Kapitel 90 ❋ Mein Freund, meine Eltern, ein Plan und ich

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Als könnte mein Freund genau dies spüren, nahm er meine Hand in seine und drückte diese fest. Er sollte mich bloß nie wieder loslassen. Jetzt, wo ich die Sicherheit gehabt habe, mit ihm meine Zukunft verbringen zu können, schien mir das alles wie Sand durch die Hände zu fließen. Aber nicht mit mir. Neben der Angst kochte nämlich auch die Wut in mir, die ich gleich leider an meinen Eltern rauslassen musste. 

Dawn führte uns in den Thronsaal, wo unsere Eltern uns bereits zu Erwarten schienen. Die zwei drehten sich zu uns um und sahen uns erstaunt an – Hauptsächlich wegen Luke, der meine Hand immer noch festhielt und dann überraschenderweise mit mir zusammen auf sie zuging. 

„Luke, was tust du?", flüsterte ich angestrengt, aber er ignorierte mich. Stattdessen blieb er einen Meter vor meinen Eltern stehen, die ihn von oben bis unten ansahen und damit ein mulmiges Gefühl in meiner Magengrube auslösten. 

Selbst ich fühlte mich auf einmal so hilflos und falsch in meinem Pyjama, wie sollte sich dann Luke fühlen? Aber wenn er sich auch nur irgendwie unwohl fühlte, zeigte er es in keinster Weise. Im Gegenteil, er war dann derjenige, der das erste Wort ergriff. 

„Eure Hoheit, Königin und König von Castelaria", fing er ganz formell an und ich hätte gelacht, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Immerhin machte er sich noch die Mühe, sich unter solchen Umständen bei meinen Eltern vorzustellen. „Mein Name ist Luke Valencia, ich bin der Freund Ihrer Tochter. Sie hat Ihnen bestimmt schon von ihren Plänen erzählt, vor deren Verwirklichung sie so nah stand." 

Seine Unterlippe bebte, als die folgenden Worte aus ihm herausbrachen: „Sie können mir meine Freundin nicht wegnehmen. Ich habe sie schon einmal fast verloren und glauben Sie mir – Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Ihre seltsamen Regeln in dem uralten Buch sind mir egal, ich nehme Lemony mit nach Los Angeles, ob es Ihnen gefällt, oder nicht." 

Seine letzten Worte hallten in dem großen Raum wider und dann wurde es für eine Weile still. Meine Mutter sah von Luke zu mir und wieder zurück und dann zu meinem Vater, der dasselbe tat. 

„Mum", meldete ich mich schließlich. „Was soll das alles? Was hat es damit auf sich? Ich dachte, ich könnte das tun, was ich möchte und das hier ist ganz bestimmt nicht das, was ich möchte." 

Sie räusperte sich und dann fing sie an, leise zu sprechen. „Glaub mir, Liebes, wir wollen das genauso wenig, wie du. Aber wenn Castelaria seine Nachfolgerin nicht bekommt, ist die Insel ihrem Untergang geweiht. Denn wer soll sonst das Königreich regieren, wenn wir einmal nicht mehr da sind?" 

Mein Finger zeigte auf Dawn, die etwas abseits vom ganzen Geschehen stand, aber noch bevor ich ihren Namen aussprechen konnte, schüttelte meine Mutter den Kopf. „Das geht nicht. Nur du kannst die Königin werden, so will es das Gesetz." 

„Ich scheiße auf das Gesetz", murmelte Luke neben mir kaum hörbar. Ich drückte kurz seine Hand, auch wenn ich genauso dachte, wie er. Mein Kopf ratterte wieder wie verrückt. Ich kam jedoch zu keinem logischen Ergebnis und wollte schon verzweifeln, als Luke plötzlich einwarf: „Ich glaube ich weiß, wie wir das Problem lösen können." 

Er sah mich strahlend an und drehte sich dann wieder zu meinen Eltern. „Wieso machen wir es nicht so, dass Lemony zur Königin gekrönt wird, dann mit mir ihre Zukunft verbringt und erst dann hierher zurückkehrt, wenn es soweit ist...?" 

Das war genial. Und vielleicht sogar wirklich möglich! Hoffnungsvoll sah ich zu meinen Eltern. „Würde das gehen?", fragte ich mit großen Augen. Die beiden tauschten einen Blick untereinander aus, bis mein Vater fragte: „Es steht nirgendwo geschrieben, dass dies nicht geht und um ehrlich zu sein ist dies sogar eine sehr gute Idee." 

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWhere stories live. Discover now