8. Kapitel

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Nach dem Frühstück, machte ich mich erst einmal daran meinen Koffer auszupacken und alles in meine Schränke und Regale einzuräumen.
Am Nachmittag fuhren wir dann zu Charlottes Freundin und ihrer Tochter Claire, die unglaublich nett wahr und mir versprach, mir morgen alles zu zeigen, um meine Bücher abzuholen. Im Gegensatz zu Deutschland hatten die Schüler hier wirklich wenig Bücher, die sie mit sich herum schleppen mussten und auch die Schule sah ganz anders aus, aber das hatte ich mir ja schon gedacht. Sie war viel größer als meine Schule zu Hause, weshalb ich noch glücklicher war, dass ich nun Claire hatte, die mich durch die Gänge führen konnte.
Pickering war eine wunderschöne Gegend und kein Vergleich zu der Großstadt in der ich in Deutschland lebte. Hier war alles so... gemütlich, sodass man sich einfach wohlfühlen musste. Es erinnerte mich ein bisschen an die typisch amerikanischen Vorstädte auch wenn wir hier in Kanada waren.
Abends gingen wir noch in ein Restaurant in der Nähe von Charlottes und Deans Haus. Und ich kann sagen es schmeckte wirklich unglaublich gut.
Zu Hause angekommen, verkroch ich mich gleich nachdem ich den anderen eine gute Nacht gewünscht hatte, in meinem Zimmer. Bevor auch für mich morgen nun offiziell die Schule losgehen würde, brauchte ich einfach noch etwas Zeit für mich. Nachdem ich den Stundenplan, den ich von Claire bekommen hatte, auswendig gelernt und meine Sachen für den morgigen Tag gepackt hatte, machte ich es mir auf meinem Bett mit meinem Laptop auf den Beinen gemütlich. Ich schaute mir noch einmal ein paar Bilder von der Schule hier in Pickering an, als eine Mail auf meinem Bildschirm erschien, sie war von Josie :
Hey 👋🏼,
Na wie geht's meiner Lieblingsaustauschschülerin ?
Lust auf skypen ?
LG deine alleingelassene beste Freundin 😘

Ich antwortete sofort :
Klar hab ich Lust !
Warte nur eine Sekunde
LG deine 'Lieblingsaustauschschülerin' 😘

Ich öffnete gleich meinen Skype-Account, den mir mein Bruder extra für dieses Jahr eingerichtet hatte und wofür ich ihm unglaublich dankbar war, und starte einen Anruf an Josie. Sie hob sofort ab. Mir kamen fast die Tränen, als ich das Bild meiner Freundin aufleuchten sah. Der Gedanke daran das sie 1000ende Kilometer von mir entfernt, in einer völlig anderen Zeitzone war und ich sie jetzt eine Zeit lang nur auf diesem Wege sehen konnte, machte mich traurig.
„Und schon ein paar heiße Typen gesehen ?" fragte Josie in ihrer gewohnt lockeren Art. Als ich sie nun da auf ihrem Bett sitzen sah, würde mir erst bewusst wie sehr sie mir doch fehlte. Und ich war erst 1 Tag hier ! „Hallo Josie. Ich freue mich auch dich zu sehen. Mir geht es gut danke der Nachfrage." gab ich lachend zurück. „Und um die anscheinend einzigste und wichtigste deiner Fragen zu beantworten: nicht wirklich." „Was heist den hier 'nicht wirklich' meine Liebe Amber ?" fragte sie ernsthaft interessiert. „Naja ich hab da am Flughafen so einen Jungen gesehen, der sah wirklich hübsch aus." gab ich zu und merkte wie sich meine Wangen rot färbten. Ich war noch nie wirklich verliebt gewesen und wurde deshalb auch oft genug von Josie aufgezogen.
„War er 'hübsch' oder war er heiß ?" fragte Josie nun mit einem anzüglichen Lächeln auf den Lippen. „Er sah gut aus und mehr werde ich zu diesem Thema auch nicht mehr sagen ! Ich hab ihn schließlich nur aus der Entfernung gesehen. " um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, warf ich ein Kissen nach dem Bildschirm. Wir beide bekamen einen riesengroßen Lachanfall. „Ich vermisse dich jetzt schon !" platzte es da auf einmal aus Josie heraus. ,,Ich dich auch !" sagte ich. „Ich denke auch wenn ich mir viel Mühe gebe, werde ich hier keine Freundin wie dich finden !" „Das will ich doch hoffen, schließlich will ich für immer die Nummer 1 bleiben !" erklärte Josie forsch. Sofort brachen wir wieder in Gelächter aus. Sie würde mir wirklich fehlen. „Es ist so seltsam, mal wieder Deutsch zu reden." gestand ich nachdenklich. „Na dann freu dich erst auf morgen, da kannst du den ganzen Tag wieder nur Englisch reden." lachten Josie. „Das ist nicht witzig ! Ich habe wirklich Angst morgen etwas falsch zu machen. Ich hoffe sie mögen mich." sagte ich leise. „Sie werden dich sicherlich mögen. Du bist der netteste, liebenswürdigste und hilfsbereiteste Mensch den ich kenne ! Und wenn die dich nicht leiden können oder auch nur mit dummen Sprüchen kommen, dann werde ich ein ernstes Wörtchen mit Ihnen reden müssen !" sagte Josie ernsthaft und voller Überzeugung und ich war mir sicher das sie es tun würde. Das war eine Eigenschaft, die ich besonders an ihr liebte, sie würde nie zu lassen, das mich jemand verletzt, so war sie schon immer. „Ich glaube ich sollte jetzt Schluss machen. Hier ist es schon nach um 10 und ich will morgen nicht aus sehen wie eine wandelnde Leiche !" sagte ich und lächelte Josie an, ich könnte Tränen in ihren Augen sehen und ich merkte wie auch mir welche über die Wange liefen. „Bis bald ! Ich hab dich lieb !" sagte ich und lächelte das Bild meiner Freundin an. „Schlaf gut ! Ich hab dich auch lieb !" entgegnete meine Freundin. Wir lächelten uns noch einmal an, dann beendeten wir unser, meiner Meinung nach, viel zu kurzes Gespräch.

One year in CanadaWhere stories live. Discover now