24. Kapitel

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Mein Vater sagte manchmal, jeder Mensch habe eine Bestimmung. Ich glaube das nicht. Ich denke, dass jeder Mensch selbst entscheiden kann, was er tut.
Ich habe mich entschieden.

Ich habe mich für Elementaris entschieden, und bin bereit, alles für Elementaris zu tun und alles zu geben. Notfalls auch mein Leben.

Nicht für mich. Auch nicht für Rose oder oder meinen Vater.
Ich tue es für die eine Million Menschen an Bord der Pandora. Ich tue es für ihre Zukunft. Und wenn ich dabei Sterbe, dann nur in dem Versuch, meinen Traum zu verwirklichen.

Ich war bereit.


Ich starrte in den kleinen Spiegel des Badezimmers, vor dem ich schon circa eine halbe Stunde stand. Ich mochte bereit sein, mich selbst zu opfern, aber bestimmt nicht dafür, eine Million Menschen von ihrem Glück zu überzeugen. Ich konnte doch unmöglich die Macht dazu haben, oder?

Aber jetzt hatte ich keine Wahl mehr: Alle Menschen vom Rand vertrauten darauf, dass ich überzeugend war. Heute.

Vor genau einer Woche war Rose aufgewacht, und seitdem war ich nicht mehr bei ihr gewesen.
Tatsächlich war ich nirgendwo gewesen. Ich war jeden Tag bei Henry gwesen, und die Nächte bei Juli.

Ich hatte sogar mein Holo gehackt, damit es Daten an die Schule schickte, die mich krankschrieben. Offiziell hütete ich also das Bett, aber in Wirklichkeit verbrachte ich meine Zeit am Rand, wo Henry und Trainer Taylor mich ausbildeten. Dabei war es extrem Hilfreich, dass der Aufspürer des Holos am Rand außer Reichweite der Suchgeräte war. Vermutlich einer der Gründe, warum der Rand verboten war...

Was mich natürlich zu einem riesigen Streit mit meinem Vater brachte, der mich anscheinend jede Minute meines bisherigen Lebens übers Holo überwacht hatte, und dem es auffiel, dass ich in letzter Zeit kaum noch zu finden war.

Und er war nicht dumm, er konnte Eins und Eins zusammen zählen.
Als ich einmal nach Hause kam, um meinen Knuddle zu füttern, hatte er auf mich gewartet.
Er schrie, tobte und zeterte, und ich hörte es mir eine Weile mit unterdrückter Wut an, bis mir der Kragen geplatzt war: „Ja, Liam, dir ist es natürlich egal, dass wir die einzige Chance unseres Lebens auf einen Planeten aufgeben. Was interessiert dich schon das Lebenswerk meiner Mutter? Klar, mach alles zunichte!"

Ich war aus dem Haus gestürmt, und er war mir nicht gefolgt.
Seitdem hatte ich ihn nicht wieder gesehen.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken: „Di, ist alles in Ordnung?"

Julian. Juli. Mein einziger Halt in einem Meer aus Sorgen.

„Ja, komme sofort!", rief ich, und versuchte, zuversichtlich zu klingen. Es gelang mir nicht mal annähernd, also öffnete ich die Tür mithilfe meines Fingerabdrucks, bevor er sie einbrechen oder den Mastercode eingeben würde.

Aber bevor ich etwas peinliches tun konnte, zum Beispiel Juli in die Arme zu fallen, trat Henry vor. Beim Raumschiff, die schienen die arme Klotür ja belagert zu haben!

„Bereit?", fragte Stalker Nummer 1 alias Henry.

Ich seufzte. „Nein, gehen wir!"

Ich ging an Juli vorbei und schwor mir, nicht mehr so viel an ihn zu denken. Zumindest heute. Während der Rede. Also - Was solls. 2 Minuten? Naja, Sekunden. Vielleicht.

Elementaris #viaaward2017Where stories live. Discover now