Die Ruhe vor dem Sturm...

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Es sind nur noch zwei Wochen bis zu dem großen Finale des trimagischen Turniers und somit auch dem Beginn der Sommerferien. Vor gut einer Woche haben Hermine und ich es endlich geschafft uns auszusprechen und zusammen zu kommen. Noch immer ging ich wie auf Wolken, wenn ich mich abends heimlich mit ihr traf. Hingegen wurde jede Minute ohne sie zu einer einzigen Qual. Je öfter ich sie sah, desto näher wollte ich ihr sein. Ich wollte mehr und mehr, kannte keine Grenze mehr. 

Doch mit dieser Beziehung und dem Ende des Schuljahres kam auch das schlechte Gewissen. Potter würde sterben, der beste Freund meiner großen Liebe. Mich persönlich traf es nicht, dass es ihn nicht mehr geben würde, doch was würde es für Hermine und mich bedeuten, sollte sie jemals herausfinden, dass ich involviert bin? Erst heute hat mir mein Vater seine Eule geschickt, die eine verschlüsselte Botschaft für mich hatte. Nur ich und mein Vater konnten die Geheimschrift lesen. Als ich den gesamten Plan erfahren hatte, verbrannte ich umgehend den verräterischen Brief. Nachdem ich nun genauestens eingewiesen bin, fällt es mir an diesem Abend mehr als nur schwer Hermine in die Augen zu sehen.

Wie schon die letzten Tage treffen wir uns um kurz nach halb 7 an der Statue der buckligen Hexe, hinter der ein Geheimgang liegt, den kaum einer kennt. "Dissendium" flüstere ich, als ich Hermine kommen sehe. Mit zwei Lampen in der Hand betreten wir den Gang und gehen ein paar Meter tief hinein, bevor wir uns auf den Boden setzen. Da ich sie nah an meinem Körper haben möchte, lehne ich mich mit dem Rücken an die Wand und ziehe Hermine mit ihrem Rücken an meine Brust, sodass sie zwischen meinen Beinen sitzen und sich an mich kuscheln kann. Diese heimlichen Treffen waren ungemütlich und umständlich, aber wir konnten einfach nicht riskieren, dass uns jemand zusammen sah.

"Ich habe dich vermisst" hallt ihre Stimme von den Wänden wieder. Grinsend setze ich ihr einen Kuss in den Nacken und schlinge meine Arme um sie, was genug Erwiderung für sie ist. Im Moment habe ich Angst etwas falsches zu sagen und mich zu verraten, also beschließe ich sie reden zu lassen, bis ich mich wieder sicherer fühle.

"In zwei Wochen ist das Finale. Ich freu mich schon darauf. Was meinst du, wer gewinnt?"

Bingo. Voll ins Schwarze, Süße. Bitter lache ich in mich hinein und überlege mir meine Worte sehr gut, bevor ich antworte. "Keine Ahnung. Aber Fleur ist ziemlich sexy. Wenn die ihre Kurven einsetzt kann sie nur gewinnen."

Wie abzusehen war haut mir Hermine ihren Ellbogen zwischen die Rippen und ich lache leise an ihrem Ohr auf. Ich liebe es sie aufzuziehen. Egal, ob ich sie Megabrain nenne, oder mit anderen Mädchen vergleiche - die Reaktion ist immer ein Stoß mit den Ellbogen und ein leise geflüstertes "Arschloch" ihrerseits.

"Was mich viel mehr interessiert: Wie soll ich es in den Ferien ohne dich aushalten, Granger?" Ich war es einfach gewohnt sie so zu nennen und griff nur selten auf ihren Vornamen zurück. Leise seufzend lehnt sie sich wieder entspannt an mich und scheint selbst keine Antwort auf diese Frage zu haben. Ihr macht die Trennung auf Zeit anscheinend genauso viele Sorgen, wie mir. Nun haben wir es endlich geschafft zusammen zu kommen und schon sollen wir wieder getrennt werden. Abwesend spiele ich mit ihren Fingern und streichle dabei ihre samtweiche Haut. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich heute hier mit ihr sitzen und jede Berührung genießen würde.

"Draco?" 

"Mhm."

"Meinst du wir werden uns auf ewig verstecken müssen?"

"Nein." Sanft küsse ich ihren Scheitel und spiele weiter mit ihren Fingern, während ich versuche ihr Zuversicht zu geben, wo ich selbst eigentlich gar keine habe. "Es wird die Zeit kommen, wo es Allen egal ist, dass wir zusammen sind. Ich weiß nicht, ob es bis zum Abschluss dauern wird, aber es wird der Tag kommen, an dem ich dich vor allen anderen küssen werde, damit es kein Kerl wagt dich je wieder anzugraben, das verspreche ich dir."

Ja, drei Jahre bis zum Abschluss sind noch lang, das weiß ich selbst, aber was sollte ich denn sonst sagen? Naja, also weißt du... in zwei Wochen sind wir sowieso alle am Arsch und um meinen Arsch zu retten traue ich mich nicht mit dir vor die Tür? Nein, diese Aussage ist wohl eher suboptimal. Außerdem wünsche ich mir von ganzen Herzen, dass Hermine nichts zustößt und ich tatsächlich irgendwann richtig mit ihr zusammen sein kann. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich, denn der dunkle Lord wird sie nicht am Leben lassen - außer ich weiß es zu verhindern.

Plötzlich weiß ich, wie ich die Ferien verbringen werde. Ich werde alle Bücher lesen, die ich finden kann, um herauszufinden, wie ich das Mädchen, das gerade in meinem Arm liegt, schützen kann. Natürlich könnte ich ihr einfach sagen, was in zwei Wochen geplant ist, wer wirklich hinter Moody steckt und dass sie Harry warnen soll. Doch der Schwur, den ich dank meines Vaters zu leisten hatte, verhindert, dass auch nur ein Wort über meine Lippen kommt.

Noch lange sitzen wir in unserem kleinen Versteck, halten uns, küssen uns und verabschieden uns dann schweren Herzens. Tagsüber lassen wir uns nichts anmerken und tun so, als könnten wir uns noch immer nicht leiden. Doch sobald wir eine Chance auf eine kleine Berührung, ein nettes Wort oder gar einen Kuss sahen, nutzten wir diese umgehend.

Das eine Mal küssten wir uns auf dem Weg zum Mittag hinter einem Vorhang in einem Flur, das andere Mal zog ich sie schnell zurück in den leeren Klassenraum und manchmal streiften sich im Vorübergehen unsere Hände. Diese kleinen Zeichen geben uns die Sicherheit, dass wir uns lieben, egal was für schlechte Sachen wir in Gegenwart der anderen über einander sagen.

So geht es tagein tagaus. Bis zu dem schicksalhaften Tag des Finales. Am Morgen war noch Alles in Ordnung. Beim Frühstück werfen wir uns gegenseitig feurige Blicke zu, immer wenn niemand hin sieht. Am Ende bringt mich Hermine sogar zum lachen, weil ihr leidenschaftlicher Blick sich plötzlich in eine urkomische Grimasse verwandelt. Das den anderen zu erklären, beziehungsweise eine Lüge für sie zu erfinden, ist auf die Schnelle gar nicht mal so leicht. Doch im Endeffekt lachten sie über einen Witz, von dem ich behauptet habe, dass ich eben an ihn gedacht hatte.

Und dann wurde es Mittag. Die Schüler strömten nach dem Essen in Scharen nach Draußen, wo das Finale stattfinden sollte. Ich ging ebenfalls hinaus, unter dem wachsamen Auge von Moody, der genau wusste, dass ich den Plan kenne. Auf dem Gelände ist über Nacht ein riesiges Labyrinth erschienen, in dem alle möglichen Kreaturen und Gefahren lauern. In dieses Labyrinth müssen die Champions gehen und den Pokal heraus holen.

Nervös und gebannt warte ich darauf, dass es los geht. Und schon passiert es. Einer nach dem anderen betritt das Labyrinth und mit dem Startschuss der Finalrunde würde auch unsere Beziehung seinem finalen Ende zugehen...

Amortentia und LibidoWhere stories live. Discover now