⌞chapter six⌝

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Als Lily und ich gegen halb neun vor der Tür des Diners stehen—wir tragen beide noch immer die hochgeschlossenen schwarzen Kleider, die ein Teil unserer Uniform bilden—bin ich bereit, dem anstrengenden Tag zu vergeben, solange er mich ihn mit Pizza vor dem Fernseher ausklingen lässt.

Meine Stiefschwester scheint ähnliche Ambitionen zu hegen, denn sie fährt sich gähnend durch das dunkle Haar und steckt es sich zu einem unordentlichen Dutt auf, während ich ihre Tasche halten muss.

„Ich sag's dir, dieser Job bringt mich noch einmal um den Verstand", seufzt sie, als sie die Tasche wieder entgegennimmt und sie sich über die Schulter wirft, als befände sich darin nicht die Tonvase, die sie im Kunstunterricht gebrannt hat. Dieses Mädchen lebt nun einmal gerne gefährlich.

„Wenigstens haben wir nie Nachtschicht", murmle ich und blicke durch die Glastür, hinter der Kyungsoo gerade mit miesepetrigen Gesichtsausdruck einen Besen über die Fliesen zieht.

„Auch nur, weil Henry und Glinda es nicht erlauben. Glaub mir", fügt sie hinzu, während Kyungsoo uns durch die Scheibe einen düsteren Blick zuwirft, „Pyungho würde uns ohne mit der Wimper zu zucken als Arbeitssklaven einstellen, wenn es im koreanischen Gesetz nicht diese winzige Klausel gäbe, die ihm das leider, leider verbietet."

„Reden wir nicht mehr über unseren Chef, ich habe sowieso schon Albträume von ihm", schaudere ich und wir setzen uns langsam in Bewegung in Richtung der U-Bahnstation, die zehn Minuten vom Diner entfernt liegt. Unser Weg führt an einer stark befahrenen Hauptstraße vorbei, auf dem um diese Stunde vielmehr die erste Vorhut diverser Nachtschwärmer unterwegs ist. Hier, im Business District, finden sich einige Nachtclubs wieder, die besonders von Seouls Jugend gerne frequentiert werden; auch unter der Woche.

Ich persönlich bin kein Mensch, der sich sonderlich gerne in solchen Etablissements herumtreibt; aus dem einfachen Grund, dass mir die meisten Leute suspekt sind, die es dort hinzieht und auch wenn Lily manchmal Unternehmungen hegt, auf die ich sie begleiten muss, bin ich mit dieser speziellen Meile im Zentrum Seouls nie wirklich warm geworden.

„Ich finde, wir haben uns gut geschlagen", gähnt Lily und verteilt den letzten Rest ihres verblassten Lippenstifts mit ihrer Handfläche, da sie sich müde über das Gesicht fährt.

Ich will gerade antworten, als ein Wagen mit quietschenden Reifen neben uns auf der Straße, im Graben hält. Es ist ein violetter Ford Mustang, den ich leider viel zu gut kenne. Da im Augenblick unglücklicherweise kein Müllcontainer in der Nähe herumsteht, hinter den ich hechten kann, muss ich mit Lily vorlieb nehmen, die mich irritiert ansieht.

Sie weiß aber auch nicht, wem der Ford gehört.

Lily ist nicht diejenige, die eine halbe Stunde auf seiner Motorhaube gesessen und mit Kris Wu über Gott und die Welt konversiert hat, als würde sie ihn schon ewig kennen.

Be My MuseWhere stories live. Discover now