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Ich wachte auf, als sich neben mir die Matratze bewegte. Ich schreckte hoch und sah in ein sehr verdutztes Gesicht. „Mein Gott, ich hab total vergessen, dass du neben mir liegst.", lachte ich erleichtert. Jimmy grinste, beugte sich zu mir rüber und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.", entschuldigte er sich, doch in dem Moment klingelte mein Wecker. Ich machte ihn aus und drehte mich zu meinem Freund um. „Ist sowieso Zeit aufzustehen. Deckst du schonmal den Tisch? Dann kann ich Großvater und Lizzy wecken." Er nickte nur. Auch wenn ich heute frei hatte musste Liz natürlich zur Schule. Das Adrenalin von dem kurzen Schock vorhin schien sich aufzulösen und so ging nun doch noch ziemlich müde aus dem Zimmer. Mein erster Halt war den Flur runter die Tür meines Großvaters. Ich klopfte an und hörte überraschenderweise ein „Herein." Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er noch schlief und nur der Höflichkeit halber geklopft. Als ich in sein Zimmer trat musste ich grinsen. Er war bereits dabei sich anzuziehen, allerdings hatte er sein Hemd falsch geknöpft und kämpfte gerade mit seinen Socken. Ich weiß, dass Alzheimer nichts ist worüber man lachen sollte, eher das Gegenteil, aber das hier war einfach ein zu lustiger Anblick. „Guten Morgen", meinte ich und als Antwort kam ein: „Hilf mir mal." Nachdem er fertig angezogen war schickte ich ihn nach unten und erinnerte ihn nochmal daran, dass Jimmy zu Besuch war. Nicht, dass er noch einen Herzinfarkt bekam weil plötzlich jemand fremdes bei uns am Tisch saß. Danach ging ich zu Liz, die noch tief und fest schlummerte. Ich machte das Fenster auf und klappte die Läden zur Seite um die Sonne herein zu lassen. Dabei sah ich das erste Mal an diesem Morgen wirklich nach draußen. Der Sturm hatte deutlich seine Spuren hinterlassen. Hinter mir regte sich jemand und Lizzy murmelte leise vor sich hin. Ich ging auf ihr Bett zu und kitzelte sie. Sie kreischte und war sofort hellwach. „Man Charlie! Kannst du mich nicht langsam wecken? Mit einem Guten-Morgen-Kuss oder so?", sie spielte beleidigt. „Oh tut mir leid Süße.", gab ich genauso gespielt reumütig zurück und gab ihr einen Kuss auf die Haare. „Na los, ab ins Bad und dann anziehen. Das Frühstück ist gleich fertig." Sie flitzte aus dem Zimmer und ich suchte ihr ein paar Klamotten aus dem Schrank raus. Ich betrachtete eines ihrer Kleider, das ihr eigentlich schon viel zu klein war. Bald hatte sie Geburtstag und ich wollte ihr ein neues schenken. Vielleicht konnte ich eins von dem zusätzlichen Geld von der Freakshow kaufen. Ich ging nach unten wo Jimmy meinem Großvater gerade Kaffee eingoss. Er grinste mich an. Er hatte sich bereits umgezogen und sah in diesem Hemd verdammt gut aus. Mir fiel auf, dass ich schon wieder gestarrt hatte und setzte mich schnell an meinen Platz. Das Frühstück verlief relativ ruhig und anschließend ging ich mit Lizzy hoch und sagte ihr sie solle ihre Tasche packen, damit wir gleich los konnten. Als ich mich umgezogen hatte kontrollierte nochmal ob sie auch alles dabei hatte, packte ihr Pausenbrot in die Tasche und wir zogen uns alle die Schuhe an. Mein Großvater war heute auf dem Geburtstag eines alten Freundes eingeladen bei dem ich ihn direkt auf dem Weg zu Lizzys Schule abliefern konnte. Jimmy kam auch mit, sonst hätte er alleine hier rumgesessen.

„So meine Süße, viel Spaß.", ich gab meiner Schwester zum Abschied einen Kuss auf die Stirn und sie umarmte mich noch einmal. Dann sah sie Jimmy an und umarmte ihn ebenfalls. Er schien zuerst überrascht, erwiderte die Umarmung dann doch noch. Als Lizzy in dem großen Gebäude verschwunden war machten wir uns auf den Weg zum Einkaufsladen. Es war wie eine Mischung aus Supermarkt und Tante-Emma Laden. Jimmy schien es nervös zu machen mit mir in der Öffentlichkeit herumzulaufen, aber mir war das egal. Schon seit dem Tod meiner Eltern sahen die Leute mich komisch an und ich war darin geübt es zu ignorieren. Im Laden nahm ich mir ein Brot, Eier, Nudeln und Käse. Ich blieb vor der Theke mit den Fleischwaren stehen, aber wenn ich Lizzy ein neues Kleid kaufen wollte mussten wir diese Woche wohl oder übel auf den Schinken verzichten. Ich wandte mich ab und ging schnell zur Kasse. Das Geld, das ich dabei hatte reichte geradeso. Als wir draußen waren sah Jimmy mich besorgt an. „Das ist ein recht kleiner Einkauf für drei Leute." „Wir müssen etwas sparen, weil bald Lizzys Geburtstag ist und sie braucht dringend neue Kleidung.", meinte ich nur. Den Rest des Weges gingen wir schweigend nebeneinander her. Als wir zu Hause ankamen und ich die Hausschlüssel aus meiner Tasche holen wollte wurde mir bewusst, dass ich Jimmys Hand hielt. Komisch, es war mir gar nicht aufgefallen.

Was ist daran so schlecht?Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz