29.

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„Charlie aufstehen! Charlie, es ist Weihnachten aufstehen! Es gibt Geschenke!" Ich wurde unsanft von einer hyperaktiven Liz geweckt, die auf meinem Bett, genauergesagt auf mir, herumhüpfte und durch die Gegend brüllte. „Lizzy, weiß ich doch. Lass uns noch etwas schlafen ok?", murmelte ich und rieb mir die Augen um sie besser ansehen zu können. „Aber nein, die Geschenke!", rief sie und rüttelte jetzt an Jimmys Arm. „Das Christkind war doch nicht hier. Das weiß doch, dass wir bei Abby eingeladen sind.", erklärte ich, meine Stimme immernoch rau vom Schlafen. „Dann los! Wir müssen los!", damit sprang sie vom Bett runter und vermutlich ins Badezimmer. Ich drehte mich rum, sodass ich Jimmy ansehen konnte. Er sah etwas zerknautscht aus vom Schlaf, was mich grinsen ließ. Ich kuschelte mich an ihn. „Wie viel Uhr haben wir denn?", murmelte ich gegen seine Brust. „Keine Ahnung.", brummte er zurück. Wir blieben noch eine Weile so liegen bis der Wecker uns erneut aus dem Schlaf riss. Murrend stand ich auf und kletterte über Jimmy aus dem Bett. Unterwegs gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn und ging dann um zu sehen, was Lizzy in der Zeit angestellt hatte. Pünktlich um halb zehn standen wir dann bei den Sprouts vor der Haustür und klingelten. Abby öffnete die Tür und umarmte uns alle stürmisch, bevor sie uns schnell ins innere schob. „Ist ja eiskalt draußen.", bemerkte sie. „Es hat ja auch geschneit.", erwiderte ich. Ich stellte meinen Rucksack neben der Tür ab und hing meinen Mantel an den Haken der Garderobe. Handschuhe, Mütze und Schal stopfte ich in die Ärmel und die Schuhe landeten darunter auf dem Boden. Dann half ich Lizzy beim Ausziehen und holte ihre Wollsocken aus dem Rucksack. Sie zog sie schnell an und bevor sie zum Wohnzimmer rennen konnte wurde sie von Abby nach oben gelotst. Ich grinste leicht. Die Kleinsten durften den Baum erst sehen, wenn alles soweit fertig war und wir gefrühstückt hatten. Ich schulterte den Rucksack und wollte ihn gerade im Wohnzimmer ausladen gehen als mich jemand zurückhielt. Verwundert drehte ich mich zu Jimmy um, der unschlüssig im Flur stand. Seine Handschuhe immer noch angezogen. Sanft zog ich sie ihm aus und warf sie dann unachtsam in die Ecke. Verwirrt sah er mich an doch ich ignorierte es einfach. Auf dem Weg zum Wohnzimmer kam ich an der Küche vorbei, aus der es schon köstlich nach Eiern und Speck und Pfannkuchen roch. Lebkuchenpfannkuchen. Eine von Delilahs Spezialitäten. Immer seviert mit Zimtapfelmus. Sie war gerade dabei alles auf Teller und Schalen zu verteilen als ich gegen den Türrahmen klopfte um sie zu begrüßen. Jimmy stand mit etwas Abstand hinter mir. Warum war er immer noch so schüchtern? Er kannte sie doch schon längst. Ob er sich nicht vornehm genug fühlte? „Ah Charlotte! Frohe Weihnachten! Und Jimmy, guten Morgen.", sie lächelte uns beide an. „Könntest du mir eben mit den Tellern helfen?", fragte sie und winkte Jimmy zu sich. Ich schubste ihn in die Küche und verschwand dann endlich im Wohnzimmer. Ich stellte die Geschenke zu den anderen. Und schon rief Delilah zum Essen. Schnell ließ ich den Rucksack in einer Ecke verschwinden bevor ich mich zu den anderen ins Esszimmer gesellte. Dort unterhielten sich bereits Jimmy und Abbys Vater angeregt über irgendetwas und ich war froh, dass Jimmy sich inzwischen wohler fühlte. Liz und Harry kamen die Treppe hinuntergestürmt und auch Abby gesellte sich letztendlich zu uns. Wir saßen alle am Tisch und bestaunten das leckere Essen und die schöne Deko. Was das anging hatten Abby und ihre Mutter echt ein begabtes Händchen. Bevor wir anfingen wurde noch das Tischgebet gesprochen. Anscheinend war Jimmy davon leicht überrascht, denn er wollte gerade von seinem Kaffee trinken. Das Essen war köstlich, ich konnte gar nicht genug kriegen und wäre vermutlich irgendwann geplatzt hätten wir nicht zwei ungeduldige Kinder im Raum gehabt. Abby und ich wurden ins Wohnzimmer geschickt um die Kerzen am Baum anzuzünden und als wir fertig waren läutete ich eine kleine Glocke, die auf dem Kamin stand. Staunend betraten die zwei Jüngsten den Raum und blieben mit großen Augen vor dem Baum stehen. Wir setzten uns alle auf das Sofa und die Sessel und warteten, dass sie anfingen. Ich hatte Jimmy das ganze Prozedere bereits gestern Abend erklärt. Liz und Harry holten abwechselnd die Geschenke und gaben sie dann der jeweiligen Person. Diese packte dann aus und wenn sie fertig war kam das nächste Geschenk dran. Es dauerte zwar etwas lange, aber es war auch nicht schlimm, denn so konnten wir den Weihnachtsmorgen so richtig genießen. Harry fing an und fischte als erstes ein Geschenk für Abby unter dem Tannenbaum hervor. Es war eine schöne Halskette, die sie von ihren Eltern bekommen hatte. Als nächstes bekam Jimmy die Socken von seiner Mutter und danach packte Delilah den selbstgeschnitzten Satz Tannenbäume aus, den ich ihr gemacht hatte. Es war nur eine Kleinigkeit, aber sie freute sich jedes Jahr darüber. So ging es immer weiter, Liz bekam ihre Puppe, jetzt hatte sie zwei mit denen sie ordentliche Teepartys veranstalten konnte, und Harry sein aufziehbares Auto. Stolz zeigte er es seinem Vater und ließ es gleich einmal von der Tür bis zum Baum fahren. Mit leuchtenden Augen vergaß er bald, dass er das nächste Geschenk holen sollte. Er gab Jimmy das Paket mit den Handschuhen. Nervös knetete ich meine Finger ein wenig durch während mein Freund das Paket aufriss. Erstaunt hob er die Handschuhe hoch und probierte sie an. Ich hatte sie mit zwei Fingern gemacht, wie seine Klauen, sodass er damit besser greifen konnte. War gar nicht einfach gewesen und Abby hatte mir nochmals helfen müssen es richtig zuzunähen, aber am Ende waren sie doch gut geworden. Er schloss und öffnete seine Hände ein paar mal und begutachtete die Knöpfe an der Naht. „Damit du im Sommer das Futter rausnehmen kannst.", erklärte ich kleinlaut. Er lächelte mich an. Verschämt lächelte ich zurück und er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange. „Danke.",flüsterte er und ich merkte wie ich wieder rot wurde. Warum wurde ich immer rot? Das war noch viel peinlicher als die Situation an sich. Dann ging es weiter. Auch ich bekam neue Socken, die Lizzy selbst gestrickt hatte. Man sah ihnen an, dass sie noch etwas Übung brauchte, aber ich war trotzdem stolz auf sie. Immerhin hatte sie es sich mehr oder weniger selbst beibringen müssen, da ich so wenig Zeit hatte es ihr zu zeigen. Sie waren in einem rot-blauen Muster. Abby bekam einen neuen Schal und eine Mütze und auch ihrer Mutter schenkte ihr Vater Schmuckstücke. In diesem Fall jedoch neue Ohrringe. Das letzte Geschenk ging an mich. Es war in Stoff eingewickelt, weshalb ich vermutete, dass es von Jimmy sein musste. Auch der selbstgehäkelte Poncho, den seine Mutter für Lizzy gemacht hatte war so eingepackt gewesen. Vorsichtig öffnete ich es und heraus fiel eine Kette an der eine Mutter hing. Das Loch innen war größer gemacht worden und sie war so auf hochglanz poliert, dass sie fast aussah wie Silber. Lächelnd sah ich Jimmy an, der sich verlegen am Kopf kratzte. „Tarence hat mir geholfen. Mit dem Loch, also du kannst sie auch als Ring tragen, verstehst du?", erklärte er, "Naja damit du weißt, dass es mir egal ist als was du arbeitest und ob ich dir die Tür aufhalten soll oder nicht. Ich mag dich so wie du bist. Weil du so bist." Ich nickte und hielt ihm die Kette hin. Ich drehte ihm den Rücken zu und er legte sie mir ein wenig ungeschickt an. Als er fertig war gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn was ein leises „Awwww.", bei Abby erzeugte. Nun da alle Geschenke vergeben waren stand Delilah auf und nahm die Socken vom Kaminsims. Jeder hatte eine mit seinem Namen drauf. Die von Großvater war dieses Jahr nicht mehr mit dabei, was mich ein wenig traurig stimmte. Jimmy hatte noch keine Socke, doch Abbys Mutter reichte ihm ein kleines Säckchen mit denselben Inhalten. In jedem waren Nüsse, Mandarinen und kleine Schokoladenkugeln drin. Die von Liz und Harry enthielten die großen Schokoladentafeln die wir ihnen gekauft hatten. Auch darüber machten sie sich sofort her und entfalteten vorsichtig die goldene Folie. Den restlichen Morgen verbrachten wir damit über Gott und die Welt zu reden und mit Liz und Harry zu spielen. Irgenwann gegen Mittag kam Josh dazu und Delilah, Abby und ich bereiteten das Mittagessen zu. Es würde köstlich werden, genauso wie das Frühstück. Es gab Kartoffelgratin und Rinderbraten. Zwischendurch lugte ich durch die Tür ins Wohnzimmer und stellte zufrieden fest, dass sich Jimmy gut in die kleine Männerrunde integrierte. Gegen 18:00 Uhr abends saßen wir dann alle vor dem Kamin und Abby laß alte Weihnachtsmärchen aus einem Buch vor, während Mr. Sprout für sich und die zwei anderen Männer Zigarren holte und ihnen erklärte wie man diese rauchte. Jimmy rauchte zwar ab und zu Zigaretten und auch Josh hatte schon an der ein oder anderen gezogen, aber Zigarren waren dann doch etwas anders. Abby war gerade bei dem Geist der gegenwärtigen Weihnacht angekommen und Liz, auf meinem Schoß, und Harry, auf Delilahs Schoß, hörten gebannt zu. Zufrieden lehnte ich mich an die Seitenlehne des Sessels und schloss die Augen. Ich lauschte dem Knacken des brennenden Holzes und Abbys Geschichte. Zwischendurch trank Lizzy von ihrem Kakao. Und als ich sie wieder öffnete bemerkte ich, dass Jimmy mich beobachtet hatte. Verlegen grinste er mich an und zog nochmal an seiner Zigarre.

Tadaa! neues Kapitel :)
Weihnachten ist jetzt zu Ende. War schon komisch über Ostern eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben :D Aber so langsam waren sie lang genug glücklich oder? Ein Fanfiction braucht schließlich immer etwas Drama. Aber keine Panik, so schlimm wird's schon nicht werden und es wird sich langsam entwickeln.
Wie immer hoffe ich euch hat der Part hier gefallen, ich denke er ist ganz gut geworden. Dann bis nächste Woche und noch schöne Ferien (an alle die jetzt Ferien haben :D),
eure MA4rt4.


Was ist daran so schlecht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt