《Kapitel 16》 ▪James▪

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Und obwohl mein Herz nach wie vor innerlich tot war, fühlte es sich schwer an bei der Vorstellung, dass sich Claire mit einem anderen Mann traf. Die einzige Sicherheit, die ich hatte, war ihr Herzschlag, der jedes Mal aufgeregt schlug, wenn sie mir begegnete. Nein, sie konnte mir nichts vormachen: Auch ich bedeutete ihr etwas.

Mit einem ergebenen Seufzen stand ich auf und verließ mein Büro. Als ich an Claires Schreibtisch vorbeikam, konnte ich dem plötzlichen Impuls, sie zu packen und noch einmal zu küssen, nur schwer widerstehen. Stattdessen bemühte ich mich um einen neutralen Tonfall, als ich ihr mitteilte, dass ich für einige Stunden außer Haus war. So gerne ich auch noch länger in Claires Nähe geblieben wäre, gab es ebenso wichtige Angelegenheiten, um die ich mich kümmern musste.

Da es helllichter Tag war, sah man weit und breit keinen Vampir auf den Straßen Overtowns. Außer mir natürlich. Doch es waren auch so genug zwielichtige Gestalten unterwegs, von denen nicht gerade wenige nach der Rolex an meinem Handgelenk oder meiner Ray Ban - Sonnenbrille gierten. Kommt schon, versucht doch, sie euch zu holen. Dann hatte ich wenigstens eine sehr willkommene Abwechslung, wenn ich ihnen die Kehlen rausreißen konnte. Zu meiner Enttäuschung jedoch zogen sich die Menschen zurück, falls sie mir zu nahe kamen. Als würde sie ein urnatürlicher Instinkt warnen, dass ich ihnen eine Gefahr für sie war.

Als ich das heruntergekommene Gebäude vor mir sah, wusste ich, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Anders als sonst begrüßte mich heute keine von Maxims Nutten und führte mich zu ihm. Ich beschloss, mich bei ihm später noch über den schlechten Service zu beschweren, und öffnete kurzerhand die verriegelte Tür, indem ich mich gegen sie warf. Die Tür flog aus ihren Angeln und landete am anderen Ende des Flurs. Licht strömte auf den schmutzigen Fußboden und ich bemerkte eine tote Frau, die vollkommen leer gesaugt auf dem zerschlissenen Teppich lag. Deshalb ist der Service also ausgefallen.

Ein Vampir, der höchstwahrscheinlich an der Tür Wache halten sollte, wich vor dem Sonnenlicht zurück und fauchte mich aggressiv an. Offenbar einer der erst kürzlich gewandelten, sonst hätte er mir gegenüber nicht so eine Respektlosigkeit gezeigt.

„Hast du die Gute ausgesaugt?", fragte ich ihn und deutete kurz auf die Leiche. Als der Vampir nur ein dreckiges Lachen ausstieß, bestätigte er meinen Verdacht.
„Bring mich zu Maxim", forderte ich. Irgendetwas machte diesen Vampir unsympathisch - nicht gut für ihn.

„Du hast mir gar nichts zu befehlen, Arschgesicht", lachte der Vampir, wobei ihm blutiger Speichel aus dem Mund tropfte.
Ich zog aufgrund seiner rüden Beleidigung eine Augenbraue hoch und packte ihn am Kragen. Mühelos hielt ich ihn in der Luft, wo er wie eine wehrlose Puppe baumelte.
„Wenn du schon jemandem drohst, dann bitte auch mit Stil", rügte ich ihn und hielt ihn noch ein kleines Stückchen höher.

„Lass die Finger von mir", krächzte mein Gegenüber. Der Gestank nach getrocknetem Blut und Schweiß, der von ihm ausging, erleichterten meine Entscheidung um einiges.

„Du hast es so gewollt", antwortete ich und zuckte mit den Achseln. Dann trat ich einen Schritt zurück, wodurch die Sonne jetzt auch auf den jüngeren Vampir fiel. Als seine Haut zu verkochen begann und seine Schreie mich nervten, ließ ich ihn einfach auf den Boden fallen. Nach wenigen Minuten verstummten seine Schreie und auch sein kurzes unsterbliches Leben war vorbei.

Ein theatralisches, begeistertes Klatschen ertönte hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte Maxim, wie er mit einem freudestrahlendem Gesicht auf mich zu schritt. „Bravo, mein Freund, bravo. Du hast wahrhaft Stil, das muss er dir lassen."
Er warf einen gefühllosen, verachtenden Blick auf das, was von dem Vampir übrig war. „Außerdem war er eh einer von den Schwächeren. Ich hatte ihn letzte Woche in der Hoffnung gewandelt, ihn zu einem gefügigen Diener zu machen, doch der Blutdurst hatte eine stärkere Kontrolle über ihn als ich es hatte."

Eine Nacht mit einem Vampir Where stories live. Discover now