《Kapitel 26》▪James▪

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Die Sterbliche war an meine Brust gelehnt eingeschlafen. Es war kaum eine Viertelstunde vergangen, seitdem ich uns beide ins Bad gebracht hatte. Nun hob ich sie mühelos hoch und stieg mit ihr aus der Badewanne.

Als ich Claire ins Bett legte, schlief sie immer noch tief und fest. Doch selbst im Schlaf klammerte sie sich zärtlich an mich, als hätte sie Angst, dass ich sie verlassen würde. Niemals, dachte ich entschlossen und legte mich neben sie, ihren Kopf auf meinen Arm gebettet und ihre Arme um meinen Hals geschlungen. Ich war nicht mehr in der Lage, das zu tun. Und im Gegenzug würde ich auch ihr verbieten, mich jemals zu verlassen. Und falls sie es doch tun würde, würde ich ihr nachjagen und alles zerstören, was sich mir in den Weg stellte.
Aber zuerst musste ich mich um ihre Sicherheit sorgen. Obwohl es mir widerstrebte, mussten wir vorerst nach Miami wiederkehren und von dort alles Weitere planen. Doch wir durften keine Zeit verlieren; gleich morgen früh würden wir wieder abreisen.




„Müssen wir wirklich so früh aufstehen?“ Mürrisch zog Claire die Bettdecke über ihren Kopf. „Es ist noch dunkel draußen. Nur weil du nachtaktiv bist, heißt das noch lange nicht, dass ich mich deinem Tagesrhythmus anpasse.“
„Du bist nicht in der Position, um das zu entscheiden. Außerdem geht unser Flieger schon in einer Stunde.“ Ich griff nach der Bettdecke und entriss sie Claire, die mich daraufhin mit einem wütenden Blick bedachte. „Wenn du nicht in fünf Minuten aufgestanden bist, wirst du dir wünschen, du wärst es.“ Gespannt wartete ich auf ihre Antwort.
Sie streckte ihre Zunge in meine Richtung aus und schwang eines ihrer schlanken Beine über den Rand des Bettes. „Gib mir zehn Minuten, dann bin ich fertig.“



Als der Privatjet die richtige Höhe erreicht hatte und wir uns auf dem Weg zurück nach Miami befanden, kuschelte sich Claire an mich und sah nachdenklich aus dem Fenster. Es erleichterte mich ungemein, dass sie nicht wieder in eine Schockstarre verfallen war, nachdem ich Lucan umgebracht hatte. Und dennoch... „Über was denkst du gerade nach, Sterbliche?“

„Bevor du Lucan getötet hast, meintest du zu ihm, er könne deine Stelle als Maxims Bruder einnehmen, aber bis jetzt hast du mir gegenüber noch nie deine Familie erwähnt. Ich habe automatisch angenommen, dass deine Verwandten … gestorben sind.“
Ich hörte die unausgesprochene Frage aus ihren Worten heraus. „Es ist kompliziert. Als Lestat erst mich und später Maxim verwandelt hat, sind wir im vampirischen Sinne zu seinen Söhnen geworden. Sie sind also nicht meine echte Familie und verhalten sich auch nicht so, wie ihr Menschen es von einer Familie erwarten würdet.“
„Erzähl mir mehr davon.“ Als ich nicht reagierte, drehte sich Claire zu mir um und sah mir bittend in die Augen. „Bei all den Dingen, die mir in den letzten Wochen passiert sind, sollte man meinen, dass ich mich daran gewöhnt habe. Aber wie kann ich mich daran gewöhnen, wenn ich nicht weiß, womit ich es zu tun habe? Außerdem bist du für mich immer noch ein Teil dieser fremden Welt. Ich möchte dich kennenlernen, James.“

„Es fällt mir nicht leicht, darüber – über meine Familie - zu reden. Oder darüber, wie ich zu einem Vampir geworden bin.“ Ich verdrängte die grausamen Erinnerungen an diese Zeit, die mir nach all den Jahrhunderten immer noch so klar vor Augen stand wie damals, als es passiert war. Noch immer konnte ich das Blut riechen und die hohen, angsterfüllten Schreie hören. Es waren die Schreie meiner Mutter, die mich in meinen Träumen verfolgten. „Es gibt Dinge aus meiner Vergangenheit, die ich dir nicht erzählen kann. Du würdest es nicht verstehen. Aber ich will, dass du auf mich hörst, wenn ich dir sage, dass die Gefahr vielleicht noch nicht vorbei ist. Maxim ist gefährlich, Claire, genauso wie meine Vergangenheit. Hoffen wir, dass sie mich nicht eines Tages einholt.“ Denn dann würde Lestat mich gefunden haben und ich würde Claire für immer verlieren.

„Dann lass es nicht zu, Vampir.“ Diese einfachen Worte reichten, um mich wieder in die Gegenwart zu holen. Vielleicht waren es aber auch Claires zierlichen Finger, die sich zärtlich in meinem Nacken verschlungen. Spätestens als sie sich auf meinen Schoß setzte und vertrauensvoll ihren Kopf an meine Schulter legte, schob ich den Gedanken an die vergangenen und bevorstehenden Gefahren beiseite. Ich wollte nicht daran denken, wenn meine Gegenwart so verlockend aussah.

Als wir in meinem Apartment ankamen, begrüßte mich Victor mit einem knappen „Schön Sie zu sehen, Herr“ und schenkte Claire ein väterliches Lächeln - anscheinend war zwischen den beiden so etwas wie Freundschaft entstanden. Nachdem ich Victor ein paar knappe Anweisungen gegeben und er sich zurückgezogen hatte, waren Claire und ich alleine. Es war der erste Abend, den wir zu zweit verbrachten, seitdem ich Lucan getötet hatte.

Offenbar hatte Claire in diesem Moment an dasselbe gedacht. Als sie mich in ihre Arme zog, verlor ich keine Zeit und brachte uns in Sekundenschnelle ins Schlafzimmer.
„Da hat es jemand aber eilig“, kicherte sie, doch in ihren Augen konnte ich das Feuer sehen, das ich vermisst und von dem ich erst viel zu wenig gekostet hatte. Gerade als ich mich über sie gebeugt hatte und sich unsere Lippen berührten, unterbrach uns das Klingeln von Claires Handy, das sie an dem Morgen der Eröffnungsfeier auf dem Nachttisch liegen lassen hatte. Als Claire nach dem Handy greifen wollte, knurrte ich frustriert. Doch ich lenkte ein, als ich den ernsten Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht sah.

„Was ist denn, Sterbliche? Du siehst so blass wie ein Vampir aus“, fragte ich sie besorgt.
„Es geht um meine Eltern. Sie haben mir eine Nachricht hinterlassen, dass sie schon zwei Tage früher kommen, als es für meine Abschlussfeier geplant war.“ Ihre ernste Miene verwandelte sich in ein Lächeln. „Sieht so aus, als würde ich dich morgen meinem Dad vorstellen.“

Diesmal leider nur ein kurzes Kapitel, aber das nächste kommt schon morgen Abend. Dann werde ich auch eure Kommentare alle beantworten♡ (Passiert es euch auch, dass Wattpad die Kommentare einfach schluckt btw keine Benachrichtigungen dafür zeigt?🤔)

Und ein riesenfettes Dankeschön für über 75k Reads!❤🎀 Als ich das heute gesehen habe, bin ich beinahe aus den Socken gekippt! Ich würde am liebsten für jeden von euch einen Kuchen backen als Dankeschön... nur dass ich leider nicht backen kann😋😅

Eine Nacht mit einem Vampir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt