1. Kapitel

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„Es wird alles gut gehen Mama, versprochen. Sobald ich bei Tante Charlotte bin, werde ich euch anrufen!" Ich versuchte meine Mutter nun schon seit einer Viertelstunde zu beruhigen, aber sie konnte einfach nicht aufhören sich Sorgen zu machen.
Klar ich verstehe sie ! Ich bin erst 16, werde gleich alleine in einen Flieger steigen, in einigen Stunden mehr als 6000km von zu Hause entfernt sein und meine Familie ein Jahr lang nicht sehen.
Ich kann sie wirklich verstehen, ich mache mir ja auch Sorgen !
Aber wozu gibt es denn Handys ich kann schließlich jeden Tag anrufen und Charlotte wird schon gut auf mich aufpassen.
„MAMA ! Ich muss jetzt wirklich los ! Hör doch, sie rufen schon meinen Flug auf ! Du willst doch nicht das ich ihn verpasse, oder ?" erklärte ich ihr nun leicht gereizt. „Ist ja gut Spätzchen, aber bitte sei vorsichtig und du tust alles was Charlotte und Dean dir sagen. Hast du verstanden ?!" „Schatz, beruhig dich" lachte mein Vater und versuchte nun auch meine Mutter zu beruhigen, wofür ich ihm sehr dankbar war. „Meine Schwester wird schon gut auf sie aufpassen ! Und du kennst doch unsere Amber ! " antwortete mein Vater und zwinkerte mir zu. „Danke Papa" flüsterte ich, während ich ihn fest an mich drückte.
„Luca komm und sag Amber auf Wiedersehen !" sagte meine Mutter mit Tränen in den Augen. Wenn sie jetzt anfangen würde zu weinen, könnte auch ich für nichts mehr garantieren.
Wiederwillig hob mein Bruder den Blick von seinen Aufzeichnungen, stand dann aber doch auf.
„Pass ja auf dich auf, hörst du. Wenn irgendwas ist, dann rufst du mich an und ich fliege sofort zu dir und hole dich, okay ?" sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich wusste, dass es ein Spaß sein sollte, aber ich war mir nicht zu 100% sicher ob nicht doch ein Funken Wahrheit darin lag, denn ich wusste, wenn es wirklich nötig wäre, würde mein Bruder kommen.
„Fang du nicht auch noch damit an, ich bin alt genug und kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Außerdem wenn du jetzt noch Zweifel zeigst, wird Mama mich niemals fliegen lassen" entgegnete ich schnippisch und boxte ihn spielerisch in die Seite, war aber dennoch berührt von den Worten meines Bruders. Gegen seinen Willen zog ich Luca in eine feste Umarmung, die er letztendlich voller Freude erwiderte.
Auch wenn mein Bruder zwei Jahre älter war als ich, hatten wir doch schon immer ein gutes Verhältnis zueinander gehabt. Er war mein Vorbild und ich verstand mich meistens gut mit ihm. Er ist die Art großer Bruder, die sich jedes Mädchen wünscht.
„Ich muss jetzt wirklich los! Sonst fliegen die noch ohne mich! " entgegnete ich lächelnd.
„Kommt alle her" sagte meine Mutter nun mit ausgebreiteten Armen und zog uns alle in eine große, herzliche Umarmung.
„Mach vorsichtig und pass auf dich auf, ja ?"
„Zum Hunderttausenden Mal Mama: JA " antwortet ich traurig und den Tränen nahe.
„Los Spätzchen, geh jetzt sonst wird deine Mutter dich nie mehr gehen lassen." sagte mein Vater.
Nachdem ich alle zum gefühlten hundertsten Mal umarmt hatte und mich richtig verabschiedet hatte, nahm ich meinen Rucksack und ging langsam in Richtung Flugzeug.
Bevor ich der Frau noch einmal meine Karte zeigte, drehte ich mich um. Da standen sie, winkten mir zum Abschied und lächelten mich voller Liebe an, die 3 wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich würde sie auf jeden Fall vermissen, das wusste ich jetzt schon. Ich drehte mich wieder Richtung Flugzeug. Nun würde das aufregendste Jahr meines Lebens beginnen.
Ein Jahr voller Abenteuer und neuen Erfahrungen.
Während ich das Flugzeug betrat und meinen Platz für die kommenden 12 Stunden suchte, merkte ich wie mir Tränen über die Wange liefen.

One year in CanadaWhere stories live. Discover now