#2 Seltsame Abdrücke ✔️

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Als schließlich die erlösende Schulglocke ihren letzten Ton spielte, sprang Moon erleichtert von ihrem Platz auf und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie war froh endlich von dort wegzukommen. Den ganzen Schultag hatten sie wieder auf ihr rumgehackt. Nein, Akome war nicht entgangen, dass sie mit ihrer Vermutung wohlmöglich richtig lag... Moon mochte Maiko. Vielleicht auch ein bisschen viel mehr als das man nur von mögen sprechen konnte... Doch die anderen Mädchen in der Klasse schwärmten ebenfalls für ihn und somit war ihnen Moon nur ein Dorn im Auge. Vor allem, da den Mädchen nicht entgangen war, dass Maiko am Anfang nur ihr seinen Blick geschenkt hatte. Und diese Tatsache, hatte sie zur lebendigen Zielscheibe gemacht. Moon blinzelte ihre Tränen weg. Maiko hatte schnell Freunde gefunden und Akome wich nicht mehr von seiner Seite. Auch wenn sie es ungerecht fand, so hielt sich Moon weitgehend von ihm fern. Sie hatte keine Lust auf weitere Auseinandersetzungen mit diesem Mädchen oder ihren hirnverbrannten Anhängern. Sie wusste, würde sie sich mit dem Schwarzhaarigen sehen lassen, so wäre die Welle der Eifersucht größer, als dass sie ihr standhalten könne. Ihr blieb also gar keine andere Wahl, als nur abseits zu stehen und zuzusehen, wie auch Maiko einer von ihnen wurde. Einer von den Leuten, die ihr das ganze nächste Schuljahr das Leben zur Hölle machen würden. Auch, wenn alleine der Gedanke daran, ihr Herz zum schmerzen brachte...

Keine halbe Stunde, endlich Zuhause angekommen, zog sie sich die Jacke und die Schuhe aus und warf ihren Schulranzen in irgendeine Ecke, den Fakt ignorierend, dass dabei wichtige Bücher oder Hefte hätten zu Schaden kommen können. Sie war einfach nur glücklich über den Fakt endlich daheim zu sein und sich sicher zu fühlen. Weit weg, von Akome und ihrer Clique. Weit weg von Maiko und seinen atemberaubenden Augen.

„Mama?", rief sie dann laut und schaute sich suchend um, bevor sie ergänzte: „Ich bin wieder da!". Doch entgegen ihrer Erwartungen bekam sie keine Antwort... Verwirrt kniff sie ihre Augen zu und lief von einem Raum zum anderen, um ihn nach der schwarzhaarigen Frau zu untersuchen. „Mama?", dieses Mal rief sie lauter, doch... wieder nichts. Sie schluckte überrascht. Normalerweise war ihre Mutter um diese Uhrzeit Zuhause... doch jetzt? Wo war sie nur? Moon durchlief ein zweites Mal die Räume des Einfamilienhauses, oben wie unten, doch wieder blieb ihre Suche erfolglos. Verdammt! Wo war ihre Mutter hin? Letztlich fand sie sich wieder in der Küche wieder, wie sie aus dem Fenster schaute und den hellblauen Käfer in der Garage musterte. Sie musste doch hier sein! Sie wollte sich gerade verwirrt auf einen der Stühle am Küchentisch setzen, als ihr ein kleiner weißer Zettel ins Auge fiel.

Erleichterung durchflutete ihren Gefühlsteich und sie musste kurz grinsen. Und sie hatte sich schon Sorgen gemacht! Sicheren Griffes schnappte sie sich den Zettel und setzte sich auf den Stuhl, um ihn zu lesen. Als sie die krakelige Schrift auf dem Zettel doch als die ihrer Mutter identifizierte, musste sie feststellen, dass ihre Mutter sich anscheinend nicht so ganz die Zeit genommen hatte, um in ihrer normalen ordentlichen Schrift zu schreiben. Beunruhigt überflog Moon die in Eile hingeschriebenen Buchstaben ihrer Mutter:

Hallo mein Schatz,
Ich komme, wenn ich Glück habe, heute Abend erst wieder... Da ist etwas... dazwischengekommen. Papa sollte heute Abend so gegen sechs von der Arbeit kommen. Das Essen steht im Backofen. Mach es dir in der Mikrowelle warm. Mach dir keine Sorgen!
Ich hab dich lieb, Kleines!
- Mama

Kopfschüttelnd drehte das schwarzhaarige Mädchen den Zettel um, in der Hoffnung auf der Rückseite mehr Informationen zu bekommen. Doch zu ihrer Enttäuschung war die Rückseite ebenso weiß, wie der Rest des Briefes... Verwundert strich Moon mit ihrem Daumen über das Papier. Was ihrer Mutter wohl dazwischengekommen war, dass sie so eilig wegmusste? Es sah ihrer Mutter nicht ähnlich nicht da zu sein, wenn Moon nach Hause zurückkam. Normalerweise sagte sie ihr immer Bescheid... und das nicht über einen eilig dahingekritzelten Brief. Moon wusste genau wie sehr es ihre Mutter freute, wenn ihre Tochter wieder da war und ihr von der Schule erzählte. Sie seufzte. Okay, sie mochte vielleicht nicht direkt die Wahrheit sagen, wenn sie von ihrem Schultag erzählte, sondern erfand eher eine schöne Geschichte, die zumindest halbwegs ihrem Schultag entsprach, aber trotzdem liebte es ihre Mutter mit Moon am Tisch zu sitzen, Mittag zu essen und miteinander zu reden... Moon wusste nicht warum, aber bei den Worten, die sie da grade gelesen hatte, hatte sich ihr Magen schmerzhaft zusammengezogen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihre Mutter kein Glück haben wird und der Zettel nicht ganz so friedlich entstanden war, wie es scheinen sollte. Schließlich hatte ihre Mutter schnell geschrieben...

Wolf und DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt