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Durch meine beiden Beine zieht der Schmerz hoch bis zu meinem Hintern. Erschöpft setze ich mich und wische mit meinem Handtuch den Schweiß von meiner Stirn. Es wäre eventuell intelligenter gewesen sich erst darüber zu informieren wie man richtig trainiert oder einsteigt, statt wie ich es tue einfach los zu legen. Während ich meine Wasserflasche zu meinem Mund führe, fahren meine Augen durch den mit Testosteron gefüllten Raum. So viele Männer, so viele trainierende Männer und vor allem; so viele schwitzende und nackte Männer. Kurz beginne ich über meine eigenen Gedanken zu schmunzeln. Ich war definitiv schon schwimmen und mir ist auch nicht unbekannt wie Kerle ohne T-Shirts aussehen, doch nicht so viele auf einen Haufen. Und dann auch noch so attraktive. Ich packe meinen Mut zusammen und nähere mich der Ecke, wo sich so gut wie alle Typen aufhalten, da man hier Gewichte stämmen kann. Ich räuspere mich kurz und gehe mit unsicheren Schritten voran. Recht schnell legen sich einige Blicke auf mich und beobachten mich interessiert. Als ich bemerke, dass einige beginnen über mich zu reden, versuche ich mein Selbstbewusstsein zu steigern und bessere meinen Gang auf, indem ich die Hüften mit schwinge. Laufe wie eine Lady, aber wirke nie wie eine Schlampe. Ich grinse ein wenig und muss mich zusammen reißen nicht wieder in mein unsicheres Muster zu verfallen.
Es ist wie als würde ich die Grenze zur anderen Seite überschreiten, als ich ankomme. Ich setze mich auf eine Hantelbank und sehe mir die Gewichte an. Jeweils Dreißig Kilogramm. Meine Augenbrauen heben sich. Das schaffe ich niemals. Als ich mich erhebe um die Gewichte zu entfernen, um diese mit zehn Kilogramm zu ersetzen, atme ich kurz erschöpft aus. Heilige Mutter Maria. Warum ist das so schwer ? Als ich es erneut versuche hoch zu heben stöhne ich außer Atem aus und beobachte den schwarzen Ring, der sich an die Metallstange schmiegt und diese nicht verlassen möchte. Wie soll ich die Gewichte entfernen ohne mir gleich die Schulter aus zu kugeln ?
Verzweifelt überkreuze ich die Arme und versuche telekinetische Kräfte in mir hervor zu rufen, doch auch das Warten macht es nicht besser und mein lächerlicher Versuch scheitert kläglich. Gerade als ich dabei bin aufzugeben und wieder auf das Fahrrad zu steigen, spüre ich eine federleichte Berührung an meiner Taille. Erschrocken zucke ich zusammen und entferne mich reflexartig von der Hand, sodass diese mich nicht mehr anfassen kann. ,,Ganz ruhig, ich wollte nur fragen ob ich dir helfen kann." Ich nehme ein raues Lachen links von mir wahr und schaue dem 1.80 großen Hübschling in die braunen Augen. Kurz schäme ich mich für meine distanzierte Reaktion, als würde ich mich vor ihm ekeln, doch bin ich sehr schreckhaft seit dem Vorfall geworden. Ein kleines Lächeln platziert sich auf meinen Lippen, aufgrund seines Satzes und seiner Bereitschaft mir zu helfen. ,,Du würdest mir mehr helfen als du es dir vorstellen kannst." Dies erwidert er mit einem Lachen und schüttelt den Kopf, während er die Gewichte mit Leichtigkeit hebt. ,,Ich habe schon gesehen wie du kurz davor warst abzuhauen, weil du kein Bock mehr hattest. Wollte das einzige schöne Mädchen hier nicht flüchten sehen.", charmant zwinkert er mir zu. Ich beiße mir kurz auf die Unterlippe und würde ihn, bei seinem schlechten Flirtversuch, am liebsten auslachen. Aber da ich erst durch ihn mit dem Training beginnen kann lasse ich die kindische Reaktion und zeige auf die 10 Killogramm als er mich mit einem fragenden Blick ansieht, wie viel Gewicht ich denn darauf haben möchte. Als er diese beiden anlegt versuche ich ein Gespräch aufzubauen und nähere mich ihm wieder zwei Schritte. ,,Wie heißt denn mein Held ? Ich muss mich schließlich bedanken." Er zeigt mir seine weißen und doch ungeraden Zähne beim grinsen, aber dies stört mich kein Stück. Ich freue mich immer wieder Menschen zu treffen, die nicht so 'perfekt' sind. ,,Ich bin Andy. Und was ist mit dir ? Wie heißt unser Neuankömmling ?" Kurz erwische ich mich wie ich mit den Gedanken bei dem Andy der oldschool Kinderserien abdrifte und denke an die roten Haare und seine unverbesserlichen Streiche, die das Leben der Lehrer immer schwerer machte. Ich liebte diese Serie. ,,Ich bin Ruby.", bei meiner Antwort beginnt er kurz zu stutzen und legt seinen Kopf anschließend etwas schief.  ,,Ruby ? Im Sinne von Ruby Conner ? Im Sinne von Ruby Conner, die Tochter des Polizeichefs ?" Enttäuschung legt sich mir um das Herz, da ich dieses Szenario schon einmal erlebte. Er weiß nun wer ich bin und alle die erfahren, dass mein Vater ein 'großer' Polizist ist, flüchten. Sie haben Angst mit einer Priese gemischt von Respekt. Wie ich es hasse, dass alle in diesem Dorf meinen Namen kennen. Ich bin ein Niemand aber gleichzeitig auch ein Jemand. 
,,O wow, das ist so cool ! Ich meine, stell dir doch mal vor; wir laufen durch die Stadt und kein Penner kann uns was anhaben, weil du dann sagen kannst 'mein Dad ist ein Cop, also schön fern halten.' Das ist doch mega.", dazu lacht er lauthals los und schlägt sich auf seinen Oberschenkel, als könne er selbst nicht glauben was für einen tollen Witz er gerissen hat. Als seine Antwort folgt sehe ich ihn mit einem verstörtem Blick an. Das kam unerwartet. Erneut zwinkert er mir zu und grinst mich breit an  ,,Wir werden gute Freunde liebe Ruby."

Und damit hatte er recht.

Bxdboy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt