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. . . . . His Point of View





Während meine Faust immer und immer wieder auf sein erbärmliches Gesicht einschlägt, fließt sein Blut nur so in Strömen. Das nervtötende und schrille Geräusch seines Herzens an dem Elektrokardiogramm erhöht sich mehr und mehr, wird schneller, lauter und dröhnt durch meine Ohren. Er ist schon lange nicht mehr bei Bewusstsein, sein Glück. Denn die letzten Minuten vor seinem kurzig bevorstehendem Tod wird er wohl leider nicht richtig miterleben. Wie schade. Ich wollte noch etwas mit ihm spielen. Außer Atem lasse ich die Hand sinken und betrachte mein Werk. Sein Gesicht ist von meinen Faustschlägen massakriert, sein Bauch aufgeschlitzt und seine Hände in die andere Richtung verdreht. Ich beginne zu grinsen. Dieser widerwärtige Mistkerl hat einen noch so viel schlimmeren Tod verdient, aber da ich noch etwas zu tun habe lasse ich ihn hier einfach verbluten. Wenn dieser Dreck nicht beseitigt wird, werden meine Spuren zu finden sein und da mich Lieutenant Martins eh schon hasst, sollten sie so schnell es geht verschwinden. Sorgfältig ziehe ich mir die weißen Handschuhe aus und verstaue sie in meiner Jackentasche. Nun ja, sie waren mal weiß. Am Anfang jedenfalls. Nach diesem 'tragischen' Unfall haben sie sich in die schöne, knallige pur pur Rote Farbe verfärbt. Mein Liebling unter den ganzen Farben. Sie zeigt soviel Stärke, Macht und ist hart, auffällig. Das passt genau perfekt zu mir. Nicht so wie diese ganzen soften Babyfarben wie hellblau oder rosa. Diese ekeln mich lediglich an. Mit meinen nun wieder entblößten Händen greife ich mir in die Hosentasche und zücke mein Handy, welches ich auch sofort an das linke Ohr halte. Nachdem abgehoben wird beginne ich ohne Zögerungen zu sprechen ,,Chris, Mike. Ihr werdet hier in Lager 304 mal etwas putzten.", das typisch genervte Seufzend ertönt, doch beachte ich es nicht und füge hinzu ,,Aber lasst die Leiche hier. Ich will ja nicht, dass es den Bullen den Spaß verdirbt Collins zu finden." Das raue Lachen ertönt aus meiner Kehle, als ich auflege. Das Beste an den Cops ist es, das sie wissen ich war das hier, aber es nicht mit einem einzigen Beweis nachweisen können. Wie ärgerlich aber auch. Meine Beine verlassen den abgedunkelten, miefenden und herunter gekommenen Raum. Während ich noch schnell an der Tür abschließe greift meine Hand nach unten, wo auf dem Boden mein Helm liegt. In nun genau zwölf Stunden werden sie vor meiner Tür stehen und mich fest nehmen, aufgrund Verdachtest an Mord von Ren Collins. Dieser Widerling hat es nicht anders verdient, ich habe sogar ihre Arbeit übernommen. Wie undankbar von der Polizei mich als Verdächtigen zu beschuldigen. Ich beginne zu schmunzeln und steige auf meine LA. So ganz unschuldig bin ich aber auch nicht.










. . . . . Her Point of View





Außer Atem fahre ich mir durchs Haar und wische mir über die feuchte Stirn. Das Regen prasselt auf mich herab, während ich mich fallen lasse und mit den Knien am Boden ankomme. Da ich bis zur Haut schon nass bin macht es mir nichts aus, es fühlt sich an als könnte ich die Kälte nicht spüren. Nur schlägt mir mein Herz bis zum Hals und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Er hat mich beschützt, der Fremde. Lauf! Verdammt, lauf so schnell du kannst! Seine Stimme war so rau, so wutgebrannt und außer Kontrolle als müsse er sich in dieser Situation zurück halten. Verständlich. Meine stark zitternden Händen greifen in mein Haar. Sie ziehen an den Strähnen, raufen es. Irgendwie damit meine Gedanken von dem eben Geschehenem weg geleitet werden. Ich sollte vielleicht nach Hause, da ich nur wenige Meter laufen konnte. Komm so schnell hier weg wie du kannst, kleines Mädchen! Er hat mich nicht mehr beachtet, schlug auf den Anderen ein und schrie mich trotzdem an, damit ich in Sicherheit bin. Wer war er. Wieso hat er es getan. Sofort stehe ich wieder auf und auch wenn ich wacklig auf beiden Beinen bin, führe ich langsam in der Dunkelheit meinen Weg fort. Ich kenne diese Straßen in- und auswendig. Wieso habe ich dem auch helfen wollen. Wie konnte ich so naiv und leichtsinnig sein. Tränen steigen hoch und rennen aus meinen Augen, vermischen sich mit den Regentropfen. Sie werden zu eins und zum Glück fällt es nicht wirklich auf, dass ich weine. Mein Kopf hängt hinunter gebaumelt und starrt meine durchnässten Schuhe an, welche sich an meine auch schon klitschnassen Füße schmiegen, ihnen den nicht vorhandenen Schutz geben. Ich wünschte, ich hätte sowas auch. Jemanden der sich um mich wickelt, der mich fest im Arm hält und vor den bösen Dingen auf dieser Welt beschützt. Immer hinter und auch manchmal vor mir steht. Auf den ich mich verlassen kann. Sofort kommt mir Dad in den Sinn. Er ist Vater und muss soviel Arbeiten, dass es mir vorkommt als hätte er mich schon längst vergessen. Aber das ist üblich. Immer an den Vatertagen habe ich ihn darum geben mit zur Schule zukommen, weil die Schüler ihrem Dad für einen Tag bei sich haben und einladen durften. Ich versuchte es jedes Jahr aufs Neue, immer wenn er absagte wartete ich bis zum nächsten Vatertag. Aber auch da kam immer dieselbe Antwort 'Ich hab verdammt viel zu tun, Kleines. Bestimmt nächstes mal.' Nächstes mal. Aber nach sechs Jahren des Hoffens, wann dieser Tag endlich kommen würde, gab ich es auf. Ich bin im letzten High School Jahr, da sollte ich mich nicht für so einen Schwachsinn interessieren. Ich spüre ein kleines Stechen in meiner Brust. Trotzdem sehnt das kleine Kind in mir sich immer noch nach all den Dingen die andere Kinder machen konnten, während ich immer lernend im Zimmer saß und betete, dass Dad heute wieder gesund nach Hause kommt. Manchmal hasse ich es einfach das er Polizist ist. Denn in so einer Situation hätte er bei mir sein sollen. Nur bei mir. Meine rechte Hand presst sich, während ich laufe, stark auf meinen Mund, damit mein lautes und schmerzerfülltes Schluchzen nicht zu hören ist. Und nicht auf der Wache. Nicht auf Streife. Bei mir, damit der Mann garnicht erst dazu hätte kommen können mich anzufassen. Mehr Tränen laufen meine Wange hinunter.

Bxdboy.Where stories live. Discover now