Fahrt zu Party

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Nachdem Anja ihre schwarze Clutch geholt hatte, machten wir uns auf dem Weg zum Auto. Obwohl es ja Sommer war, war es schon recht dunkel und ich hörte nur gedämpfte Musik die vom Nachbarshaus kam. Für meine Verhältnisse war es schon gut im hellen mit Stöckelschuhen zu laufen, aber im dunklen kam ich mir vor, als hätte ich zwei linke Füße. Außerdem kam dazu, dass Anja nicht schnell genug voraus laufen konnte und ich kaum hinterherkam. Ich beschleunigte meine Schritte,  während Shawn immer noch gelassen neben mir herlief. Ich wollte Anja unbedingt einholen und lief noch schneller. Da passierte es: Die Straße wechselte von Kies zu Teer und ich verlor kurzgesagt das Gleichgewicht. Ich fiel zurück und wäre wahrscheinlich auf mein Steißbein gefallen, wäre da nicht Shawn gewesen der mich galant auffing. So lag ich halb in seinem Arm und blickte ihm direkt ins Gesicht. Wären Passanten vorbeigekommen, was um diese Uhrzeit eher unwahrscheinlich war, hätten sie gedacht dass wir gerade einen Partnertanz geübt hatten und dass das unsere Endpose gewesen wäre. Hätte nur noch ein Kuss gefehlt und die Hollywood- Regisseure hätten uns die Rolle geradewegs zugeworfen. Kuss? Was dachte ich da schon wieder. Shawn strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, was mein Herz gleich schneller schlagen ließ. "Pass auf, so eine wertvolle Fracht darf nicht kaputt gehen.", flüsterte er mir zu und half mir wieder auf die Beine. Dann nahm er wie ganz selbstverständlich meine Hand und verschränkte sie mit seiner. Als wir wieder mit Anja auf einer Höhe liefen formte sie stumm mit den Lippen "süß" und verdrehte träumerisch die Augen.

Als wir bei den zwei Autos ankamen,  stellte sich heraus dass nur noch ein Beifahrersitz und ein Rücksitz im Wagen frei war, den Cameron fuhr. Der andere wurde schon von: Aaron, Jack und Jack, Nash und Carter besetzt.
In den Wagen in den wir einsteigen sollten,  saßen schon Cameron, Espinosa und Taylor.
Gerade als ich zum freien Beifahrerplatz gehen wollte, lief Anja zu diesem Platz und sie konnte viel schneller laufen und ließ sich vor mir auf den Platz  neben Cameron fallen. Sie grinste mich an und dann sah ich erst das alle Plätze jetzt besetzt waren, weil Shawn sich auf den letzten Rücksitz gezwängt hatte. "Besten Dank aber auch! ", sagte ich und verdrehte die Augen.
Mir blieb nichts anderes übrig als mich irgendwo hinzuquetschen, aber ich wollte keinesfalls auf Shawns Schoß und auf Taylors erst recht nicht. Höchstens hätte ich mich auf Espinosas Schoß gesetzt,  aber der saß zwischen Shawn und Taylor und war somit unerreichbar für mich. Cameron rief durch die Musik hindurch: "Wir sollten dann mal los! Kannst du dich bitte irgendwo reinquetschen?" Ich verdrehte die Augen. Hinaufquetschen traf es wohl eher. Ich wollte gerade sagen,  dass ich nachkommen würde als Shawn mich sanft am Handgelenk auf seinen Schoß zog. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich gesträubt und wäre weggerannt, aber rennen und diese Schuhe? Never ever.
So saß ich auf seinem Schoß und er zog die Tür zu.
Als Cameron die Reifen durchdrehen ließ und es heftig quietschte, bezweifelte ich dass er ein guter Fahrer war. Nur Anja war entspannt als er aus der Parklücke fuhr und es uns so hefrig zurück und dann nach vorne drückte,  dass ich wäre Shawns Griff nicht gewesen ,wahrscheinlich direkt in die Windschutzscheibe geschleudert worden wäre. 
"Fährst du immer so?!", schrie ich Cameron zu als er wieder aufs Gas drückte.  Doch der verstand mich nicht, weil er sich mit Anja unterhielt. Ganz toll wieder. Als wir bei der nächsten Ampel eine Vollbremsung hinlegten, wäre es auch wieder fast um mein Leben geschehen, doch Shawn hielt mich dieses Mal mit beiden Händen fest an meiner Taille und er ließ mich auch nicht los, als die Ampel wieder grün wurde und wir weiterfuhren. Im Gegenteil sein Griff wurde fester und sein warmer Atem streifte meinen Nacken. Ich bekam eine Gänsehaut, was höchstwahrscheinlich daran lag dass Cameron die Klimaanlage anhatte. Das redete ich mir jedenfalls ein als ich mich gegen Shawn lehnte und meine Haut wieder kribbelte.
Um mich von unserem Körperkontakt abzulenken, starrte ich nach vorne zu Cameron und Anja.  Gerade fing "She bad" an im Radio zu laufen.  Wie passend. Cameron und Anja griffen gleichzeitig zum Lautstärkeregler und ihre Hände berührten sich gleichzeitig. Schnell nahm Anja die Hand weg,  als hätte ihr Camerons Hand einen schlimmen Stromschlag verpasst. Sie wendete sich kurz ab, drehte aber dann den Kopf wieder schnell zu Cameron der sie verunsichert anblickte. "Ich liebe das Lied und wollte es nur lauter stellen. ", sagte Anja kleinlaut. Cameron wendete sich kurz der Straße zu und dann aber gleich wieder Anja: "Im Ernst? Ich wollte gerade leiser drehen.", teilte er ihr schüchtern mit. Anja drehte das Lied auf mittlere Lautstärke und summte leise vor sich hin, dann sah sie von Zeit zu Zeit zu Cameron und Cameron konnte kaum den Blick von Anja abwenden. Na toll! Mit Anja an Camerons Seite waren wir also mehr selbstmordgefährdet als mit seinen Fahrkünsten eh schon.
Ich lehnte mich zurück an Shawn und schloss die Augen.

wait for me | s.mWhere stories live. Discover now