《Kapitel 5》 ▪Claire▪

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Angespannt stand ich vor dem Haus unserer Wohnung und wippte von dem einen Fuß auf den anderen. Suchend streiften meine Augen die voll befahrene Straße, die vom freitäglichen Abendverkehr der Rush Hour erfüllt war, und schaute mich nach dem schwarzen Bentley um. Eine warme Brise streifte meinen Körper und ich erschauerte. Wie immer in Stresssituationen schob ich meine Brille ein Stückchen höher, denn sie schien ständig zu rutschen.

Zieh dich an, als würdest du ein richtiges Date haben, und warte auf Victor. Hoffentlich hast du Hunger - ich habe welchen.

Das war die einzige Nachricht, die ich von dem Vampir bekommen hatte.

Während die Tage immer weniger wurden und meine Aufregung immer größer, hatte er sich nicht einmal gemeldet. Dann, vor ein paar Stunden, kam das. Was dachte er? Dass ich mich extra für ihn herausputzte?

Also hatte ich mit Absicht zu meinem Alltagsoutfit gegriffen und eine einfache Jeans, ein weites, weißes T- Shirt und Chucks gewählt. Mal sehen, wie ihm das gefiel.

Doch obwohl ich mich so angezogen hatte, um ihn zu provozieren, zog sich bei dem Gedanken an nachher mein Magen unangenehm zusammen. Der Abend würde schon so schlimm genug werden, da sollte ich den Vampir nicht noch verärgern. Ich fragte mich, wer seine Gäste wohl waren. Ob er auch Lucan eingeladen hatte? Ich wusste nicht, welchen der Vampire ich mehr fürchtete - den Vampir oder Lucan.

So oder so klopfte mein Herz vor Angst, als ich den Bentley schließlich entdeckte und Victor einige Minuten später vor mir am Straßenrand hielt. Wortlos stieg ich ein und nickte ihm zur Begrüßung zu. Er ignorierte mich und fädelte das Auto geschickt wieder in den Verkehr ein.

Ich überlegte, nachzufragen, ob er wusste, wen der Vampir alles eingeladen hatte, doch ich traute mich nicht. Als Butler machte der grauhaarige, breite Mann einen finsteren und nicht gerade sehr unterwürfigen Eindruck.

Also sagte ich auch nichts, als wir in die Tiefgarage fuhren und er für mich den Aufzug betätigte. Erst als die Türen wieder aufglitten, nahm ich meinen Mut zusammen und holte tief Luft.

Der Vampir begrüßte mich mit einem breiten Lächeln, bei dem seine Zähne aufblitzten. Er trug einen schwarzen Smoking, der seinen muskulösen, hünenhaften Körper so richtig in Szene setzte. Seine sturmgrauen Augen und die dunkelbraunen, sexy verwuschelten Haare ließen ihn verrucht aussehen. Wenn er nicht so ein gigantischer Mistkerl wäre, hätte ich beinahe gesagt, dass er umwerfend aussah. Auf jeden Fall schlugen bei seinem Anblick bestimmt einige Frauenherzen höher, und auch mein eigenes machte einen verräterischen Aussetzer.

Als hätte er das gehört, lächelte er noch eine Spur breiter, bevor er auf mich zuschritt und mir seinen Arm darbot. Erst jetzt konnte ich die Szene im Hintergrund sehen.

Statt des massiven Schreibtisches stand nun ein kleiner, mit Kerzen und Rosen beschmückter Tisch für zwei Personen vor dem Panoramafenster. Er war mit einem Teller und zwei Weingläsern bedeckt. Teelichter, die in Gläsern auf dem Boden standen und so für etwas Helligkeit sorgten, rundeten den Anblick ab.

„Ich hoffe, es gefällt dir, Claire", raunte der Vampir mir zu. Tatsächlich hätte mir das Ambiente mit einer richtigen Person zu einer richtigen Zeit gefallen. Aber so...

„Ich habe mir viel Mühe dabei gegeben, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Ich will schließlich, dass es meiner Sterblichen gut geht."

Ich ignorierte ihn und ging so nah an das Panoramafenster, dass ich die Skyline von Miami sehen konnte. Andere Hochhäuser und die bunten Lichter der auf den Straßen fahrenden Autos strahlten mir entgegen. Es sah wunderschön aus, wie ein Meer aus Farben.

Eine Nacht mit einem Vampir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt