《Kapitel 20》 ▪Maxim▪

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„Es t-tut mir leid, Herr", stammelte der unterwürfige Vampir, den ich erst letzte Woche gewandelt hatte. „Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen."

„Stimmt", gab ich gelangweilt von mir, bevor ich ihm mit meiner Hand den Kopf abschlug. „Trottel, kann noch nicht mal einen richtigen Drink zubereiten. Mach mir einen neuen."

„Ja, Herr", antwortete Mercilla mit zittriger Stimme und hob den Kelch auf, den ich eben zornig auf den Boden geschmissen hatte. Dann verließ sie den Raum, jedoch nicht, ohne vorher einen sorgenvollen Blick auf ihren Bruder zu werfen, der immer noch in Ketten hing und meiner Belustigung diente. Langweilig, dachte ich, warum langweilt alles mich in letzter Zeit so sehr?

Noch nicht einmal der Alkohol half mehr. Kein vernünftiger Vampir wagte es je, einen Tropfen Alkohol zu sich zu nehmen, denn dann wurde die vampirische Seite noch wilder, noch unkontrollierbarer. Außerdem schmeckte Alkohol für Vampire scheußlich.
Nun, da ich aber sowieso die vampirische Seite an mir mehr mochte und auch schon ekelerregendere Sachen als Alkohol getrunken hatte – Tierblut zum Beispiel - machte es mir nicht viel aus. Im Gegenteil, betrunken machte mir mein unsterbliches Leben gleich viel mehr Spaß.

Doch seit ein paar Wochen brachte mich auch der Alkohol nicht mehr in Stimmung. Ich brauchte etwas Stärkeres, wenn ich die Dämonen in mir verdrängen wollte. Vielleicht würde es mich ja besänftigen, wenn ich jemanden quälte. Zerstören und verletzen war schon immer das, was ich am besten konnte. Mein Blick fiel auf Lucan, dessen Haut eingefallen und vertrocknet aussah.

„Heute ist dein Glückstag", verkündete ich fröhlich und biss in mein Handgelenk. Dann presste ich es an seinen Mund – sofort vergruben sich seine Eckzähne in meinem Fleisch. Nach und nach entwickelte sich sein Aussehen zurück zu dem jungen, blondhaarigen Vampir, der mir durch sein anziehendes Aussehen so viel Ware einbrachte wie kein anderer. Als er bemerkte, wessen Blut er da trank, spuckte er es angewidert aus und schrie panisch auf. „Du weißt doch, was Vampirblut mit einem Vampir anrichtet!"

„Eben", lachte ich vergnügt. Das Vampirblut, das nun durch seine Adern strömte, würde ihn verrückt machen, ihn um den Verstand bringen.

„Wieso?", krächzte Lucan. „Du warst einst wie ein Vater für mich."

„Immer diese Sentimentalität, nur weil ich dich zu einem Vampir gewandelt habe", rief ich genervt aus. „Du bist einfach nur lukrativ, das ist alles. Sonst wärst du schon längst wie er geendet." Ich deutete auf den abgetrennten Kopf des Vampirs, den ich getötet hatte.

„Nein. Ich bin ein Teil deiner Familie", murmelte Lucan geschwächt. „Bitte, lass mich frei."

„Oh nein. Niemals. Du gehörst nicht zu meiner Familie. Meine Familie hat mich verraten", höhnte ich. „Meine Familie treibt sich lieber mit einer Sterblichen rum, als mit mir über die Nacht zu herrschen." Gemeinsam mit James war ich nach Amerika geflohen, um dem weitreichenden Einfluss unseres Vaters zu entkommen, und was nun? Ich hätte genauso gut bei Lestat bleiben können, um in der Hölle zu verrotten. Der plötzliche, gellende Schrei einer meiner Diener, der aus dem oberen Stockwerk ertönte, ließ mich aus meinen Gedanken erwachen.

„Was ist nun schon wieder?", rief ich, als ich jemanden langsam die Treppe hinunterschreiten hörte. Doch allein der hallende Gang dieser Person ließ mich erkennen, wer gerade den Kellerraum betrat. Wenn man vom Teufel spricht. „Oh, du bist es, Vater."

Ich sank auf die Knie, den Blick auf den Boden gerichtet und zollte ihm so meinen Respekt.

„Du warst schon immer der hörigere von euch beiden, mein Junge", sprach Lestat, einer der mächtigsten Vampire auf dieser Erde. Seine schlanke, aschfahle Hand legte sich auf meinen Kopf und streichelte meine Haare. „Hörst du auch, wenn ich dich auffordere, deinen Bruder wieder in den Schoß der Familie zu holen?"

„Nie könnte ich einem deiner Befehle widersprechen, Vater", entgegnete ich achtungsvoll. „Ich werde tun, was auch immer du von mir verlangst."

„Ich habe gehört, dass James sich seit langer Zeit mit einer gewissen Claire Demont beschäftigt. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie seinen Verstand blendet und ihn menschlicher macht."

„Ich verstehe", antwortete ich. Ein Vampir zeichnete sich vor allem durch eines aus, nachdem er die Wandlung vollkommen durchgezogen hatte: Er fühlte nichts. Keine Liebe, keinen psychischen Schmerz. Die Aufmerksamkeit, die James der Sterblichen zukommen ließ, veranlasste die Vermutung, dass er sie wegen mehr als nur ihres Blutes begehrte, dass er möglicherweise Gefühle für sie entwickeln könnte. „Ich werde die Menschenfrau beseitigen und James zu uns führen."

„Guter Junge", lobte mich Lestat mit kühler Stimme.

Und dann war er genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war – und hinterließ das reine Chaos. Endlich hatte ich eine Aufgabe und die Zeit der Langeweile war vorbei. Ich stand auf und nahm den Geruch von brennendem Fleisch wahr, hörte die Schreie meiner Diener. Lestat hatte die Sonne in unser Nest gelassen. Sie würden alle innerhalb der nächsten Minuten tot sein.

„Alle, bis auf einen", murmelte ich und löste die Ketten, die Lucan an der Decke hielten. „Komm mit. Du hast etwas für mich zu erledigen."










Um das Kapitel zu verstehen, müsst ihr wissen, dass Lestat nicht der leibliche Vater von James und Maxim ist, er von Maxim jedoch so angesehen wird. Hoffentlich ist es trotzdem verständlich.

Eigentlich hatte ich feste Updatezeiten, konnte sie aber an den Weihnachtstagen nicht einhalten. Meine ganze Familie war da und es war ziemlich chaotisch😅
Wie war euer Weihnachtsfest so?🤔

Naja jedenfalls wollte ich euch Bescheid sagen, dass das nächste Kapitel am Freitag kommt. Und dass es auf jeden Fall seehr spannend wird:D

Außerdem habe ich geplant, in den nächsten Tagen mehr an meiner Geschichte zu schreiben. Ich habe hier auf Wattpad mal von einer Schriftstellerin gelesen, die sich das Ziel gesetzt hat, 60.000 Wörter in drei Tagen für ihre Geschichte zu schreiben. Ich habe zwar eher die Hälfte der Wörter als Ziel, möchte das Ganze aber unbedingt einmal ausprobieren und meine Grenzen beim Schreiben kennenlernen. Ich werde das in den nächsten Tagen angehen. Wünscht mir also viel Glück und Konzentration❤

Eine Nacht mit einem Vampir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt