2. Kapitel

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Während die letzten Akkorde meines Lieblingsliedes auf meinem iPod verklungen, setzte das Flugzeug zur Landung an.
Ich wurde immer nervöser. Was wenn mein Jahr doch nicht so würde wie ich es
erwartete ? Was wenn ich keine Freunde an meiner Schule finden würde ? Ich war noch nie gut darin gewesen neue Kontakte zu knüpfen und einfach auf andere Leute zu zugehen, dafür war ich viel zu schüchtern.
Doch jetzt war keine Zeit für Selbstzweifel. Ich schaute aus dem Fenster. Die Aussicht war wunderschön. Hier sollte ich also das nächste Jahr verbringen ?! Wow !
„Meine Damen und Herren in wenigen Minuten beginnen wir mit dem Landeanflug auf unseren Zielflughafen Toronto. Wir bitten Sie sich nun wieder auf ihre Plätze zu begeben und sich anzuschnallen ! Bitte schalten sie nun auch ihre elektronischen Geräte wieder aus ! Vielen Dank !" erklärte eine der netten Stewardessen und holte mich somit wieder aus meinen Gedanken. Schnell steckte ich meinen iPod, den ich noch immer in meiner Hand hielt, zurück in den Rucksack und schnallte mich an. Wie gebannt starrte ich wieder aus dem Fenster und verfolgte die Landung. Kanada war atemberaubend und ich freute mich schon wie eine Wahnsinnige darauf es in meiner freien Zeit zu erkunden.
Nachdem ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, machte ich mich auf die Suche nach meinen Verwandten. Hoffentlich hatten sie mich nicht vergessen. Doch ehe ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte, kam schon eine breit grinsende Emma auf mich zu gerannt. Mit offenen Armen und einem fast genauso breitem Grinsen, empfing ich sie.
„Hallo ! Du bist aber groß geworden !" sagte ich lächelnd zu Emma. „Tja, es ist ja auch schon eine Weile her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben." erwiderte diese strahlend. Genau in diesem Moment kamen auch Tante Charlotte und Onkel Dean auf uns zu. „Hallo Amber ! Wie war dein Flug ? Wir freuen uns so das du bei uns bist !" sagte meine Tante in ihrer wie immer freundlichen Art. Man merkte, das sie und mein Vater Geschwister waren, denn sie sahen sich nicht nur ähnlich, sondern sie hatten auch die gleiche liebevolle Art.
Mein Vater hatte seine Heimat Kanada vor Jahren für meine Mutter verlassen und war mit ihr nach Deutschland gezogen, nachdem diese, genau wie ich jetzt, ein Jahr hier verbracht hatte. Ich fand es schon immer romantisch, dass mein Vater für meine Mutter all das hier aufgegeben hatte und einfach in ein fremdes Land gezogen war dessen Sprache er nicht einmal beherrschte. Und auch wenn er nun mehr als glücklich war mit meiner Mutter, meinem Bruder und mir, sah ich ihm doch an das er seine alte Heimat vermisste und manchmal gerne hierher zurück gekehrt wäre. Allein wegen seiner Schwester. Umso mehr freute ich mich nun hier sein zu dürfen.
„Hallo Charlotte ! Hallo Dean ! Ich freue mich auch wahnsinnig hier bei euch zu sein. Mein Flug war eigentlich ganz okay zwischendurch gab es zwar ein paar Turbulenzen, aber sonst war alles okay." antwortete ich immer noch strahlend und voller Vorfreude.
„So jetzt sollten wir aber deinen Koffer suchen, nicht das sie ihn wieder zurückschicken." lachte Dean.
Während wir uns auf die Suche nach meinem Koffer machten, erzählte ich von meinem
Flug, meiner Familie und von allem was sie sonst noch wissen wollten.
Ich hatte keine Probleme sie zu verstehen, da ich schon seit ich klein war zweisprachig erzogen worden war, was ein großer Vorteil war. Aber es grenzte einen auch von den anderen ab. Wenn man in der Schule gut war und deshalb immer von den Lehrern als "die perfekte Schülern" abgestempelt wurde und immer vor allen anderen gesagt bekommt „Warum seid ihr nicht alle wenigstens ein bisschen so wie Amber ? Etwas mehr Interesse würde euch wirklich gut tun !" machte das einen nicht gerade beliebt bei seinen Mitschülern. Es machte einen zu einem Außenseiter, doch daran hatte ich mich gewöhnt und mit der Zeit machte es mir eigentlich auch immer weniger aus, ich verbrachte sowieso lieber Zeit alleine.
„Amber ? Amber ?" Emma stupste mich an. „Wie bitte ? Ich hab gerade nicht zugehört." antwortete ich peinlich berührt. „Das haben wir gemerkt." lachte Charlotte. „Dad hat dich gefragt wie dein Koffer aussieht." kicherte Emma. „Es ist der hier." sagte ich und zeigte auf einen großen schwarzen Koffer mit pinkem Band. „Na dann mal los." sagte Dean und ging zielstrebig auf meinen Koffer zu. „Was hast du denn da alles drin ?" lachte Dean ungläubig. „Nur das, was ich für ein Jahr so brauche." entgegnete ich fröhlich lächelnd. „Jetzt sollten wir aber wirklich los, sonst brauchen wir nicht mehr zum Abendessen gehen." sagte Tante Charlotte mit einem Blick auf ihre Uhr und in Richtung Ausgang, sie schien es langsam wirklich eilig zu haben. „Ja du hast Recht." pflichtete ich ihr bei, „ich bin auch etwas müde und würde wenn es möglich wäre nicht so spät in mein Bett. Ich kann wirklich kaum die Augen offen halten." gab ich nun offen zu. „Natürlich kannst du das Süße." sagte Dean und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Lächelnd schaute ich zu ihm nach oben. Ich mochte ihn wirklich, er war ein toller Mensch.
Einen Arm um Emma gelegt, gingen wir nun gemeinsam in Richtung Ausgang.
Es würde ein tolles Jahr werden, das wusste ich genau.

One year in CanadaWhere stories live. Discover now