19. Der tiefere Sinn

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19:30 Uhr - Telefonzeit. Mama hat angerufen und gefragt wie mir die von ihr vorhin organisierte Überraschung gefallen hat. Ganz gut, habe ich ihr geleugnet. In Wirklichkeit wäre ich viel lieber alleine gewesen anstatt mit meiner Klasse "zusammen". Ich fühle mich eh nicht dazugehörig. Ich bin einfach zu... Anders.

Langsam fange ich auch an zu begreifen, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn ich abnehme... Was habe ich davon? Und wenn ich zunehme... Was habe ich davon? Und wenn ich mein Gewicht halte? Dann wäre doch eigentlich alles gut. Ich kann mit dem Gewicht leben. Ich sollte vielleicht nur soviel essen, dass es gerade so zum Gewichthalten reicht? Wäre das eine Lösung?

Astrid ist inzwischen wieder aktiv. Sie kommt in mein Zimmer rein und informiert mich darüber, dass ab jetzt die Nachtruhe beginnt. Alles klar. Ich habe auch nicht vor, etwas anzustellen. Ich lege mich ins Bett und schlafe erschöpft vom Tag ein...

Als ich einschlafe, tue ich das so fest, dass sich vor meinen Augen plötzlich alles zu bewegen beginnt...

"Ach, mein Häschen!" Da bin ich - und auch Oma! Ich hüpfe im Gras herum und springe gut gelaunt zu meiner Oma. Es scheint ein perfekter Tag zu sein! Die Sonne lacht uns zu und es ist angenehm prickelnd warm. Wir haben Spaß zusammen, als auf einmal sich das Wetter verfinstert und dunkle Wolken auftauchen... Eine Schaukel, die vom Himmel ausgeht, schnellt zu uns runter, fängt uns auf und nimmt uns mit ins Himmelreich.

Dort treffen wir auf einen Engel. Er spricht meine Oma an: "Was hast du in deinem Leben geschaffen?" "Ich habe geheiratet und drei wundervolle Kinder bekommen." "Hast du sie gut erzogen?" "Sie sind mein Lebenswerk." Der Engel lächelt meine Oma an. Aus ihrem Rücken wachsen Flügel empor. "Mach's gut, mein Häschen!", ruft sie mir noch zu und fliegt dann fröhlich weg. "Und was hast du in deinem Leben geschaffen?" Diese Frage war an mich gerichtet. "Bin ich nicht eigentlich noch zu jung zum sterben gewesen?" "Das kann ich dir nicht beantworten. Was hast du denn geschaffen?" "Ich war Supermodel." Der Engel sieht mich kritisch an. Er schüttelt seinen Kopf und zeigt mit dem Zeigefinger nach unten. Unter der Wolke öffnet sich ein Portal und ich... Falle!

Mit rasendem Herzen wache ich auf! Was war das eben? Nur ein Traum? Was für ein Albtraum...

Den Tod vor Augen (Magersucht)Where stories live. Discover now