5. Die Rückkehr

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Marco war wieder von seiner Gehirnerschütterung genesen. Er versuchte die nächsten Wochen so normal wie möglich zu verbringen. Wobei das Wort normal in diesem Zusammenhang echt lächerlich erschien. Zwischenzeitlich hatte er sich bei einem Spiel des BvB den Knöchel verletzt, so das er nur wenige und sehr leichte Trainingseinheiten mitmachen durfte.

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Das Transferfenster war, 2 Tage nach Marcos Zusammenbruch, geschlossen und es stand wirklich fest. Mario kam zurück nach Dortmund, zurück zum BvB.

Marco waren die inzwischen lauter werdenden Fan-Drohungen, gegen seinen damaligen besten Freund, nicht entgangen. Irgendwie tat Mario ihm leid. Irgendwie auch nicht. Sollte er doch leiden. Er war doch schließlich gegangen.

Der Tag X  kam näher und Marco war nur noch ein Schatten seiner selbst. Oft setzte er sich nach dem Training in die leeren Besucherränge des Signal-Iduna-Park Stadion. Er starrte einfach nur hinunter auf die Rasenfläche und war mit sich allein in Gedanken versunken. Seine Gefühle hatten verrückt gespielt und er hatte keinen Ausweg gefunden sie zu ordnen. Ganz im Gegenteil. Er war so voller Panik Mario wieder gegenüber zu stehen, das er sich komplett abschottete. Vom Trainer, von den Jungs, eben der ganzen Welt um ihn herum.

Oft sprachen Mats und Tuchel miteinander. Das hatte er, trotz seines Zustandes, noch mitbekommen. Auch das sie ihn dabei beobachteten, also offensichtlich über ihn sprachen,  entging ihm nicht, aber es war ihm schlichtweg egal. Da war eine solche Leere im Kopf, das es schon fast gespenstisch war. Marco war einmal mehr, nicht er selbst.

Da er keinen Plan für den Tag X hatte und die Panik stieg, ihm ja fast die Kehle zuzuschnüren schien, schaltete sein Kopf auf Abwehr. Es fühlte sich gut für ihn an, Mario zu hassen. Zumindest redete er sich das ein.

Er würde Mario auch ignorieren, soweit dies nur irgendwie möglich war. Ja das schien ein guter Plan.

Marco hatte nur nicht daran gedacht, das auch Mario sich Gedanken gemacht hatte. Das er ein fühlender Mensch war, der des Redens mächtig und ihn sicher auch ansprechen würde.

Aber all dies existierte zu diesem Zeitpunkt nicht in Marcos Kopf. Er machte die Rechnung ohne Mario und ob das so richtig war, würde er bald feststellen.

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Marco zog sich gerade in der Kabine um. Er wollte wenigstens einen Teil des Trainings mitmachen, auch wenn er immer noch vom letzten Auswärtsspiel am Knöchel verletzt war. Der Trainer hatte gesagt nur wenige Minuten und auch keinerlei Belastung. Nur leichtes Aufwärmen und dann wäre für ihn Feierabend.

An diesem Tag sollte auch Mario dabei sein. So sehr sich Marco auch verkriechen wollte, den Triumpf wollte er Mario nicht gönnen, dass ER unbehelligt sein neues, altes Revier abstecken könnte, während er selbst krank daheim sitzen würde.

Marco lief locker über den Rasen. Mario hatte er noch immer nirgends gesehen.

"Na, wie gehts dir? Alles ok?" fragte Mats, der locker neben ihm herging.

"Tss.....der arrogante Wichser hat's nicht mal nötig pünktlich zum Training...." zischte Marco und sah dabei weiter auf den Rasen vor sich.

"....wieso, er ist schon seit 2 Stunden hier!" unterbrach ihn Mats. Wohlwissend das von Mario die Rede war.

Marco blieb abrupt stehen.

"Der war vor MIR hier? Ach, dann hat er wohl seine eigene Umkleidekabine der Superstar, oder warum war er nicht in der Mannschaftskabine?!" entfuhr es Marco ironisch und wütend.

