Kapitel 15

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"Du... Dark?", meinte Daire zögerlich.

-"Hmm?" Ich blickte kurz mit gesengtem Blick zu ihr rüber, ohne den Kopf zu drehen.

"Wir werden schon eine ganze Weile verfolgt, oder?"

Mich überraschte es kein bisschen, dass sie es auch bemerkt hatte. Ihre Sinne waren mehr als nur perfekt.
Ich nickte nur kurz mit dem Kopf und gab ihr zu verstehen, sich unauffällig zu verhalten. Kurz bevor ich stehen blieb, wanderte meine Hand zum Griff meines Schwertes.
Die Schritte hinter mir wurden lauter und schneller. Ich fuhr herum, das Schwert mit einer Hand hoch über dem Kopf erhoben, wollte ich schon auf den Feind einschlagen, aber eine gewaltige Kraft landete auf meiner Brust und warf mich zu Boden.
Krallen bohrten sich in meine Schultern und ein kriechend langsamer Schmerz fuhr mir bis zu den Fingerspitzen.
Messerscharfe Reißzähne ruhten nur Zentimeter von meinen Augen entfernt. Mehr konnte ich von der Bestie nicht erkennen. Ich biss die Zähne zusammen und atmete langsam und tief.
Ich überlegte gerade noch was ich jetzt tun sollte, als mit einem Mal das ganze Packet von mir runtergerissen wurde.
Daire hatte sich mit voller Wucht auf das Biest geworfen und rangelte jetzt mit ihr am Boden rum.
Als ich sah mit was wir es hier zu tun hatten, verlor ich jegliche Farbe im Gesicht.

"Eine Chimäre, verdammt?!"
Das Ding hatte den Kopf eines Tigers, Rumpf einer Echse und Schwanz eines Skorpions.

Entschlossen fasste ich neuen Mut und hieb auf die Chimäre ein. Mein Schwert schnitt eine mikrige Wunde in die grüne Panzerhaut der Kreatur.
Sie ließ von Daire ab und wandte sich mir zu. Schwerfällig richtete sie sich auf  zwei Beine auf und erreichte locker drei Meter an Körperhöhe.
Es ertönte ein entsetzlicher Schrei und die Chimäre rannte auf mich zu.
Ich ging in Kampfposition. Knie gebeugt, fester Stand, Arme schulterbreit vom Körper entfernt und das Schwert schützend vor die Brust gehalten.
Der erste Schlag traf mich und mein Schwert hart und ich taumelte zurück. Der nächste warf mich fast  um, aber ich fing mich wieder und wich dem dritten aus.
Das Ding ließ mir ganz simpel einfach keine Zeit um zurückzuschlagen. Und wohin denn auch? Ich hatte keinen Schimmer wo die Schwachstelle von diesem Vieh hier war und die panzerhaften Schuppen, die sich von Schwanz bis Nacken zogen, ließen keine Verletzungen von größerem Schaden zu. Es war schnell, aber wir waren in der Überzahl.
Immer wieder versuchte mein Gegner mich mit seinem Giftstachel zu treffen, aber bis jetzt konnte ich noch mit großer Mühe ausweichen.
Während ich in einem Nahkampf mit der Kreatur stand, schoss Daire mit Pfeil und Bogen wild drauf los.
Ein Pfeil schoss nur Zentimeter über meinen Kopf hinweg.

"He! Verdammt, pass auf wo du hinziehlst!", schrie ich genervt.

-"Tut mir leid!"

Ich wand meine Aufmerksamkeit wieder der Chimäre zu.
In dem Moment, als sie für einen weiteren Schlag ausholte, sprang ich geschickt unter ihren Beinen hindurch, vollführte eine Rolle und stand blitzartig wieder auf.
Zack! Ein Hieb und der Stachelschwanz des Skorpions war ab.
Von Schmerz gepeinigt, schrie sie auf und wurde noch wütender als zuvor.
Wutentbrannt schlug sie zu und traf genau meine Backe. Die Wucht riss mich zu Boden und ich fühlte mein Gesicht. Als ich die Hand wieder runter nahm und ansah, war sie von Blut verschmiert und klebrig.

"Verdammt.", murmelte ich.

