Kapitel 16

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Das Licht des Lagerfeuers erhellte nicht viel, aber es hielt auch generell Monster fern. Die meisten Viecher hatten Angst vor diesem Element und so hatten wir ein paar Stunden ohne uns große Sorgen zu machen.

"Kaum zu glauben, du hast es geschafft, Bro, du hast Daire geküsst."

Ich könnte Kotzen vor Glück. Niemals hätte ich gedacht, ich, ausgerechnet ich könnte so empfinden. Und es mögen. Ja, verdammt, ich mag es. Ich will es für immer fühlen. Auf ewig.
Daire lehnte ihren Kopf an meine Schulter und ich legte meinen Arm um sie. Sanft zog ich sie näher an mich, unwissend ob sie schläft oder nicht. Mein Blick lag in den Flammen. Ruhig und langsam atmeten wir aus und ein.
Über uns machten sich die Sterne breit. Es war eine warme Sommernacht und die Luft stand stickig um uns herum. Kein Anzeichen eines annäherndes Sturms.
Für einen kurzen Moment.
Nur für einen kleinen Augenblick, konnte ich mir eine Zukunft vorstellen, mit mir und Daire und unseren Kindern. Keine Sorgen, kein Krieg, nur sie und ich. Das Land würde mich als Individuum sehen und nicht als 'Nachmache von Link'.
Göttinen, ich weiß, ihr hasst mich wahrscheinlich, wegen... Na ja, ich wollte euren Helden umbringen, und... Euer Land auslöschen... Und... Dann war da ja noch die Sache mit Ganondorf...- JEDENFALLS! Bitte, lasst diesen Moment nicht zu schnell vergehen...

"Dark?", flüsterte Daire.

-"Du schläfst noch nicht?", murmelte ich. Mein Blick senkte sich zu ihr, während sie ihren Kopf hob und wir uns intensiv in die Augen schauten.

"Dark, wer bist du...?", fragte sie mich. Ihr Blick zeigte mir, wie Ernst es ihr war.

Ich seufzte, dann antwortete ich:-"Der Schatten vom Helden, wer sonst?" Mein Blick schweifte wieder zu den Flammen.

"Nein, so hab ich das nicht gemeint."
Sie nahm mein Kinn und zwang mich ihr in die Augen zu sehen.
"Ich fragte dich wer du bist, nicht was du bist."
Ich runzelte die Stirn.

-"Ich verstehe nicht..."

"Woher kommst du, Dark? Was ist passiert? Was geht in dir vor? Wieso machst du diese Reise? Was geht in deinem Innersten vor?"

ACH, ich HASSTE dieses Thema.
Meine Hand wurde zur Faust, ich mied ihren Blick. Sie setzte sich auf.
Alles klar, DANKE GÖTTINEN, LANGE HABT IHR DIESEN MOMENT FÜR MICH ANGEHALTEN! IHR KÖNNT MICH MAL! LECKT MICH DOCH!
Meine Wut stieg echt ins Unermessliche. Wieso nur musste sie damit anfangen?! Ich hatte ihr doch schon mehr anvertraut, als sonst irgendjemandem. Wieso? Wieso konnten wir nicht einfach bis in den Morgengrauen Arm in Arm am Feuer liegen?!
"Ok.
Dark.
Hör mir zu.
Beruhige dich. Zähl bis 10.
1
2
3
4,5,6,7,8,9,10
Ok fertig. Und jetzt freundlich darauf hinweisen, dass du nicht darüber reden willst."

-"Ich will nicht drüber reden!", herrschte ich sie an.

"FREUNDLICH, VERDAMMT, WAS HAST DU DARAN NICHT VERSTANDEN?!"

"Aber wieso nicht? Vertraust du mir nicht? Ich will dich doch nur kennenlernen! Bitte!" Auch sie schien etwas aufgebracht und wurde lauter.

-"Nein! Daire... Ich vertraue dir, glaub mir! Aber... Ich hasse es einfach darüber zu reden..."

Ganz kurz war nur das Knistern des Feuers zu hören.
Sie legte ihre Hand über meine und sie sah mir durchdringend in die Augen.

"Bitte...", flüsterte sie.

Ich seufzte.

-"Ich kann dir ja doch Nichts ausschlagen."
Ich lächelte sie schwach an.
Ein Ausdruck des Sieges zierte ihr Gesicht, aber ich sah schon wieder in die Ferne und began ruhig zu reden.

-"Ganondorf, also mein Ziehvater, hat mich in seinem... Ehm... Ich schätze es war ein Schloss, aber na ja, klein und schäbig, aufgezogen und ich hatte ein Zimmer ganz oben in einem Turm. Ich hatte täglich Training, Schwertkampf, Bogenschießen und so, aber das war auch schon die einzige Zeit, die ich außerhalb meines Zimmers hatte. Wenn ich fragte ob ich raus gehen könnte, meinte Ganondorf nur, die Welt seie zu gefährlich und ich müsse ein Geheimnis bleiben. Wieso wusste ich nicht, aber irgendetwas zog mich in die Welt da draußen. Nachts stand ich stundenlang vor dem Fenster und stellte mir vor wie es da draußen sein würde. Du musst wissen, ich sah nie viel von der Welt. Nur den Wald vor dem Schloss und die Hügel dahinter. Damals glaubte ich, die Welt ginge nur bis zu diesen Bergen. Aber es ist nicht so, als hätte ich gar nichts über die Welt gewusst, ich hatte mein ganzes Wissen über sie aus Büchern.
Irgendwann, ich war 8 oder so, überkam mich meine Neugierde und ich schlich mich Nachts raus.
Obwohl ich es schaffte zu entkommen und ich mich total freute, wurde mir schnell bewusst, dass ich ja nicht einmal wusste wo ich jetzt hin sollte, also begann ich einfach in den Wald hinein zu rennen. Bis in den Morgen rannt ich wirr in der Gegend herum, bis mich ein kleiner blondhaariger Junge mit grüner Zipfelmütze gefunden und mir geholfen hat.
Ich freundete mich mit ihm an. Er war mein erster Freund."

Ich hielt kurz inne und Daire machte große Augen und formte ein "Oh" mit ihren Lippen.

-"Jedoch wurde ich keine Woche später gefasst und zurück in meinen Turm gebracht. Bestrafung blieb natürlich nicht aus. Link war ein guter Freund und kam mich regelmäßig in der Nacht, verborgen in den Schatten besuchen. 2 Jahre lang stand er jede Nacht bei mir unterm Fenster und wir redeten über die Göttinen und die Welt.
Immer wieder versuchte er mich zu übereden, einfach mit ihm abzuhauen. Und immer wieder versuchte ich ihm zu erklären, dass ich das nicht könnte. Ich wollte nicht schon wieder bestraft werden und früher oder später würden sie mich so oder so finden. Eines Tages hatten sie ihn erwischt. Und dennoch kam er am nächsten Tag wieder. Ganondorf gefiel das natürlich gar nicht. Er erzählte mir daraufhin, wieso ich überhaupt existierte. Er erklärte mir, dass ich eines Tages Link töten müsste.
In dieser Nacht tat ich kein Auge mehr zu.
In der darauf folgenden Nacht ignorierte ich Link.
Es war unerträglich ihn draußen meinen Namen sagen zu hören und der Drang einfach auf alles zu scheißen und mit ihm abzuhauen war erdrückend.
Aber ich dachte es sei das beste für ihn, mich von ihm fernzuhalten.
Und irgendwann hörte er auf vorbeizukommen.
Als wir dann 17 waren, also letztes Jahr, musste ich mich ihm gegenüberstellen. Ich hatte nicht vergessen, was zwischen uns einst war und wollte ihm eigentlich nicht weh tun. Jedoch hatte er mich nicht mehr wiedererkannt. Er hatte vergessen. Aber ich nicht. Nicht ich. Und das gab mir ein verdammt ungutes Gefühl. Nicht wut. Mehr sowas wie Trauer oder Enttäuschung. Und seit diesem Tag sind wir Rivalen.

Ich möchte diese Reise antreten, weil ich ihn irgendwie schon immer ein wenig bewundert habe und so sein will wie er, das haben will, was er hat und weil ich dann vielleicht endlich in Hyrule leben könnte, ohne schief angesehen zu werden. Das ist es. Das geht in meinem Innersten vor."

Fightening against the StormWhere stories live. Discover now