Kapitel 19

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Bald waren wir ganz oben auf dem Dach. Ich weiß nicht was ich genau erwartet hatte, aber hier oben war nichts. Der Wind zerrte an meinen Haaren und Kleidern und Dark hielt seine Mütze, damit sie ihm nicht weg flog. Obwohl ich keine Gefahr erblicken konnte, blieb er angespannt.

"Hast du noch meinen Dolch?", fragte er.
Ich sah auf die silberne Klinge in meiner Hand.

-"Ja."

"Gut. Halt ihn gut fest und nutz ihn. Hab keine Angst jemandem die Kehle durchzuschneiden, wenn du dafür leben kannst. Alles klar?"

Ich dachte kurz über seine Worte nach. Dann nickte ich und bejahte mit ernster Miene.
Ich war wirklich NICHT die beste wenn es ums Kämpfen geht. Aber ich kannte die Grundlagen und wusste wie ich sie einsetzen konnte. Denkt man genauer darüber nach, war jemandem die Kehle durchschneiden eine der einfachsten Sachen der Welt. Es war genau genommen ja nur eine Handbewegung. Man konnte mit einer Handbewegung jemanden umbringen. Ihm den Gar ausmachen. Ihn töten. Sein Licht erlöschen. Mit nur einem Ruck.
Die Zeiten in denen mich Dark beschützen mussten waren vorbei und wenn ich eines wusste, dann dass Angstlosigkeit dich alles machen lässt.
Aber hast du keine Angst mehr, wirst du auch leichtsinnig. Das durfte ich nicht vergessen.
Mein Blick huschte über das flache, steinerne Dach des Turmes, doch ich suchte an der falschen Stelle.
Als ich dann den Schatten über mir bemerkte, war es fast zu spät.
Ich blickte nach oben, reagierte schnell und warf Dark und mich außer Reichweite der Krallen, die von oben auf uns herab stürzten.
Schnell rappelten wir uns wieder auf und Dark stellte sich schützend vor mich. Über seine Schulter hinweg konnte ich sehen, was uns angriff.
Ein großer roter Drache mit ledrigen Flügeln und komplett weißen Augen.
Er gab einen markerschütternden Schrei von sich und rannte mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf uns zu.
Ohne Zeit zu verlieren teilten wir uns auf um seinem Angriff auszuweichen. Im Uhrzeigersinn drehten wir uns langsam um ihn herum nachdem er in der Mitte stehen blieb.
Ein kurzer Blick zu Dark, ein Kopfnicken und schon raßten wir zwei auf unseren Gegner los.
Wir trafen aber das schien unserem Feind nicht zu interessieren. Er hob sich in die Lüfte, wo wir ihn nicht erreichen konnten und gab ein Kreischen von sich, welches so hoch und laut war, das es mir die Haare zu Berge stehen ließ.
Ich verzog das Gesicht und hielt meinen Dolch vor mich.
Der Drache speite Feuer, doch wir konnten noch irgendwie ausweichen.

"Daire!", schrie Dark und ich wusste instenktiv was ich zu tun hatte.
Ich nickte und rannte auf ihn zu. Er ging in die Knie und bot mir seine überkreuzten Hände als Absprungbrett an. Mit unglaublicher Kraft katapultierte er mich in Richtung des Drachen und ich konnte ihm schwerwiegenden Schaden zufügen.
Der Drache ging zu Boden und ich landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden.
Jetzt hatten wir ihn wütend gemacht. Er ging auf mich los und bevor ich mich versah, kroch ein stechender Schmerz von meiner Schulter in meine Finger. Das Vieh hatte mir seine Krallen in die Schulter gerammt, wo jetzt eine fette Wunde hauste.
Ich konnte von Glück reden, dass er nicht meinen Kampfarm erwischt hatte.
Ich biss meine Zähne zusammen und unterdrückte die Tränen und den Schrei der mir tief in der Kehle steckte. So leicht würde ich mich nicht geschlagen geben.
Das Blutt floss warm meinen Arm und Brustkorb hinunter, ich konnte fühlen wie klebrig es war, und tropfte dann von meinen Fingern zu Boden.
Mit der anderen Hand umklammerte ich immer noch den Dolch und versuchte irgendwie die Blutung zu stoppen.
Den nächsten Angriff konnte ich parieren, aber dem darauf folgenden war ich maßlos ausgeliefert.
Der Drache warf mich weg wie eine lästige Fliege und ich flog gefühlte zehn Meter weit bis ich dann schlitternd zum Stillstand kam.
Toll. Jetzt blutete auch noch mein Kopf. Blödes Mistvieh.

Dark wartete nicht lange und schoss wie verrückt Pfeile auf die echsenhafte rote Haut des Drachen.
Als das keine Wirkung zeigte, warf er Pfeil und Bogen beiseite und griff wieder mit seinem Schwert an.
1 Schlag.
2 Schläge.
Eine Umdrehung und das Monster war erledigt. Er war echt stark. Sobald unser Gegner nur mehr aus kleinen Staubpartikeln bestand, grollte der Boden unter uns und in der Mitte des Turmdaches tat sich etwas auf und eine schmale Treppe führte ins Innere des Turmes.
Lässig kam er auf mich zu, mit seinem schiefen Grinsen, und bot mir seine Hand an. Ich nahm sie erleichtert und stand auf.
Kurz drehte sich alles aber dann ging es wieder. Als ich wieder klar sehen konnte, war er schon dabei seinen Bogen aufzuheben und sagte ganz sachlich:

"Du wirst dich gleich wieder besser fühlen. Mit jedem Kampf werden wir stärker und unsere Müdigkeit wird wie weggeblasen sein. Vertrau mir."

Sarkastisch verdrehte ich die Augen. Ich glaubte ihm nicht mal im geringsten, aber ich wertschätzte seine aufmunternden Worte. Doch nachdem ich noch eine Weile dastand, wusste ich was er meinte.
Ich fühlte mich so stark wie schon lange nicht mehr und meine Wunden heilten wie von selbst.

-"Wie ist das möglich?", murmelte ich mit großen Augen, als ich meinen Körper nach den gerade noch vorhandenen Wunden absuchte. Dark hatte mich gehört und blickte zu mir auf.

"Es ist als hättest du ein neues Herz bekommen, nicht wahr?"

Ich nickte nur stumm und sah ihn verwirrt an.

"Ich weiß auch nicht warum oder wieso, aber ist doch cool, oder?"

Ein Lachen entfur mir und wir machten uns auf den Weg die Stufen hinab.

Als wir dann unten waren, wurde alles von Fakeln erleuchtet und am Eingang standen ein paar Töpfe. Während mich die Fakeln an meine unverhoffte Zeit bei Pan erinnerten, ging Dark auf die Töpfe zu und zerschmetterte sie. Ich wollte schon fragen, ob er jetzt durchgedreht war, aber als dann, Rubine und Pfeile unter den Scherben auftauchten und Dark alles einsteckte, hatte ich meine Antwort so schon bekommen.
Danach gingen wir entschlossenen Schrittes weiter. Uns begegneten kaum Gegner, aber wir mussten unzählige verdammte Rätsel lösen um weiter zu kommen. Manche dieser Drecksdinger raubten uns echt den Verstand, aber schlussendlich lösten wir sie alle, fanden einige Schatztruhen in denen sich Schlüssel und Rubine verbargen und standen nun vor einer großen, massigen Eisentür.

"Da drinnen erwartet uns jener, der die Stürme schickt. Bist du bereit?", fragte Dark mich ernst und sah mir tief in die Augen. Ich wich nicht vor seinem Blick zurück und nickte bestimmt. Gemeinsam drückten wir die schweren Türen auf, die kalte Luft fegte an uns vorbei und wir traten ein.

-"Na ja... Ich hatte jemand anderen erwartet.", lachte uns eine dumpfe Stimme entgegen.

Fightening against the StormWhere stories live. Discover now