9.

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„Heute Abend ist die erste Show. Willst du vorbeikommen? Ich reservier' Plätze für euch drei.", schlug Jimmy vor. „Ähm... nein heute geht nicht. Ich hab noch was zu tun.", versuchte ich mich rauszureden. Das war gelogen, eigentlich hätte ich mir die Show gerne angesehen, aber seine Freunde hier, die anderen Freaks, schienen mich nicht sonderlich zu mögen und ich wollte nicht in der ersten Reihe sitzen wo sie mich alle beobachten konnten. Ich glaube sie denken ich würde Jimmy etwas vormachen. Wir saßen gerade in seinem Wohnwagen auf seinem Bett, in eine Decke gekuschelt. „Oh ok." Natürlich war er enttäuscht und ich gab ihm deshalb einen Kuss. Er entwickelte sich rasch zu etwas leidenschaftlichem und ehe ich mich versah, lagen wir quer in seinem Bett und er auf mir. Mit einer Hand in meinem Nacken strich er mit der anderen sanft meine Seite bis zu meinen Schenkeln hinunter. Ich hatte beide Hände in seinem Nacken und zog ihn zu mir runter. Er fing an mein Hemd aufzuknöpfen und ich ließ es einfach geschehen. Er ließ von unserem Kuss ab und wanderte langsam mit kleinen, leichten Küssen meinen Hals herunter bis zu meinen Brüsten. Dabei glitt seine Hand langsam in meine Hose und mir wurde schlagartig bewusst was gleich passieren würde. In einem kurzen Anfall von Panik packte ich seine Hand, zog sie aus meiner Hose und drehte uns so, dass er auf dem Rücken lag. Ich kniete über ihm. Er sah mich verwirrt und erschrocken an und ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich setzte mich hin und war vermutlich knallrot. „Tut... tut mir leid. Ich... kann nicht.", murmelte ich. Ich war noch nicht bereit dazu. Sein verwirrter Ausdruck wich jetzt dem eines empörten. „Du kannst also nicht? Wieso? Etwa deswegen?!" Er hob seine Hände direkt vor meine Nase. Jetzt war ich verwirrt. „Was... ?" „Hatten die anderen also doch recht mit dir.", meinte er enttäuscht. Er setzte sich gerade hin und sah auf den Boden. Ich schüttelte schnell meinen Kopf. Meine Vermutung über die anderen war also richtig gewesen. „Nein, nein Jimmy. Das ist es nicht." Ich nahm seinen Arm, ich hatte Angst er würde mich jetzt einfach so rausschmeißen. „Ich... das...", ich musste mich überwinden es zu sagen. Für ihn schien es so selbstverständlich gewesen zu sein, doch ich hatte noch nie mit einem Mann geschlafen. „Ich hatte noch nie... du weißt schon... Sex.", bekam ich dann schließlich hervor und sah beschämt zu Boden. „Ich bin einfach noch nicht bereit... Es tut mir leid, ich wollte dir nicht das Gefühl geben..." Doch weiter kam ich nicht, denn er presste seine Lippen auf meine. „Nein mir tut es leid. Ich hab mich zu sehr beeinflussen lassen, es ist nicht deine Schuld." Er hob mein Kinn an, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. „Es ist nur...", fuhr er fort, „sie meinen es doch alle gut. Sie machen sich Sorgen, dass ich wieder nur enttäuscht werde. Nimm es ihnen bitte nicht übel." Ich nickte leicht. „Ich muss jetzt los.", sagte ich, denn ich fühlte mich auf einmal nicht mehr wohl hier. Ich küsste ihn noch einmal kurz, stand auf und knöpfte mein Hemd wieder zu. Er stand ebenfalls auf und wir gingen zur Tür. „Was sagt man bei einer Aufführung? Viel Glück?", fragte ich ihn und er meinte: „Ja, das trifft's ganz gut.", und lächelte. „Na dann, viel Glück heute Abend." Auch ich lächelte und gab ihm noch einen Abschiedskuss. Dann ging ich hinaus und stieg auf mein Fahrrad. Mein Lächeln war verflogen. Ich hasste es allein über die Wiese zu gehen, weil alle Freaks mich beobachteten. Angeblich hassten sie es doch so, weil sie auch immer angestarrt wurden, selber wussten sie es aber nicht besser. Ich fuhr eine Weile ziellos umher und als es Zeit wurde zum Diner um Lizzy abzuholen und Abby wollte noch mit mir einkaufen gehen. Ich musste mich ziemlich beeilen und war total außer Atem als ich bei ihnen ankam. Nach einer kurzen Begrüßung und einem verschwörerischen Blick von Abby, die natürlich immernoch neugierig darauf war, wie Jimmy so war, gingen wir los. „Wann stellst du ihn mir denn endlich vor?", maulte sie. „Ist mir doch egal ob er ein Freak ist, immerhin musst du doch mit ihm leben.", grinste sie. Ich schaute sie vorwurfsvoll von der Seite an. „Du wirst ihn schon noch kennenlernen.", versuchte ich sie zu beschwichtigen, doch es half nichts. „Wenn du ihn mir nicht vorstellst hol ich mir eben eine Karte für ihre Show. Dann werd' ich ihn ja wohl zu Gesicht bekommen.", erklärte sie mir. „Ich will auch in die Show!", schrie Lizzy aufeinmal dazwischen. „Ich hab doch bald Geburtstag!" „Ich weiß Süße, aber du brauchst..." „...dringend neue Klamotten. Ich weiß.", beendete sie meinen Satz. Sie ließ den Kopf und ihre Schultern hängen und schlurfte langsam hinter uns her. Es tat mir weh sie so zu sehen, aber was sollte ich denn tun? Jimmy wollte uns zwar Plätze reservieren, aber dann würde ich meine Schwester den Blicken der Freaks aussetzen und das wollte ich nicht. Ich musste das erst mit ihnen klären. Ich grübelte weiter darüber nach während wir gingen bis Abby mich aus meinem Gedanken riss. „Ach komm schon! Ich muss ihn doch irgendwann kennenlernen, ich bin deine beste Freundin!", jammerte sie. „Du bist meine einzige Freundin.", stellte ich fest. Ich entschied mich ihr nachzugeben. Es stimmt, sie würde ihn so oder so irgendwann treffen. „Na gut. Also, er holt mich morgen von der Arbeit ab und wenn wir dann Lizzy vom Diner abholen kannst du ihn sehen.", erklärte ich ihr und sie war sofort begeistert. Ich hoffte nur sie würde keine peinlichen Bemerkungen über seine Arbeit oder seine Hände machen. Aber was bildete ich mir ein, es ging schließlich um Abby, der würde schon was peinliches einfallen.

Was ist daran so schlecht?Where stories live. Discover now