Alte Rivalitäten...

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Die Tage zogen an mir vorbei, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Seit ich mit Granger aneinander geraten bin fand ich keinen ruhigen Schlaf mehr, geschweige denn ein Aus von meinen Gedanken. Nichts vermochte mich von meinem Trübsinn abzulenken, nicht einmal die Rückkehr meiner Freunde zur Schule, als das neue Halbjahr begann. Langsam kehrte ich zu meinem alten ich zurück und versuchte eine möglichst unausstehliche Aura zu verbreiten. Meine Hauskameraden gratulierten mir dazu endlich wieder gesund zu sein, denn mein Verhalten vor den Ferien ging ihnen schon gehörig auf die Nerven.

Mit meiner schlechten Laune, die ich zur Schau trage, betrete ich den Speisesaal und werfe einen verächtlichen Blick auf den Tisch der Gryffindors. Granger fängt meinen Blick auf und sieht schnell zu Boden. Ja, so hatte ich mir das gedacht. Potter ignorierte mich geflissentlich, während Weasley mich mit seinen Blicken am liebsten töten würde. Das zieht nicht, Wieselbi! Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie das Wiesel an irgendeinem Zauber herumprobiert und ihm mit einem Mal ein Schwall grüner Schleim ins Gesicht spritzt, als er wie wild mit seinem Zauberstab herum fuchtelt. Der gesamte Slytherin-Tisch bricht in schallendes Gelächter aus und ich lache am lautesten. Das hatte dieser dämliche Rotschopf mehr als verdient. Potter und Granger sehen beide stocksauer zu unserem Tisch rüber, während ich mein übliches arrogantes Grinsen aufsetze. Mit der Zeit fühle ich mich endlich wieder wohl in meiner Haut. Mit dem Verschwinden von Granger aus meinem Leben verschwand auch meine innere Unsicherheit, auch wenn ich dafür nun ein Päckchen voll Schmerz mit mir rum trug, das ich mir aber nicht anmerken ließ.

In Kräuterkunde widmeten wir uns, wie auch schon im zweiten Jahr, den Alraunen, die wieder einmal umgetopft werden mussten. Dass Longbottom diesmal nicht umkippte erstaunte mich, war er doch sonst immer für einen Lacher gut. Stattdessen war es Dean, der aus versehen stolperte und uns einen großartigen Lacher bescherte, als er sich an Weasley festhalten wollte und ihm die Ohrenschützer vom Kopf riss. In ihrer guten alten Manier setzte ihm Professor Sprout, während Weasley am Boden lag, die Ohrenschützer wieder auf und ließ ihn einfach liegen. Eine großartige Frau, immer gut für einen kleinen extra Lacher. Nach ungefähr 15 Minuten stand das Wiesel schon wieder auf, anscheinend hatte er weniger abbekommen, als erhofft. Einen dämlichen Spruch konnte ich mir einfach nicht verkneifen. "Du solltest nachts weniger an Granger rumfummeln, dann müsstest du tagsüber nicht schlafen." Die komplette Slytherin-Sparte fängt an zu lachen und kleine schmutzige Lieder anzustimmen. Sofort läuft Weasley knallrot an und sein Gesicht verzieht sich zu einer grimmigen Maske, während Granger empört nach Luft schnappt und Potter für seinen Freund Partei ergreift. "Halt die Klappe, Malfoy." Mehr hat Potter nicht zu sagen? Schade.

Nach Ende der Unterrichtsstunde bleibe ich noch etwas länger, da dies das letzte Fach für heute war. Ich gehe kurz in den Nebenraum und wasche mir dort die Hände, als ich merke, dass jemand hinter mir steht. "Du und ich, Malfoy. Zieh deinen Zauberstab, du Feigling!" Eindeutig ist das Weasley, der sich todesmutig in den Kampf stürzen will. Na gut, wie er will.

"Expelliarmus!" rufe ich, als ich mich umdrehe und sehe Weasleys Zauberstab davon springen. "Impedimenta!" Weasleys Körper versteift sich und schon kippt er nach hinten, wie auch schon vorhin bei seiner Begegnung mit den Alraunen. Grinsend stelle ich mich über ihn und richte erneut meinen Zauberstab mitten auf sein Gesicht, als ich "Densaugeo!" sage und meinen Zauberstab elegant schwenke. Sofort fangen seine Vorderzähne an über seine Lippe zu wachsen und werden immer länger. Lässig steige ich über ihn hinweg und stecke meinen Zauberstab wieder ein. Die Hände in die Hosentaschen vergraben verabschiede ich mich mit einem "Leg dich nicht mit mir an, Wieselbi!"

Auf dem Weg zurück zum Schloss kommt mir Granger entgegen, die laut rufend nach Weasley sucht. Als sie mich sieht verstummt sie, einen zornigen Blick auf dem Gesicht. "Wo ist Ron, Malfoy?" "Hält ein Nickerchen im Gartenhaus." Ich will an Granger vorbei gehen, doch sie hält mich am Ärmel fest und zischt mich laut an. "Ich schwöre dir, du ekelhaftes, widerwärtiges Stück: Wenn du Ron etwas getan hast werde ich dich das büßen lassen!" Genervt verdrehe ich nur die Augen, zucke die Schultern und wische ihre Hand von meiner Schulter. Ihre Hand an meiner, wenn auch nur für ein paar Sekunden, zu spüren lässt einen Lichtblitz durch meinen Körper jagen, sodass sich all die kleinen Härchen an meinem Körper aufstellen. Sie hat ihre Wirkung auf mich noch immer nicht verloren, dabei ist es schon fast zwei Wochen her, seit wir uns gestritten haben. "Geh zu deinem Lover, Granger und lass mich gefälligst in Ruhe."

Endlich schaffe ich es mich von ihr los zu reißen. Wütend brüllt sie mir hinterher: "Er ist nicht mein Lover, du Idiot! Du hast keine Ahnung davon, wen ich liebe und wen nicht!" Ihre Worte durchbohren mich wie eine scharfe Klinge, aber ich kann nichts dabei ausrichten. Nein, ich weiß nicht wen sie liebt, aber ich weiß, dass ich es nicht bin. Mit großen Schritten laufe ich auf das Schloss zu und verbarrikadiere mich in meinem Schlafraum. Wen auch immer sie lieben mag, ich wäre gern an seiner Stelle...

Amortentia und LibidoWhere stories live. Discover now