Kapitel 1

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Wie fast jeden Tag, mache ich mich gegen siebzehn Uhr fertig für die Arbeit.
Es hat zwar Vorteile, den Großteil des Tages zur freien Verfügung zu haben, aber auf Dauer schlaucht es einen auch ziemlich, immer nur abends und meistens bis spät in die Nacht zu arbeiten. Vor allem an den Wochenenden.

Nach einer ausgiebigen Dusche, trockne ich mich ab und föhne meine lange, braune Haarpracht.
Von Natur aus leicht gelockte Haare zu haben, ist sehr praktisch.
Kein stundenlanges im Bad stehen, bis die Haare so liegen, wie man es gern hätte.
Ich muss sie einfach nur kopfüber föhnen, dann etwas Haarspray rein und fertig bin ich.
In meinem kleinen Schlafzimmer angekommen, suche ich mir mein heutiges Outfit raus.
Zur Arbeit ziehe ich meistens immer eine enge Jeans und ein freizügiges Top an.
Sieht gut aus und bringt mir ordentlich Trinkgeld.
Ich entscheide mich heute für eine hellblaue Jeans und ein graues Shirt, mit halbrundem Ausschnitt.
Noch leichtes MakeUp und schon bin ich fertig.
Ich verlasse das Schlafzimmer und gehe in den offenen Bereich, der mir sowohl als Küche, als auch als
Wohn- und Essbereich dient.
Meine Wohnung ist zwar im Ganzen ziemlich klein, aber mit der richtigen Einrichtung und den passenden Accessoires gefällt sie mir richtig gut.
Außerdem kann ich mich glücklich schätzen, Mitten in New York eine bezahlbare Wohnung gefunden zu haben. Deshalb beschwere ich mich auch überhaupt nicht.

Nachdem ich Jacke und Schuhe angezogen habe, schnappe ich mir noch meine Handtasche und verlasse dann meine Wohnung.
Seit fast einem Jahr arbeite ich in einer Bar.
Anfangs sollte es nur ein Übergangsjob sein, aber ich habe mich schnell dazu entschieden, dort zu bleiben.
Die Arbeit an sich ist einfach toll, meine Kollegen sind nett und da ich ein sehr aufgeschlossener Mensch bin, ist diese Arbeit eigentlich genau das Richtige für mich.
Nach meinem Schulabschluss habe ich angefangen Jura zu studieren.
Nicht weil ich es wollte, sondern weil meine Eltern das schon lange so geplant hatten.
Meine Mutter ist Ärztin und mein Vater ein bekannter Unternehmer. Deshalb sollte aus mir auch etwas werden und Anwältin schien ihnen angemessen.
Ob ich das auch will, hat sie nie interessiert.
Anfangs habe ich mich dagegen nicht gewehrt, obwohl ich es nicht wollte, denn sie sollten stolz auf ihre Tochter sein.
Im Nachhinein kann ich überhaupt nicht verstehen, wie ich jemals so denken konnte.
Es ist mein Leben! Ich muss damit zufrieden und glücklich sein, nicht meine Eltern.
Deshalb habe ich das Studium auch nach nicht einmal einem Semester abgebrochen.
Es hat mir absolut keinen Spaß gemacht.
Mom und Dad waren stink wütend.
Du bist eine Schande für die ganze Familie!, hat mein Vater zu mir gesagt.
Das war kurz nachdem ich das Studium abgebrochen habe und seitdem habe ich auch keinen Kontakt mehr zu ihnen.
Es hat unglaublich weh getan, so von den eigenen Eltern behandelt zu werden.
Inzwischen stehe ich aber zu meiner Entscheidung und bin wirklich froh darüber, das getan zu haben.

Etwa fünfzehn Minuten später komme ich am Destenee an.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, stoße ich die Tür auf und werde sofort von dem typischen Geruch von Alkohol und Zigarettenrauch empfangen.
Es ist Donnerstag das heißt, es ist nicht viel los.
Bis auf einige Stammkunden, ist das relativ große Lokal ziemlich leer.
Lediglich an drei Tischen sitzt Kundschaft.
Und natürlich Stuart mit einem Glas Bier an der Theke.
Wahrscheinlich ist es sein Erstes.
Es ist jetzt kurz nach sechs und in der Regel kommt er immer um viertel vor sechs, trinkt zwei Bier und geht dann nach Hause zu seiner Frau.
Stuart ist ungefähr Mitte fünfzig, Steuerberater und trinkt hier immer sein Feierabend-Bier.
Er ist unglaublich charmant, man muss ihn einfach mögen.

Ich durchquere den Raum und trete hinter den Tresen.
"Schönen guten Abend Stuart. Wie geht es dir?", begrüße ich unseren Stammgast mit einem Lächeln.
"Resa, schön dich zu sehen! Mir geht es gut, obwohl ich mal wieder keinen Steuerbetrüger überführen konnte."
Er lächelt mich ebenfalls an und trinkt dann einen Schluck.
Davon scheint er schon sein ganzes Leben zu träumen, denn er redet fast täglich darüber.
"Chrissy ist kurz ins Lager.", informiert er mich noch, bevor ich nach Hinten zu unserem Personalraum gehe.
Chrissy ist eine meiner Arbeitskollegen, mit der ich mich gut verstehe.
Sie jobbt hier etwa drei Mal in der Woche, um sich ihr Studium für Naturwissenschaften zu finanzieren.
Sie ist, genau wie ich zwanzig.
Ihre kurzen, rot gefärbten Haare, sind ein krasser Unterschied zu ihren grünen Augen.
Ich verstaue meine Tasche und Jacke in meinem Spind und binde mir dann meine schwarze Schürze um den Bauch.
Als ich Chrissy aus dem Lager kommen höre, gehe ich wieder nach vorne um sie zu begrüßen und abzulösen.
"Hey Resa, schön das du da bist. Wie du siehst ist heute nicht viel los, aber ich muss gleich los. Bin zum Abendessen bei meinen Eltern eingeladen.", begrüßt sie mich mit einem Lächeln.
Wenn ich höre, wie Freunde von ihren Eltern reden, schmerzt es schon, dass ich zu meinen keinen Kontakt mehr habe.
Aber ich habe mir fest vorgenommen mich nicht bei ihnen zu melden, bis sie sich bei mir entschuldigt haben.
"Alles klar, hau' schon ab."
Ich umarme sie kurz zum Abschied, bevor sie nach Hinten läuft, sich schnell umzieht und dann auch schon verschwunden ist.
Nachdem ich mich vergewissert habe, dass alle Gäste noch etwas zu Trinken haben, schenke ich mir selbst ein Glas Cola ein und geselle mich dann zu Stuart.

Etwa eine Stunde später verabschiedet sich auch Stuart und als er die Bar verlässt, kommt gleichzeitig eine Gruppe junger Männer rein.
Insgesamt sind sie zu fünft.
Einer heißer als der Andere.
Sie setzen sich im hinteren Teil an einen runden Tisch und scheinen gute Laune zu haben.
Ich lasse ihnen etwas Zeit, bevor ich mit meinem kleinen Block bewaffnet, zu ihnen herüber gehe.
"Hey Jungs. Was darf es sein?", frage ich in die Runde.
Ihr Gespräch verstummt und sofort liegen ihre Blicke auf mir.
Ich bin es gewohnt, ständig von Männern angebaggert zu werden.
Ich selbst flirte auch sehr gerne und gebe offen zu, dass ich viele One Night Stands habe.
Es ist schon einige Male passiert, dass ein Gast gewartet hat bis ich Feierabend habe und wir anschließend entweder zu ihm oder zu mir gegangen sind.
Obwohl ich bisher noch keine feste Beziehung hatte bin ich überzeugt, dass das nichts für mich ist.
Ich habe lieber kurze Affären, warum auch immer.
Wahrscheinlich ist es der Reiz, viele unterschiedliche Männer kennenzulernen.
"Für uns fünf Bier. Darf ich dich auch auf einen Drink einladen?"
Der Typ, der zu meiner Linken sitzt, grinst mich anzüglich an und betrachtet meinen Körper ausgiebig.
Er ist eindeutig der Hübscheste von ihnen und wahrscheinlich auch der Einzigste von ihnen, der nicht vergeben ist.
Die anderen betrachten mich zwar auch, aber es ist deutlich zu sehen, dass sie nur schauen und zuhause wird dann gegessen.
Ich schaue mich kurz um, um abzuschätzen ob ich mich kurz zu ihnen setzen kann.
Von drei Tischen aus wird mir zugenickt, was bedeutet, dass sie noch etwas bestellen möchten.
"Normalerweise sehr gerne, aber ich muss mich noch um die anderen Gäste kümmern."
Der braun haarige nickt verstehend, scheint aber enttäuscht zu sein.
Er trägt eine schwarze Jeans und ein graues Hemd, bei dem die zwei obersten Knöpfe geöffnet sind.
Da das Hemd eng anliegt, ist deutlich zu erkennen, dass er einen muskulösen Oberkörper hat.
Kurz gesagt, er passt genau in mein Beuteschema.
Ich gehe zurück hinter die Bar und zapfe das Bier an.

Nachdem ich die anderen Tische bedient habe, stelle ich gerade die fünf Gläser Bier auf ein Tablett, als der gutaussehende, junge Mann der eben mit mir geflirtet hat, plötzlich vor mir steht.
Er schaut mir fest in die Augen und erst jetzt fällt mir auf, dass seine Augen unterschiedliche Farben haben.
Eins ist braun, das andere blau.
Völlig fasziniert davon, erwidere ich seinen Blickkontakt.
"Kann ich dir helfen?", frage ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
"Sicherlich in vielerlei Hinsicht. Moment, bin gleich wieder da."
Er holt mir das Tablett aus den Händen, bringt das Bier zu seinen Freunden und kommt mit seinem zurück zu mir.
"Ist das nicht unhöflich deinen Freunden gegenüber?"
Er nimmt mir gegenüber auf einem Barhocker Platz und grinst mich an.
"Ich unterhalte mich lieber mit einer hübschen Frau, als mir die Beziehungsprobleme meiner Kumpels anhören zu müssen."
Okay, das kann ich verstehen!

Sooo, das erste Kapitel meiner neuen Geschichte! 😍
Eigentlich war das noch gar nicht geplant, aber ich wollte nicht länger warten. 😁
Ich hoffe, dass viele, die auch schon meine anderen Storys gelesen haben, auch hier wieder mit dabei sein werden.

Wie immer freue ich mich natürlich über jeden Kommentar und jedes Sternchen. ;)

Why do you play with me?Where stories live. Discover now