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»Ruf an, wenn ihr angekommen seid. Und Macey«, Abigail drückt mich fest, »du stehst das schon durch, du bist stark.« Ihre Worte geben mir Mut.

Nachdem Darren und ich uns von den Primes verabschiedet haben, setzen wir uns ins Auto und fahren nach D.C. los. Nach fünf Minuten Stillschweigen spreche ich nun das aus, was mir seit heute Morgen im Kopf herumspukt.

»Ich dachte, dass ich nicht mehr aussagen muss. D-Du sagtest, dass ich ihn nicht mehr sehen muss«, schluchze ich schon fast und versuche, die Tränen zu unterdrücken.

Erst antwortet er mir nicht und es scheint auch nach mehreren Sekunden so zu bleiben, doch dann öffnet er den Mund.

»Du wirst ihn nicht sehen«, gibt er nur knapp von sich und lässt dabei keinen Platz für weitere Fragen. Also stelle ich auch keine.

Während ich aus dem Fenster schaue, spüre ich seinen Blick auf mir und setze mich augenblicklich kerzengerade in meinem Sitz auf. Ein kurzer Blick zu ihm verrät mir, dass ich recht hatte.

Meerblaue Augen sehen mich müde an, und er lächelt sanft zu mir rüber. Etwas verwirrt erwidere ich sein Lächeln und das Nächste, was ich höre, ist ein lautes und langes Hupen.

Ein Auto fährt knapp an uns vorbei und der Fahrer ruft
irgendetwas aus dem Fenster, was ich durch mein geschlossenes nicht hören kann.

»Oh Gott, Darren! Fahr rechts ran!«

Er scheint mit sich zu ringen, doch dann sieht er die Panik in mir aufsteigen, fährt sofort auf den Seitenstreifen und hält den Wagen dort an.

»Was ist lo –«, fragt er, doch ich höre ihm nicht weiter zu und reiße die Tür auf.

Schnell steige ich aus dem Wagen und atme tief durch.

Verdammt! Verdammt! Verdammt!

Ganz ruhig, Macey. Atme. Einfach ein- und ausatmen ...

Panisch versuche ich, zu atmen, aber die Luft will einfach nicht in meine Lungen. Tränen steigen mir in die Augen und lassen meine Sicht verschwimmen.

»Macey«, ruft Darren und plötzlich werde ich an den Armen gepackt und leicht geschüttelt.

»Atme!«, weist er mich laut an.

»I-Ich ... Ich kann –«

Angsterfüllt und von Panik umhüllt, wedle ich mit den Händen umher und versuche, mich aus seinem Griff loszumachen. Doch er lässt nicht locker, im Gegensatz, er hält mich sogar fester.

»Du musst Luft holen, Macey!«, schreit er nun.

Sauerstoff. Ich brauche Sauerstoff, sonst ... sonst kippe ich um. Langsam wird mir schwarz vor Augen, und ich spüre schon, wie meine Augäpfel nach hinten rollen, als ich plötzlich wieder atmen kann.

Auf einmal kann ich wieder tief Luft holen.

Der Grund?

Darrens Brust.

Ich werde an Darrens Brust gedrückt.

Er hat mich in eine feste Umarmung gezogen.

Keine Ahnung warum, aber durch diese Umarmung kann ich wieder atmen. Auch er merkt, dass es wieder geht. Langsam lösen wir uns voneinander.

Wieder hält er mich an den Armen fest und schaut mir tief in die Augen. Mit diesem Meerblau, das sich immer wieder in meine Seele bohrt.

»Geht's wieder?«, fragt er sanft und lässt mich dann los, als ich zustimmend nicke.

Beinahe verzweifelt fährt er sich durch die Haare und dreht mir dabei seinen Rücken zu.

»Was war das? Warum bist du so in Panik geraten?«

Das wüsste ich auch gern.

»I-Ich weiß es nicht. Das gerade hat mich so sehr an den Autounfall von mir und meinen Eltern erinnert.« Ich zeige auf die
Straße und auf die wenigen Autos, die an uns vorbeifahren. »Das Hupen, der Ruck ... Das hat mich alles an den Unfall erinnert und- und ich habe einfach keine Luft mehr bekommen und –«, brabble ich vor mich hin und halte dann inne, als er sich wieder zu mir dreht, und ich direkt in seine Augen sehe.

»Oh Gott, Macey. Das tut mir so leid. Ich war abgelenkt – bitte weine nicht.« Sanft legt er seine Hand auf meine Wange und will die Träne wegstreichen.

Wie paralysiert stehe ich da und lasse diese kleine Geste zu. Doch dann komme ich wieder zu mir und mache einen Schritt nach hinten, gleichzeitig wische ich mir die Träne selber weg.

»Wir sollten weiterfahren«, sage ich bestimmend und setze

mich in den Wagen. Während ich mich anschnalle, sehe ich im Seitenspiegel, wie Darren mit beiden Händen über sein Gesicht reibt.

Blue in my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt