Ethel bot mir einen Platz auf einer Bank an und Jimmy setzte sich neben mich. „Du bist das Mädchen, das hier gearbeitet hat, richtig? Um ehrlich zu sein hatte ich anfangs gar nicht bemerkt, dass du ein Mädchen bist.", lachte sie und ich musste unwillkürlich grinsen. „Ja, die Leute sind immer etwas verwirrt wenn sie es merken.", meinte ich. Genau wie Jimmy war es ihr egal was meine Arbeit war oder wie ich mich anzog und langsam wurde ich lockerer. Sie stellte einen Teller mit Schnitzeln und Schüsseln mit allerlei Gemüse und Soße auf den Tisch und mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen. Ich wusste schon gar nicht mehr wann ich das letzte Mal ein ordentliches Stück Fleisch gegessen hatte. Jimmy schien meinen Blick zu bemerken und sah mich mit demselben besorgten Gesichtsausdruck an wie letztens beim Einkaufen, sagte jedoch nichts weiter. War es so offensichtlich, dass wir uns nichts anständiges leisten konnten? Mit einem Mal war ich wieder verunsichert, doch das legte sich wieder sobald Ethel anfing zu erzählen und mir Fragen zu stellen. Das Essen war fantastisch und ich hätte mir sogar noch ein drittes Schnitzel genommen, wäre noch eins da gewesen. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ein junges Mädchen wie ich so viel essen konnte, aber eigentlich hatte ich selbst auch nicht damit gerechnet. Jimmy sah mich nur belustigt an wie ich versuchte das Essen herunterzuschlingen und gleichzeitig zu genießen. Danach gab es doch tatsächlich noch einen Nachtisch! Jimmys Mutter hatte nämlich einen Marmorkuchen gebacken und der schmeckte sogar noch besser als das Schnitzel. Allerdings bekam ich das Gefühl, ich würde Ethel noch die Haare vom Kopf fressen, deshalb hielt ich mich hierbei etwas zurück. Nachdem sie mich über mich, meine Familie und meine Arbeit ausgefragt hatte, wobei ich versucht hatte nicht allzu bedürftig zu klingen, und gerade angefangen hatte von Jimmy zu erzählen, obwohl dieser direkt neben mir saß, klopfte es an der Tür. Jemand den ich nicht sehen konnte, aber es war ein Mann, fragte nach Jimmy und er entschuldigte sich kurz und ging hinaus. Als sich die Tür schloss nahm Ethel meine Hand die auf dem Tisch gelegen hatte und sah mich mit ernstem Blick an. „Ich bin dir sehr dankbar, Charlotte.", sagte sie. Ich sah sie nur fragend an. „Er hatte bisher noch nie eine richtige Freundin. Die Mädchen hatten immer Angst vor ihm, wegen seinen Händen und den Leuten mit denen er zusammen wohnt. Als er vor ein paar Tagen zurückkam von dir, so glücklich hab ich ihn schon lange nicht mehr erlebt. Ich weiß nicht was du gemacht hast, was du ihm gesagt hast, aber ich bin dir dankbar dafür." Sie lächelte und es wirkte wirklich ehrlich. Ich nickte nur und wusste nicht recht was ich sagen sollte. Da ging die Tür wieder auf und Jimmy kam wieder herein. Ethel ließ meine Hand los und wir unterhielten uns noch eine Weile, bis mir auffiel wie spät es bereits war und Jimmy sich bereit erklärte mich nach Hause zu fahren. Ethel meinte ich sei jederzeit willkommen und umarmte mich sogar zum Abschied. Sie war eine wirklich nette Frau, auch wenn der Bart ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick war. Jimmy und ich gingen zu seinem Motorrad und ich hielt seine Hand. Die Jacke mit zu nehmen war eine gute Entscheidung gewesen, denn es war mittlerweile sehr kalt geworden. Als wir auf sein Motorrad stiegen sah ich den Mann ohne Arme, Paul, und die große Frau, Eve, hinter einer Ecke stehen und uns beobachten. Doch bevor ich etwas sagen konnte fuhr Jimmy schon los und ich klammerte mich an ihn.

So Leute, neuer Part.
Ich hab wirklich lange überlegt, wie ich den hier schreiben soll und denke es ist ganz ok geworden. Mir ist auch wieder eingefallen, was ich fragen wollte beim letzten Mal. Und zwar schreibe ich das hier immer in einem Schreibprogramm vor, weil Wattpad ja gerne mal ausversehen Sachen löscht und wenn ich es dann hier einfüge verschwinden an manchen Stellen die Leerzeichen und ich muss den ganzen Text nochmal durchgehen und sie neu machen. Da ich den Text so oder so vorher nochmal durchlese ist das nicht so schlimm, aber auf Dauer ist es halt schon nervig. Weiß einer, was man da machen kann?
Ansonsten bis zum nächsten Part und danke für's Lesen,
eure MA4rt4 :)

Was ist daran so schlecht?Where stories live. Discover now