-"Dark?! Geht es dir gut?", hörte ich die schockierte Stimme von Daire hinter dem Vieh fragen.
Leider hatte auch die Chimäre sie gehört, drehte sich um und ging auf sie los.
Neues Adrenalin durchfloss mich und gab mir neue Kraft.
"Nicht. Sicher nicht sie. Tu ihr nicht weh, ich warne dich."
Ich sprang auf und stach das Schwert in den Rücken der Chimäre. Leider brachte ich es nicht wieder los und es steckte fest. Sie bäumte sich unter mir auf und versuchte vergebens mich loszuwerden, aber ich hielt mich hartnäckig am Griff meines Schwertes fest. Ich wurde hin und her geschleudert, aber ohne mein Schwert würde ich nirgends hingehen. Kurzerhand stemmte ich meine Füße gegen den Rücken des Ungeheuers und zog verzweifelt an meiner Waffe. Plötzlich gelang es mir dann doch und ich reagierte schnell und vollführte einen Rückwertssalto um gleich wieder zu stehen und nicht hilflos am Boden rumzuliegen.
Blut rann über die Hinterseite der Chimäre. Durch die dunkelrote Flüssigkeit erkannte ich einen rosa goldenen Schimmer. Ich hatte die scheinbar unzerbrechbare Haut durchdrungen und die Achillesferse freigelegt. Das war also ihr Wunderpunkt. Dort musste ich also zuschlagen wenn ich meine und Daires Haut retten wollte.
Na gut. Es war entschiedene Sache. Ich griff also meinen Schwertgriff erneut fester und griff mit vollem Elan an.
Mein kluges Köpfchen heckte in der Zwischenzeit einen ausgeklügelten Plan aus. Selbstlob stinkt, ich weiß, aber ich bin einfach genial.

"Daire!"
Sie sah auf und suchte meinen Blick.
"Daire, du musst einen Pfeil auf die Wunde schießen, während ich es ablenke!"

Sie sah mich zweifelnd an.
-"Dark, ich hab Angst, dass ich dich treffe!"

"Wirst du nicht! Du kannst das! Ich vertraue dir!", ermutigte ich sie.

Sie nickte und ich begann mit der Ablenkung.

"He! Juhu! Du hässliches Ding!", es reagierte und schenkte mir seine Aufmerksamkeit. "Oh? Du verstehst mich? Du bist also doch nicht so dumm, wie ich dachte. Aber jetzt mal ernsthaft, du hast noch nie in einen Spiegel gesehen, oder?"
Jetzt reichte es der Chimäre und sie ging rachsüchtig auf mich los. Mal wieder. Ich stand lässig ein paar Meter von ihr entfernt und rührte mich keinen Millimeter. Als ich mich streckte sah ich, dass Daire den Bogen schon spannte und zielte.
Wenn ich so drüber nachdachte, hatte ich schon Panik, dass sie mich treffen könnte. Aber das würde doch niemals passieren, oder? Oder?
...
ODER?!
"Oh mein Gott, sie schießt! Duck dich!", dachte ich.
Mit einem Ruck duckte ich mich und Daires Pfeil traf die Wunde mit genauerster Präzision.
Die Chimäre hielt direkt vor meiner Nase inne und rührte sich nicht mehr.
Bevor sie dann schlussendlich umfiel, sprang ich zur Seite, um nicht unter ihr zu landen.
Ein gewaltiges Beben erschütterte die Umgebung, als sie am Boden aufschlug.
Daire zitterte immer noch und stand mit geschocktem, leeren Blick da. Sie umklammerte den Bogen so hart, dass sich ihre Fingerknöchel weiß färbten.

"Siehst du? Ich sagte doch, du schaffst das! Ich habe nie an dir gezweifelt!", sagte ich scherzend.

Sie fasste sich wieder und sah mich sarkastisch an.

-"Natürlich nicht, Dark.", stachelte sie mit gespitzten Lippen auf mir herum.

Sie hatte es also bemerkt.

Wir fingen an zu lachen und ich legte einen Arm um ihre Schulter, bevor wir begannen uns lachend auf den Weg zu machen.

Fightening against the StormDonde viven las historias. Descúbrelo ahora