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»Ich hoffe, dass ich mit meiner Anwesenheit nicht störe.«

Darren, es fühlt sich komisch an, das zu sagen, ist zum Telefonieren raus gegangen. Seine Mutter und ich sind alleine in der Küche. »Ach was, Liebes, du bist herzlich willkommen«, meint sie über ihrer Schulter hinweg, da sie am Herd steht.

»Danke für Ihre netten Worte, Mrs. Primes.«

»Nenn mich bitte Abigail, bei Mrs. Primes fühle ich mich so alt«, kommentiert sie grinsend.

»Kann ich irgendwie helfen, Abigail?«, frage ich lächelnd.

»Könntest du bitte den Kuchen aus dem Ofen holen? Ich muss das hier ständig umrühren, sonst entstehen Klumpen.«

»Natürlich.« Ich schnappe mir die Ofenhandschuhe und hole den Kuchen raus. »Wo soll ich ihn abstellen?«

»Da, Liebes, danke«, sagt sie und deutet auf den Tisch, wo ein Kuchengitter bereitsteht. Sie ist eine nette Person, höflich und zuvorkommend.

»Die Zwillinge müssten bald kommen«, informiert sie mich.

Zwillinge? Ich dachte hier würden nur Primes' Eltern wohnen.

Sie sieht meinen verwirrten Gesichtsausdruck und fängt an, zu lachen. »Du wirst noch überrascht sein, wie voll das Haus in ein paar Minuten sein wird.«

Primes kommt in die Küche. »Ich habe mit Flamming geredet, er braucht mich vorerst nicht. Also werde ich auch hierbleiben.«

Seine Mutter umarmt ihn fröhlich. »Das ist ja toll, Schatz. Dann bezieh du das zweite Gästezimmer, neben Maceys.« Er will gerade etwas darauf antworten, als ihm eine männliche Stimme zuvorkommt.

»Das riecht super, Ma. Wir haben einen Riesenhunger.« Im Flur rappelt und raschelt es. Es hört sich nach mehreren Personen an.

»Hey, lass das!«, höre ich eine weibliche Stimme. »Ich meins ernst, Seth!«

Primes fängt an, zu lachen, und Abigail tut es ihm gleich.

»Sie streiten sich immer noch so oft?«, fragt Primes und sieht dabei seine Mutter belustigt an.

»Viel zu oft«, antwortet sie und verdreht die Augen.

Und dann stürmen drei Jugendliche in die Küche. Zwei Jungs und ein Mädchen. Das Mädchen gibt Abigail einen Kuss auf die Wange.

»Hi, Mom.«

»Sieh mal, wen wir auf der Straße gefunden haben, Mom«, meint der Jüngere der beiden Jungs und zeigt auf den Älteren.

»Noah«, schnaubt der Ältere und schubst ihn zur Seite, um seine Mutter zu umarmen.

Noah stößt seinen Bruder von Abigail weg und gibt ihr, wie das Mädchen zuvor, einen Kuss auf die Wange.

»Hi, Mom.«

»Sie haben sich den ganzen Weg lang gestritt –«, das blonde Mädchen hält mitten im Satz inne, als sie mich sieht. Auf mich zukommend streckt sie mir lächelnd ihre Hand hin.

»Hi, ich bin Emily.«

Höflich und gut erzogen.

»Macey«, stelle ich mich vor und lächle zurück.

»Miss Collins wird ab jetzt hier wohnen«, kommt es von
Darren. Wohnen?

Schon wieder dieser Wechsel.

Wenn wir alleine sind, nennt er mich beim Vornamen. Aber wenn jemand außer uns beiden im Raum ist, nennt er mich
Miss Collins. Das hat er auch immer vor seinen FBI-Leuten getan. Was will er damit bezwecken?

»Macey, das ist Seth.« Abigail zeigt auf den braunhaarigen. »Und das sind die Zwillinge: Noah und Emily«, sie zeigt auf das blonde Mädchen und den blonden Jungen.

Ich lächle alle an. »Hallo.«

Der braunhaarige, Seth, klatscht die Hände zusammen und geht auf den Topf zu. »Was gibt's heute Leckeres?« Er öffnet ihn und riecht an dem Essen. »Yummy.«

»Igitt! Seth, steck doch nicht gleich die Nase da rein!« Emily zieht ihn vom Topf weg, und er wuschelt ihr die Haare durch.

»Mooom! Sag ihm, dass er das lassen soll.«

»Seth, lass deine Schwester in Ruhe«, sagt sie ruhig und scheucht beide vom Herd weg.

Ich sehe zu Darren rüber, der wegen seinen Geschwistern schmunzelt. »Kommt Zach heute?«, wirft der andere Zwilling, Noah, in den Raum.

»Nein, er hat heute viele Patienten«, antwortet sie ihm über die Schulter.

Emily lächelt stolz und klärt mich auf. »Mein ältester Bruder, Zachary, ist Kinderarzt. Er kann so gut mit Kindern umgehen, und seine Frau Rose ist schwanger.« Breit lächelnd schaut sie dann zu Noah, Seth und Darren und ihr Blick verfinstert sich.

»Ich hoffe, es wird ein Mädchen. Wenn hier noch ein
männlicher Primes rumspaziert, dann flipp ich aus.« Sie wirft gespielt genervt die Hände in die Luft und umarmt traurig ihre Mutter von hinten. »Hättest du nicht noch ein Mädchen auf die Welt bringen können?«

Die Jungs lachen, und auch ich muss lächeln.

»Emily, Schätzchen, wenn Anthony und ich nach euch
Zwillingen noch ein Kind gezeugt hätten, wäre es wieder ein Junge gewesen. Das sind nun mal die Gene der Primes.« Sie dreht sich um und streicht ihrer Tochter die Haare hinters Ohr.
»Außerdem sind sechs Kinder vollkommen ausreichend.«

Warte mal! Sechs? Zachary, Darren, Seth, Noah und Emily. Das sind fünf.

Ich bin stolz auf dich, du kannst zählen.

Blue in my HeartOù les histoires vivent. Découvrez maintenant