Damn

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Wir huschten leise in unser Zimmer und ich ging erst ins Bad, als Maggie selenruhig in ihrem Bett schlummerte. Erleichtert duschte ich und summte vor mich hin. Da waren wir der Scheiße ja noch mal gerade so von der Schippe gesprungen. Mechanisch vollführte ich die einzelnen Schritte des Haarewaschens und stützte die Hände an der Wand ab, als ich den Schaum ausspülte. Danach hüllte ich mich in einen flauschigen Bademantel, den das Hotel ausgab und trocknete meine Haare provisorisch mit einem Handtuch. Ich wette, dass Maggie das erste Mal seit ein paar Tagen wieder ruhig schlafen konnte, also wollte ich sie dabei nicht stören, nur weil ich den Föhn anschmeißen musste.
Gerade, als ich mir einen Schlafanzug anziehen wollte, klopfte es leise an der Tür. Wer war das denn noch um diese Uhrzeit? Ich schlüpfte in meine FlipFlops und öffnete vorsichtig die Tür. Cameron stand davor, die Arme vor der Brust verschränkt und einen grimmigen Zug um die vollen Lippen.
"Was machst du denn hier?", flüsterte ich und er schnaubte abfällig. Meine Augen wurden groß und ich starrte ihn überrascht an. "Okay, klär mich auf: Was sollte dieser Ton?"
"Das kannst du dir ja wohl selber denken", knurrte er und ich schob ihn mit den Händen etwas zurück. Ihn interessierte es überhaupt nicht, dass die anderen schliefen. Er zählte mich einfach in einer Lautstärke aus, die auch den Lieben Gott aus seinem Wolkenbett gekickt hätte.
"Gib mir einen Moment", sagte ich, schloss die Tür und zog mich um. Meine Verwunderung sprang langsam in eine ungesunde Mischung aus Wut und Sorgen um.
Er stand immer noch da, wo ich ihn gelassen hatte, als ich aus dem Zimmer kam.
"Alles klar. Was ist dein Problem?", fragte ich ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. Cam wandte mir langsam seinen Kopf zu und verengte seine blauen Augen zu Schlitzen.
"Was mein Problem ist?", gab er zurück und schnaubte wieder.
"Sag mal, hast du was genommen?", zischte ich und er stemmte seine Hände neben meinem Kopf an die Wand. Ich schluckte und schaute zu ihm hoch.
"Ich hab die Schnauze voll von unserer Situation. Aber du scheinst dir ja ein Spiel daraus zu machen", knurrte er und sein Blick fiel auf meine Lippen. Verwirrt starrte ich ihn an.
"Hilf mir auf die Sprünge, ich komm da nicht mit", meinte ich ehrlich und presste meine Hände an meine Oberschenkel. Viel mehr Bewegungsfreiheit hatte ich auch nicht.
"Tu doch nicht so blond. Du weißt es ganz genau", brummte er und zog die Augenbrauen zusammen. Ich begann unsicher zu lachen.
"Du bist doch high. Du weißt doch selber nicht, wovon du redest", zischte ich und er schob mir sein Kinn entgegen. Mein Magen zog sich unangenehm zusammen, doch ich blieb standhaft.
"Wo warst du vorhin, wenn du doch so unschuldig bist?", fragte er wütend und ich zuckte zusammen.
"Hast du mich etwa gestalkt?" Jetzt wurde ich wirklich wütend. Blöder Arsch.
"Nein, das habe ich nicht! Lenk nicht davon ab. Wo warst du?"
"Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig", sagte ich und schaute ihn entschlossen an. Ich konnte Maggie nicht verraten. Schließlich hatte ich ihr Schweigen versprochen.
"Oh doch! Besonders, wo gleich nach dir und Maggie auch noch Jack abgehauen ist."  Das war der Zeitpunkt, an dem alles einen Sinn ergab und doch so absulut unrealistisch wurde.
"Bist du etwa eifersüchtig?", fragte ich ihn und musste an Maggies Bemerkung vor dem Essen denken. Damn.
"Nein", knurrte er, doch mir machte er nichts mehr vor.
"Jack ist so schwul, wie kaum ein anderer, Cameron. Ich wusste nicht mal, dass er auch abgehauen ist", stellte ich klar und hoffte, dass ihm das als Erklärung reichte.
"Wo warst du denn dann?", hakte er nach und ich seufzte. Mist.
"Das kann ich dir nicht sagen", murmelte ich und er rückte ein wenig von mir ab. Verletzt starrte er auf mich hinab.
"Kannst du nicht oder willst du nicht?" Ich biss mir auf die Lippe und legte eine Hand auf seinen Oberarm. Sein Blick wanderte zu der Berührung und fand dann wieder meinen. Es zerriss mich innerlich, aber wenn ich ihm erzählte, wo wir gewesen waren, dann würde er noch mehr nachfragen.
"Ich kann nicht, Cam. Ich hab's versprochen", flüsterte ich und drückte seinen Arm. "Ich will, aber ich kann nicht. Wirklich."
Er lachte bitter auf und machte sich los.
"Erzähl das deinem Therapeuten", knurrte er und ging. Wie betäubt stand ich neben meiner Tür und sank auf den Boden. Verdammt. Was war das denn gewesen? Allmählich verfluchte ich meine Loyalität wirklich.
Die Tür wurde geöffnet und Maggie setzte sich zu mir.
"Ich hab alles gehört", flüsterte sie und nahm mich in den Arm. "Warum hast du ihm nichts erzählt?"
"Einen Fingerschwur bricht man nicht", erwiderte ich und versuchte zu lächeln, was mir allerdings komplett misslang.
"Oh Jules. Es tut mir so leid", murmelte sie und ich erwiderte ihre Umarmung.
"Das muss es nicht. Wenn er das nicht verstehen kann, dann ist er nicht der Richtige."
"Vielleicht ist er gerade deshalb nicht nur Irgendeiner für dich." Super, Maggie. Trösten hatte sie ja mal so gar nicht drauf.
"Ich will nicht drüber reden", meinte ich und starrte weiter die gegenüberliegende Wand an. Unsere Schatten tanzten durch die flackernde Deckenlampe seltsam auf ihr und ich versuchte das Gefühl der Traurigkeit zu verdrängen. Sollten Kursfahrten nicht Spaß machen? Bei mir endeten sie nur im Drama.
"Willst du nicht oder kannst du nicht?", fragte Maggie und grinste traurig.
"Ach halt die Klappe", murrte ich und zog die Beine an. Die Kälte des Bodens machte mir nichts aus, obwohl ich bereits eine Gänsehaut bekam. Urplötzlich wollte ich nur noch nach Hause. Ich wollte nach New York. Ich wollte meinen Dad.
"Ich bring das wieder in Ordnung. Ich verspreche es dir", flüsterte Maggie in mein Ohr und ich lächelte schief.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will", murmelte ich und seufzte tief. Damit war die Unterhaltung gestorben. Schweigend saßen wir auf dem Boden des Hotels und atmeten im Einklang. war es falsch, dass ich mir wünschte, dass Cameron neben mir säße und mich hielte, anstatt Maggie? Ich weiß es nicht.

Fighting Cameron Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt