⌞chapter twenty-three⌝

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Er ist perfekt. Er ist absolut und unendlich perfekt.

„Verarsch mich nicht", gebe ich wahnsinnig eloquent von mir. „Genau das sind meine Beweggründe. Dieser leicht saure, wenngleich nachhaltig angenehme Geschmack von Grünen Apfel. Ich glaube, er gehört zu meinen allerliebsten auf der Welt. Ich dachte wirklich nicht, dass es noch jemanden gibt, der genauso denkt."

Jongin lacht und zieht sich indes den Mundschutz herunter, sodass ich seine vollen Lippen erkennen kann, die sich in vollkommener Belustigung verzogen haben.

„Eine Grüne-Apfel-Fanatikern also...", sagt er grinsend. „Ich hätte es wissen müssen. Wir verlorene Seelen gesellen uns wohl gerne."

Bitte, bitte, bleib für immer in meiner Nähe. Bitte.

„Lang nicht gesehen, Entlein", erwidert er dann und legt seinen Arm über meine Schulter, während er grinsend auf mich herabblickt. Der seltsam... liebevolle Blick, den er aus seinen Augen auf mich abschießt, macht mich beinahe verrückt.

Fast ein Monat, um genau zu sein.

„Ich hatte gehofft, du würdest vielleicht einmal Sehun besuchen."

In der nächsten Sekunde will ich mich selbst mit einer Apfelschlange geißeln. Warum habe ich das gerade gesagt? Bin ich eigentlich grenzdebil? Gleichgültigkeit vorschützen, Miranda, verdammt noch mal.

Jongin beißt sich auf seine Lippe und ich sehe fasziniert zu, wie er nervös darauf herum zu kauen beginnt. Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er damit aufhören soll; er kann doch nicht einfach so mit diesen wunderschönen, rosenroten Lippen umgehen. Mit etwas, das ich so gerne anstarre, wenn sich mir einmal die seltene Möglichkeit bietet.

„Du hast Recht. Ich hätte vorbeischauen sollen. Ich wollte ihm nur keinen Anlass geben, dass..." Er unterbricht sich, aber ich weiß trotzdem was er sagen möchte.

„Weil er nur mit den Drogen begonnen hat, weil er mit dir mithalten wollte, oder?", frage ich schließlich, als er keine Anstalten macht, seinen Satz weiterzuführen. „Du wolltest ihn nicht an die Sentimente erinnern, weil du Angst hast, eine falsche Reaktion in ihm auszulösen."

Jongin, der seinen Blick kurz gesenkt hatte, sieht mich plötzlich wieder an und es liegt eine solche Intensität in seinen Augen, dass ich kurz davor bin, meine Einkaufstüte fallen zu lassen und aus dem Costco zu stürmen.

„Ja... genau das ist es." Er seufzt und aus irgendeiner lange Verschütt gegangenen Ecke nehme ich eine Form des Selbstbewusstseins, die mich dazu veranlasst, meine Hand auf den Arm zu legen, den er auf meiner Schulter abgestützt hat.

„Jongin, deine Sorge ist unbegründet. Der Junge liebt dich so unglaublich. Ich glaube, er denkt, dass du nichts mehr mit ihm zu tun haben willst, weil du ihn in den zwei Monaten kein einziges Mal besuchst hast."

„Ich weiß, ich weiß. Ich vermisse ihn auch unglaublich, aber meine größte Priorität ist, dass er wieder in Ordnung kommt. Der gefühlsduselige Rest muss bis dahin erst einmal Nebensächlichkeit bleiben."

Der gefühlsduselige Rest. Wie... trocken.

„Du solltest ihn besuchen, Jongin."

Er antwortet nicht auf meine beinahe anklagende Aufforderung, sondern macht sich nur daran, die Apfelbonbonpackungen vor ihm in eine ordentliche Reihe zu schichten, sodass keine der Ecken mehr unnatürlich hervorsteht.

„Ich... wie geht es ihm? Yixing sagt, er macht sich gut, aber du kennst ihn ja; der Typ ist eins-siebenundsiebzig Meter purer Optimismus."

Angesichts dieser doch ziemlich zutreffenden Charakterisierung muss ich wieder lachen und bin überrascht, wie entspannt ich plötzlich bin. Normalerweise ist mit mir in seiner Gegenwart kaum etwas anzufangen; aber gerade komme ich mir beinahe so vor, als würde ich mit Yixing sprechen.

Be My MuseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt