Keine Antwort ist auch eine Antwort...

283 18 0
                                    

Am Neujahrsmorgen werde ich unsanft von Mad Eye Moody geweckt, oder zumindest von seinem Aussehen. Der Vielsafttrank scheint bei Crouch Jr. sehr gute Dienste zu verrichten. Grimmig starrt er mich an und rüttelt mich an einer Schulter wach. "Was wollen Sie?" Grummelnd will ich mich wieder umdrehen, als mich Crouch am Kragen meines Shirts packt und nah an sein Gesicht zieht. Mit einem Schlag bin ich hellwach. Sein muffiger Atem schlägt mir entgegen und lässt mich die Luft anhalten. Still frage ich mich, wann er sich wohl zum letzten Mal die Zähne geputzt hatte.

"Pass auf, wie du mit mir redest, Junge! Ich hab dich letzte Nacht mit dem Schlammblut gesehen. Was soll das werden, wenn es fertig ist?" Sofort fiel mir alle Farbe aus dem Gesicht und mein Hirn fing an zu rattern. Was genau hatte er gesehen? Hatte er gehört, was wir gesprochen haben? Und vor allem: Hatte er gesehen, wie sie mich geküsst hat? Schnell überlegte ich mir eine Lüge, die plausibel klingen würde, auch wenn die Worte einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge hinterlassen würden.

"Ich verfolge meine eigenen Pläne, Moody." Den Namen betone ich extra streng, um erfreut zu sehen, wie sich sein Gesicht angeekelt verzieht. "Granger ist die schlauste Hexe an dieser Schule. Sobald ich ihr Vertrauen gewonnen habe kann ich sie von hier weg locken und umbringen, sodass sie uns nicht mehr im Weg steht. Dem dunklen Lord wird es so um einiges leichter fallen Potter zu töten. Ihr Wissen sollten wir nicht unterschätzen."

Erneut zieht Crouch mich an meinem Kragen näher zu sich, sodass meine Nasenspitze an seine stößt. "Als ob so ein minderwertiges Wesen eine Gefahr für den dunklen Lord darstellen würde, pah!" spuckte Crouch den Satz aus. "Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit sagst, ansonsten solltest du dich lieber schnell verstecken. Und dann werde ich dich suchen. Ich werde dich finden und dir dein wertloses Leben nehmen. Hast du mich verstanden, Malfoy?"

Ich weiß ganz genau, dass er es genau so meint, wie er es sagt, also nicke ich nur stumm, in der Hoffnung, dass er sich endlich wieder ein Stück von mir entfernt. Und tatsächlich lässt er von mir ab und geht zur Tür. Mit der Hand auf der Türklinke dreht er sich noch einmal zu mir um. "Ich werde deinen Vater über deine Pläne informieren. Du bist nicht der Einzige, der hier ein wachsames Auge haben soll. Schreib dir das hinter deine Ohren, Junge!"

Fast lautlos fällt die Tür hinter Crouch ins Schloss und schnell sehe ich mich im Schlafraum um. Natürlich war niemand da, sonst hätte Moody sich ja verraten. Ich atme einmal tief ein und wieder aus, bevor ich mich zurück in die Kissen fallen lasse und einen Arm über meine Augen lege. Verdammt, so war das nicht geplant. Wenn mein Vater dahinter kommt, was wirklich hier los ist, bin ich so gut wie tot. Ganz davon zu schweigen, was ER mir antun würde. Noch lange dreht sich das Gedankenkarussell in meinem Kopf, bevor ich es endlich schaffe mich aus meinem Bett zu schälen. Immerhin ist nun der Weg frei, um mich weiterhin mit Granger treffen zu können, ohne dass es zu verdächtig wirkt. Was allerdings Küsse und Co anging, so musste ich noch viel vorsichtiger sein, als ich es bisher schon war.

Beim Frühstück setzte ich mich fernab meiner Mitschüler hin, um meine Ruhe zu haben. Granger war entweder noch nicht aufgetaucht, oder aber schon fertig mit essen. Niemand von der Potter-Truppe war anwesend, also aß ich in Ruhe meine Flakes und hatte dann Lust mir draußen im Schnee ein wenig die Füße zu vertreten. Nur noch drei Tage, bis wieder der Unterricht begann. Morgen sollte ich vielleicht einen Ausflug nach Hogsmeade machen und schauen, was es da neues gibt.

Als ich aus dem Schloss trete empfängt mich eine reinweiße Landschaft. Der Schnee blendet dank der Sonne ein wenig und die eisigen Temperaturen versuchen unter meinen warmen Mantel zu kriechen. Entspannt schlendere ich am Rand der Wälder entlang, als ich aufgebrachtes Geschrei vernehme. Neugierig trete ich näher, verstecke mich aber hinter einem großen Stein. Als ich dahinter hervor luge sehe ich Granger und das Wiesel, die sich lautstark streiten. Weasley murmelt irgendwas unverständliches vor sich hin, worauf Granger ihm mit der flachen Hand ins Gesicht schlägt. Amüsiert sehe ich dem Schauspiel zu. In dem Moment, wo Weasley abhauen will, schwenke ich meinen Zauberstab und die Schneefläche unter seinen Füßen wird zu Eis. Prompt rutscht er aus und setzt sich auf seinen Hintern. Nur mühsam schaffe ich es ein Lachen zu unterdrücken, welches mich verraten würde. Während das Wiesel mit seinem schmerzenden Hintern beschäftigt ist und Granger hemmungslos Vorwürfe an den Kopf wirft, schaut diese sich suchend um. War ja klar, dass sie es durchschaut. Kurz stecke ich meinen Kopf hinter dem Stein hervor und winke ihr breit grinsend zu, verstecke mich jedoch schnell wieder, bevor Weasley mich entdecken kann. Grummelnd zieht dieser schlussendlich von dannen, nachdem er es geschafft hatte sich wieder aufzurappeln. Mit großen Schritten und einem erzürnten Gesichtsausdruck kommt Granger auf mich zu und baut sich vor mir auf, während ich vor lachen fast auf dem Boden liege.

"Was sollte der Scheiß, Malfoy?" Komisch, für einen Moment dachte ich sie würde es lustig finden, doch im Nachhinein machte es nicht den Anschein. "War doch lustig, wie sich das hässliche Wiesel auf seinen Arsch gesetzt hat. Ich wollte dir nur einen Gefallen tun." Ups, falsche Antwort. Ich sehe nur noch, wie sie tief Luft holt, als auch schon eine Schimpftirade auf mich einprasselt.

"Meine Streitigkeiten gehen dich einen feuchten Zauberwisch an, Malfoy! Jemanden so zu demütigen ist das allerletzte! Wie kann man nur so gemein und durchtrieben sein? Ich dachte du wärst netter, als es den Anschein hat, aber augenscheinlich habe ich mich in dir getäuscht - erneut. Das einzige, was du kannst, ist gemein zu anderen sein und daran deinen Spaß zu haben. Ich bin zwar ein Schlammblut, aber ich kann mich sehr gut allein verteidigen. Tu Ron sowas nie wieder an!"

Ist das ihr ernst? Langsam aber sicher kocht die altbekannte Wut in mir hoch. Ich wollte sie lediglich zum lachen bringen und sie plustert sich gleich so auf. Und zu allem Überfluss nimmt sie diesen Loser auch noch in Schutz, der sie immer wieder vor den Kopf stößt. Was soll der Scheiß? Wütend setze ich der davon marschierenden Granger nach und bekomme sie am Ärmel zu packen.

"Du nimmst diesen Arsch echt in Schutz? Andauernd streitet ihr und du heulst wegen ihm, aber trotzdem lässt du nichts auf ihn kommen. Kann es sein, dass du in das Wiesel verknallt bist? Wenn, dann sag es und küss mich nicht, obwohl du wen anders magst. Denk mal drüber nach, wer von uns beiden hier das größere Arschloch ist!"

Sprachlos und mit weit offen stehendem Mund starrt Granger mich an. Ich habe aber keine Lust mehr auf eine Antwort zu warten, zu sehr brodelt die Eifersucht und der Schmerz in mir. Der Schmerz ist fast schon vergleichbar mit dem, den mein Vater mir immer dann zufügt, wenn er durchblicken lässt, dass er nichts von mir hält. Grangers Schweigen sagt alles und so winke ich ab und gehe zurück zum Schloss. Der stechende Schmerz in meiner linken Brust nimmt immer mehr zu, je weiter ich mich von Granger entferne. Verdammt, ich hätte wissen müssen, dass all das aussichtslos ist. Eigentlich hatte ich vor ihr bis zum Schulanfang zu gestehen, dass ich mich in sie verknallt hab, doch jetzt ist es nur noch unwichtig. Sie hat ihre Entscheidung getroffen, ob mutwillig, oder nicht. Ich lasse mich nicht hinhalten und hin und her schubsen, das habe ich von klein auf gelernt. Nur so kann man vermeiden verletzt zu werden. Soll sie sich doch einen anderen dummen suchen mit dem sie spielen kann, während sie dem hässlichsten Typen an unserer Schule hinterher schmachtet...

Amortentia und LibidoWhere stories live. Discover now