44. Charlie

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Mit zitternden Beinen öffnete ich die Haustür. Der Flug war anstrengend, doch es hatte sich gelohnt. Endlich war ich wieder in Deutschland und konnte meine Freunde besuchen. Leider nur für eine kurze Zeit.

Ich konnte endlich wieder in meinem alten Zimmer schlafen. Doch der Gedanke, dass meine Mutter hier mit mir gelebt hatte, schmerzte.

"Du kannst in unserem Gästezimmer schlafen. Ist die dritte Tür oben, links.", sagte ich ihm.

"Wenn du was brauchst musst du nur fragen."

Er nickte und stellte seine Tasche auf den braunen Holzboden.

"Muss hart sein wieder hier zu sein.", versuchte er ein Gespräch mit mir anzufangen, doch ich war ganz und garnicht in der Stimmung jetzt zu plaudern.

"Hm."

Er verstand das ich nicht reden wollte und kam zu mir.

Er zog mich in eine lange und innige Umarmung.

"Du weißt, ich bin immer für dich da! Du kannst immer mit mir reden. Über alles. Alles was du sagst ist das interessanteste was ich höre. Ich weiß, es hört sich dumm an, aber glaub mir, es ist so!", flüsterte er in mein Ohr.

Ich musste lächeln.

"Es hört sich nicht dumm an. Und du kannst auch über alles mit mir reden.", sagte ich zu ihm.

"Du bist die Beste!"

"Du bist der Beste!"

Es herrschte eine kurze Stille, welche ich nach einiger Zeit brach.

"Ich denke wir sollten schlafen. Der Flug war anstrengend. ", sagte ich und löste mich nur ungern aus seiner Umarmung.

"Ja. Denke ich auch.", nuschelte er und lief die Treppe hoch.

"Schlaf gut.", rief er noch und ich hörte wie er eine Tür öffnete und sie gleich wieder schloss.

Mit langsamen Schritten lief ich in die Küche. Hier hatten Mom und ich die meiste Zeit verbracht die sie hier war.

Wir liebten es zusammen zu kochen. Naja, ich liebte es immernoch.

Tränen kamen mir in die Augen, und ich wusste, wenn ich länger in diesem Raum bleibe, würde ich wieder losheulen.

Also beschloss ich hoch in mein altes Zimmer zu gehen und etwas Ruhe zu finden.

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"Deborah."

Ich wurde von Liams zarter Stimme geweckt.

"Ich will noch schlafen.", nuschelte ich in mein Kissen.

"Aber da unten wartet jemand auf dich.", sprach er.

Sofort wurde ich hellwach.

Ich wusste sofort wer da unten war.

Charlie!

Mit schnellen und großen Schritten lief ich nach unten.

"O mein Gott, Charlie!", schreie ich und fiel meinem besten Freund um den Hals.

"Ich hab' dich so vermisst!", sagte ich und strahlte über beide Ohren. Meine Müdigkeit verschwand blitzschnell und ich vergaß alles um mich herum.

"Ich dich auch, kleine.", sagte er grinsend.

Ein räuspern ertönte hinter uns und wir lösten uns aus der Umarmung.

Liam stand mit verschränkten Armen vor uns und schaute uns skeptisch an.

"Hi. Ich bin Liam. Deborahs Freund.", sagte Liam. Er klang eifersüchtig.

Ich verdrehte meine Augen. Ich hatte keine Lust auf eine Eifersuchtsszene.

"Hi. Ich bin Charlie. Und ich bin ihr bester Freund.", stellte sich Charlie vor und musste grinsen.

"Ich glaube ihr solltet euch vorbereiten. Die Beerdigung ist in einer Stunde.", errinerte uns Charlie an die Beerdigung meiner Mutter.

Ich riss meine Augen auf und zerrte Liam mit mir ins Zimmer.

"Wir sind in 10 Minuten fertig!", rief ich von oben.

"Alles klar.", rief Charlie zurück.

"Beeil dich!", sagte ich warnend zu Liam ehe er in sein eigenes Zimmer verschwand.

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Mit meinem schwarzen Kleid und meinen Ballerinas lief ich die Treppe runter zu den Jungs, die schon fertig waren.

"Seid ihr bereit?", fragte ich und nahm meine Jacke. Hier in Deutschland wurde es schon etwas kälter.

Beide nickten und wir liefen raus.

"Sind meine Großeltern regelmäßig hier?", fragte ich Charlie als wir im Auto saßen.

"Ja. Sie waren erst vorgestern hier und haben nachgeschaut ob alles gut ist.", erzählte er mir.

Ich lächelte. Auf meine Großeltern war immer verlass.

"Könnt ihr vielleicht auf Englisch reden?", beschwerte sich Liam.

Ich verdrehte die Augen und schaute über meine Schulter zu ihm.

"Können ja, aber wollen nicht!"

Charlie lachte.

"Was ist mit deinem Vater. Wo ist er eigentlich?", fragte Charlie.

"Er hat es nicht mehr geschafft und hat gesagt er kommt nach.", antwortete ich ihm und schaute aus dem Fenster.

Mein Vater war das genaue Gegenteil von meinen Großeltern. Er verpasste oft wichtige Termine, die nichts mit seiner Arbeit verbindeten.

"Kommt er wirklich? ", fragte Charlie.

Ich zuckte mit meinen Schultern.

Es machte mich traurig das mein Vater diesen wichtigen Tag verpasste, doch ich ließ es mir nicht anmerken.

"Hast du eine Rede vorbereitet? ", wollte Charlie wissen.

"Oh verdammt!", fluchte ich.

"Das ist ein deutliches Nein. Sprich einfach aus deinem Herzen.", sagte er mir.

"Wow. Kitschig!"

Er grinste.

"Wir sind da.", sagte er und hielt das Auto an.

Ich atmete nochmal tief durch und stieg, als Liam mir die Tür aufhielt.
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My New Brother[wird überarbeitet]Where stories live. Discover now