Mats lehnte seinen Oberkörper übertrieben aufgesetzt nach hinten, um ein paar gefühlte Zentimeter mehr Abstand, vom tobenden Marco zu bekommen.

"Hey, hey! Nicht so agressiv! Ich hab dir schließlich nichts getan!"

"Scheiss Kerl, soll er doch woanders trainieren!" motzte Marco weiter. "Mir recht wenn er mir nicht  über den Weg läuft! Sehr recht sogar!"

Marco lief weiter und ließ Mats einfach stehen. Naja laufen konnte man das nicht mehr nennen, er rannte eher, so als wollte er vor irgend etwas weglaufen.

"Marco mach langsam verdammt!"  brüllte Mats ihm noch hinterher, doch es war zu spät.

Marcos Körper knallte hart auf den Boden. Sein Knöchel hatte ihm einen starken Schmerz beschert. Sein Kopf folgte der Schwerkraft. Nach wenigen Sekunden kam er zu sich und sah wieder Gesichter um sich herum, die sich erst langsam zu bekannten Gesichtszügen formten.

"Was war denn das jetzt für eine Schei....!" entfuhr es Tuchel wütend.

"Sorry Trainer, ich hab nicht aufgepasst. War meine Schuld!" sagte Mats. Er nahm sofort alles auf seine Kappe.

"Das nützt mir jetzt auch nichts! Er sollte eigentlich nur leichtes Aufwärmen machen und keinen Sprint hinlegen!" Tuchels Augen funkelten wütend.

Marco blinzelte in die Sonne und die Augen der anderen waren weiter auf ihn gerichtet.

"Kann mir mal jemand auf die Beine helf...?" fragte Marco.

Mats griff nach seinem linken Arm und jemand anderes ergriff seinen rechten Arm.

Marco taumelte kurz, so das er fast wieder hingefallen wäre. Irgend jemand jedoch fing ihn auf. Die Arme griffen von hinten um Marcos Oberkörper und hielten ihn auf den Beinen. Mats war es nicht, denn der stand ja leicht links, vor ihm.

"Danke!" sagte Marco wie im Trance zu der Person hinter sich. Dabei hatte er sich jedoch nicht umgeschaut.

"Keine Ursache!" erwiederte die Person hinter ihm.

Marco entglitten die Gesichtszüge. Die sanfte Stimme, der warme Atem in seinem Nacken.

Marco versuchte sichtlich hektisch sich aus der Umklammerung zu lösen, doch wieder versagten seine Beine. Sein Kopf tat auch wieder höllisch weh. Sein Mundwerk funktionierte allerdings noch hervorragend.

"Ich brauche DEINE Hilfe nicht!" schnauzte er die Person hinter sich an. Er versuchte wieder sich aus der Umklammerung zu lösen, doch seine Beine gehorchten ihm noch immer nicht.

"Hau ab! Lass mich los! Verschwinde verdammt nochmal!"  Marco strampelte als ginge es um sein Leben. Er war inzwischen äußerst wütend, doch mit der Wut mischten sich Tränen.

Die darf ER auf keinen Fall sehen, hämmerte es in Marcos Kopf. Dann krallte er sich an Mats, der noch immer vor ihm stand, riss sich aus der Umklammerung der Person hinter sich und verlor wieder das Bewusstsein.

Tuchel raufte sich das Haar. "Man, man was ist hier bloß los?" fragte er hilflos in die Runde.

"Tut mir leid. Das hat er sicher nicht so gemeint!" sagte Mats dem sichtlich traurigen Mario, der seine Hände um Marcos Nacken hielt.

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Schatten und Licht wechselten sich ab. Es waren die Lampen auf dem Krankenhausflur und die grauweissen Kalkputzanstriche dazwischen. Einige Menschen um ihn herum redeten hektisch miteinander, während man ihn über die Flure schob. Seine Augen schlossen sich wieder.

Ende Kapitel 5.







I adore you forever -Götzeus-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt